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Historiker Paul Nolte
"Wir stecken in einer Krise der Demokratie"

"Demokratie heißt nicht, dass es egal ist, wer da oben sitzt", sagte der Zeithistoriker Paul Nolte im Dlf. Über die Auswahl von Führungspersonal müsse man diskutieren können. "Sozialismus, Konservatismus, Liberalismus - das trägt alles nicht mehr so trennscharf", so Nolte - und das bekomme auch die SPD zu spüren.

Paul Nolte im Gespräch mit Britta Fecke |
    Paul Nolte
    Paul Nolte ( Horst Galuschka / dpa)
    In Zeiten, die weniger ideoogisch geprägt seien, habe die Bedeutung von Personen zugenommen. Seit den 80er-Jahren sei außerdem das Aufkommen des populistischen Politikstils zu beobachten. Silvio Berlusconi, Jörg Haider - heute Donald Trump, Viktor Orban und Recep Tayyip Erdogan. Es sei Zeit für Wachsamkeit, wenn beispielsweise Viktor Orban in Ungarn eine "illiberale Demokratie" einführen wolle.
    Charismatische Politiker sind wichtig
    In anderen europäischen Ländern gebe es Beispiele wie Jeremy Corbyn in Großbritannien oder Emmanuel Macron in Frankreich. Das zeige, dass auch Politiker der demokratischen Mitte mobilisieren könnten und nicht nur die Populisten. Gleichzeitig fehle es in Deutschland an charismatischen Persönlichkeiten, die die Demokratie glaubhaft verkörperten.