
Papier wird knapp, Halbleiter für die Autoproduktion können nicht geliefert werden, und schon droht auch das ein oder andere Spielzeug nicht rechtzeitig zu Weihnachten anzukommen. Der Mangel an Waren beschäftigt die Gesellschaft, sorgt für Schlagzeilen und wirkt bedrohlich. Dabei, so der Historiker Frank Trentmann, Autor des Buchs "Die Herrschaft der Dinge" ist alles "in historischem Rahmen betrachtet, nicht so schlimm."
Wunsch nach riesigem Angebot
Die moderne Geschichte, so Trentmann, ist durchzogen von Kriegen und Mangelerfahrungen, denen sich der Kapitalismus stellen muss. Doch die augenblickliche Mangelsituation, "empfinden wir als bedrohlich, weil wir uns an ein riesiges Sortiment an Angeboten gewöhnt haben." Dennoch ist unser Gefühl, dass diese Dinge immer vorhanden sein sollten. Dabei, so Trentman, "sind Spiele und Schuhe ja nicht verschwunden."
Auch der Eindruck, dass während der Corona-Pandemie weniger konsumiert wurde, täuscht, so der Historiker. "Der Konsum ist nie verschwunden." Statt Hosen haben die Menschen mehr Elektronik gekauft. Zwar gebe es schon lange die Sehnsucht, "dass wir mit weniger leben können, das hat aber nie dazu geführt, dass die Menschen sich einschränken."
Emotionale Komponente
In der Vergangenheit sind Gesellschaften mit viel größten Mangelsituationen klar gekommen. Und auch die aktuelle Lage, habe keine große politische Brisanz, sagt Frank Trentmann. Es ist eher eine emotionale Komponente. "Mangel kommt uns in die Quere. Das Verlangen nach Gütern benötigt die Vorfreude und das erleben wir in den aktuellen Debatten um den Mangel."Auch wenn Konsum extrem wichtig ist für eine moderne Gesellschaft, sollten wir lernen, besser zu konsumieren. "Der Mangel kann eine kleine Glühbirne anzünden. Wir sollten lernen, weniger kann mehr sein."