Die militärische Entwicklung hatte die Führung der NSDAP, der Wehrmacht und der SS zum Handeln gezwungen. Die Westalliierten waren in Frankreich auf dem Vormarsch, sie hatten Paris befreit und marschierten Richtung Rhein. Im Osten standen die sowjetischen Truppen an der deutschen Grenze, die ersten waren schon nach Ostpreußen vorgerückt. Nun sollten auch Männer zur Verteidigung herangezogen werden, die bisher zu jung, zu alt, oder aus anderen Gründen als "unabkömmlich" galten. Als letzte Reserve des Deutschen Reiches wurden 6 Millionen Menschen in den Krieg geschickt. In einer Ansprache an die ersten Volkssturmbataillone drohte SS-Führer Heinrich Himmler in Königsberg den Alliierten mit deren totaler Vernichtung, und er schwor die Bataillone auf den Kampf ein:
Unsere Gegner müssen begreifen lernen, jeder Kilometer, den sie in unser Land vordringen wollen, wird Ströme ihres Blutes kosten. Jeder Häuserblock einer Stadt, jedes Dorf, jedes Gehöft, jeder Graben, jeder Busch, jeder Wald wird von Männern, Knaben und Greisen, und wenn es sein muss, von Frauen und Mädchen verteidigt.
Der Krieg war in der Propaganda der NS-Ideologen nicht nur eine militärische Auseinandersetzung, sondern ein rassischer Überlebenskampf, in dem Deutschland nur siegen oder im Sturm untergehen konnte.
Aber noch, meine Parteigenossen, ist Sturm. Sturm auf uns, aus Ost aus West, aus Süd. Sturm auf alles, was uns teuer ist. Sturm auf Deutschland. Aber es ist auch Sturm unseres Volkes gegen und auf alles, was uns vernichten und auslöschen will. Es ist Volkssturm gegen die anbrandende Gefahr.
Gerd Brehm war 15 Jahre alt, als er mit dem vierten Aufgebot zum Volkssturm eingezogen wurde. Heute erinnert sich der 75-jährige an die Begegnungen an der Front mit den regulären Wehrmachtangehörigen.
Da haben die eigenen Soldaten noch gesagt – unterwegs teilweise: Junge, du hattest nichts zu suchen an der Front, ja und da haben sie ihm die Hosenbeine abgeschnitten und gesagt: Du bist ein Junge und kein Soldat.
Offiziell sollte der Volkssturm die bedrängten Wehrmachteinheiten an der Front und insbesondere in den Städten im Nahkampf unterstützen. Der Volkssturm wurde aber auch im Innern eingesetzt, etwa zur Bewachung von Zwangsarbeitern, zur Verfolgung von Deserteuren oder zur Liquidierung von so bezeichneten Wehrkraftzersetzern. Das deutsche Volk war im Herbst 1944 kriegsmüde. Immer schwerer fiel es den Ideologen in Partei und Militär, die Kampfmoral aufrecht zu erhalten. BBC-Kommentator Hugh Carlton Greene rief sogar dazu auf, dass sich der Volkssturm gegen das NS-Regime wenden solle.
Alle deutschen Männer von 16 bis 60 sollen bewaffnet werden. Wer Waffen trägt, kann handeln. Wenn diese Waffen gegen die wahren Feinde Deutschlands gerichtet werden, gegen die Feinde im Inneren, dann mag Deutschland noch zu retten sein. Dann wird der Volkssturm nicht gleichbedeutend sein mit Volksmord.
An eine deutsche Volkserhebung gegen Hitler war jedoch nicht zu denken. Teils fanatisiert, teils verzweifelt versuchten die Volkssturmangehörigen, die letzten Kriegsmonate lebend zu überstehen. Die täglichen Bomberangriffe und endlosen Flüchtlingsströme ließen erahnen, dass das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft nur noch eine Frage von Wochen oder Monaten sein würde. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht. Die Volkssturmangehörigen kamen in Kriegsgefangenschaft oder galten als vermisst. Eine offizielle Statistik über die Toten konnte niemals ermittelt werden.
(Die Autoren gehören einer studentische Arbeitsgruppe der Humboldt-Universität Berlin an.)
Unsere Gegner müssen begreifen lernen, jeder Kilometer, den sie in unser Land vordringen wollen, wird Ströme ihres Blutes kosten. Jeder Häuserblock einer Stadt, jedes Dorf, jedes Gehöft, jeder Graben, jeder Busch, jeder Wald wird von Männern, Knaben und Greisen, und wenn es sein muss, von Frauen und Mädchen verteidigt.
Der Krieg war in der Propaganda der NS-Ideologen nicht nur eine militärische Auseinandersetzung, sondern ein rassischer Überlebenskampf, in dem Deutschland nur siegen oder im Sturm untergehen konnte.
Aber noch, meine Parteigenossen, ist Sturm. Sturm auf uns, aus Ost aus West, aus Süd. Sturm auf alles, was uns teuer ist. Sturm auf Deutschland. Aber es ist auch Sturm unseres Volkes gegen und auf alles, was uns vernichten und auslöschen will. Es ist Volkssturm gegen die anbrandende Gefahr.
Gerd Brehm war 15 Jahre alt, als er mit dem vierten Aufgebot zum Volkssturm eingezogen wurde. Heute erinnert sich der 75-jährige an die Begegnungen an der Front mit den regulären Wehrmachtangehörigen.
Da haben die eigenen Soldaten noch gesagt – unterwegs teilweise: Junge, du hattest nichts zu suchen an der Front, ja und da haben sie ihm die Hosenbeine abgeschnitten und gesagt: Du bist ein Junge und kein Soldat.
Offiziell sollte der Volkssturm die bedrängten Wehrmachteinheiten an der Front und insbesondere in den Städten im Nahkampf unterstützen. Der Volkssturm wurde aber auch im Innern eingesetzt, etwa zur Bewachung von Zwangsarbeitern, zur Verfolgung von Deserteuren oder zur Liquidierung von so bezeichneten Wehrkraftzersetzern. Das deutsche Volk war im Herbst 1944 kriegsmüde. Immer schwerer fiel es den Ideologen in Partei und Militär, die Kampfmoral aufrecht zu erhalten. BBC-Kommentator Hugh Carlton Greene rief sogar dazu auf, dass sich der Volkssturm gegen das NS-Regime wenden solle.
Alle deutschen Männer von 16 bis 60 sollen bewaffnet werden. Wer Waffen trägt, kann handeln. Wenn diese Waffen gegen die wahren Feinde Deutschlands gerichtet werden, gegen die Feinde im Inneren, dann mag Deutschland noch zu retten sein. Dann wird der Volkssturm nicht gleichbedeutend sein mit Volksmord.
An eine deutsche Volkserhebung gegen Hitler war jedoch nicht zu denken. Teils fanatisiert, teils verzweifelt versuchten die Volkssturmangehörigen, die letzten Kriegsmonate lebend zu überstehen. Die täglichen Bomberangriffe und endlosen Flüchtlingsströme ließen erahnen, dass das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft nur noch eine Frage von Wochen oder Monaten sein würde. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht. Die Volkssturmangehörigen kamen in Kriegsgefangenschaft oder galten als vermisst. Eine offizielle Statistik über die Toten konnte niemals ermittelt werden.
(Die Autoren gehören einer studentische Arbeitsgruppe der Humboldt-Universität Berlin an.)