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Hitlers "Mein Kampf"
"Gegen falsches Denken hilft nur Bildung"

Nach 70 Jahren kommt Hitlers "Mein Kampf" wieder in den Buchhandel. Es sei ungemein wichtig, zu wissen, was Hitler gedacht habe, bevor er zur Tat schreiten konnte, sagte die Politologin Barbara Zehnpfennig im DLF. Die Entscheidung des Freistaates Bayern, das Buch unter Verschluss zu halten, habe sie nicht verstanden.

Barbara Zehnpfennig im Gespräch mit Maja Ellmenreich |
    Das geöffnete Buch von Adolf Hitlers Propagandaschrift "Mein Kampf" steht in einem Bücherregal.
    Das Urheberrecht ist abgelaufen, ab diesem Jahr darf das Buch wieder gedruckt werden. (picture alliance / dpa / Horst Ossinger)
    In Zeiten, in denen Rechtspopulismus und Fremdenhass in Europa spürbar sind, käme die Neuerscheinung von Hitlers "Mein Kampf" gerade zum richtigen Zeitpunkt. "Da kann man ergründen, woher der Fremdenhass kommt, was in den anderen hineinprojiziert wird, um ihn dann so hassen zu können", sagte die Politologin Barbara Zehnpfennig im Deutschlandfunk. 70 Jahre lang durfte das Werk nicht verkauft werden. Doch nun sind die Urheberrechte an Hitlers "Mein Kampf" erloschen. Am 8. Januar wird das Institut für Zeitgeschichte in München eine 2.000 Seiten lange, kommentierte Ausgabe herausgeben.
    Durch die Tabuisierung gelte es noch immer als ein giftiges Buch, das man nicht anfassen dürfe. Doch: "Wir haben jetzt 70 Jahre Demokratie-Erfahrung. Wenn man dem Bürger dann noch immer nicht zutraut, verantwortungsvoll und sachlich mit solch einer Schrift umzugehen, dann weiß ich nicht, warum man ihn überhaupt noch wählen lässt", sagte Barbara Zehnpfennig.
    "Warum man bei Hitler die große Ausnahme macht, hat sich mir nie erschlossen"
    Bei anderen Hetzschriften habe man keine solche Vorsicht walten lassen. Als Beispiel nennt die Professorin der Universität Passau und Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des politischen Denkens die Schriften von Lenin, Stalin und Trotzki. Auch diese Hetzschriften voller Hass gegen bestimmte Volksgruppen seien problemlos erhältlich. "Warum man bei Hitler die große Ausnahme macht, hat sich mir nie erschlossen", sagte die Politikwissenschaftlerin. Hitlers zweites Buch habe 1961 fast unbemerkt erscheinen können. "Es enthält nicht viel anderes, aber da es nicht mit diesem Mythos versehen war, hat niemand groß aufgemerkt", so Zehnpfennig.
    Das Buch umfasse einmal Hitlers Weltanschauung und sein Programm, was die Innen- und die Außenpolitik angehe. "Und man sieht – wenn man es unvoreingenommen liest – dass die Weltanschauung die Grundlage für alles Weitere ist." Sein Fahrplan sei die Umsetzung seiner Weltanschauung gewesen. Anders als Christian Hartmann von Institut für Zeitgeschichte, der die Neuausgabe von Hitlers "Mein Kampf" und die Arbeit am wissenschaftlichen Kommentar geleitet hat, sieht Zehnpfennig darin "gar nichts Irres oder gar kein Gebräu oder Ähnliches, sondern eigentlich eine fast erschreckende Logik".
    Zum Vorstoß des Deutschen Lehrerverbandes, das Buch künftig im Unterricht zu thematisieren, sagte sie: "Gegen jede Art des falschen Denkens hilft nur Bildung. Wenn man erst militärisch oder polizeilich einsetzt, ist es schon zu spät. Man muss beim Denken beginnen und dazu muss man dieses Denken kennen. Und dazu gibt es keinen besseren Ort als die Schule."
    Das vollständige Interview können Sie mindestens sechs Monate lang in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
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