"Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, als gebe es ein allgemeines Menschenrecht, das da lautet: Wir wandern jetzt in einen Staat unserer Wahl ein", so Winkler. Die Rettung von Menschenleben verpflichte nicht dazu, Menschen in die EU einwandern zu lassen. Wer diese Botschaft nach Afrika sende, handle nicht moralisch, sondern verantwortungslos. "Es wäre Selbstüberhebung zu meinen, man könne auf deutschem, französischem oder britischen Boden die Menschenrechte für alle Welt verwirklichen."
Sorgen der Menschen nicht beschönigen oder verdrängen
Winkler rief insbesondere Deutschland auf, sich nicht als die moralische Leitnation Europas zu gebärden. Das sei leider immer wieder geschehen, auch wegen eines deutschen Kompensationsbedarfs aufgrund der Geschichte. Andere Staaten seien da deutlich nüchterner. Winkler warnte davor, Probleme, die viele Menschen besorgten, zu beschönigen oder zu verdrängen. Wenn dies dazu führe, dass sich viele von links und aus der Mitte nach rechts wendeten, dann sei das für die politische Kultur der Demokratie hochgefährlich. Das gelte für alle westlichen Demokratien.
"Viel tun, um objektiven Fluchtursachen entgegenzuwirken"
Stattdessen, so Winkler weiter, könne und müsse die EU viel tun, um objektiven Fluchtursachen entgegenzuwirken. Das gelte für die europäische Agrarpolitik und für die Entwicklungshilfe. Dazu gehöre aber auch, Ursachen anzusprechen, die häufig nicht thematisiert würden: die grassierende Überbevölkerung in fast allen afrikanischen Ländern, das Fehlen von "guter Regierung" und die Korruption.