Maßnahmen bei Hitzewellen
Wie Hitzeaktionspläne bei Extremwetter helfen sollen

Mit einer gezielteren Krisenkommunikation, Hitzeschutzplänen und anderen Maßnahmen soll die Bevölkerung in Deutschland besser auf Hitzewellen vorbereitet werden. Bund, Länder, Städte und Gemeinden wollen aktiv werden - aber einen bundesweiten Hitzeplan gibt es nicht.

    Hitze in der Stadt
    Rasensprenger sind vor dem Kanzleramt im Einsatz (picture alliance/dpa | Paul Zinken)
    Um auf die Gesundheitsgefahr durch Extremwetter mit hohen Temperaturen besser reagieren zu können, werden auch in Deutschland zunehmend Hitzeaktionspläne aufgestellt. Debattiert wird - teils schon seit Jahren - über mittel- und langfristige Maßnahmen wie den Ausbau der Grünflächen in Großstädten und eine angepasste Stadtinfrastruktur, um für Hitzewellen besser gewappnet zu sein.
    Neben solchen Schritten, die meistens auch im Zusammenhang mit der Anpassung an die globale Erwärmung genannt werden, rücken zunehmend konkrete, kurzfristige Aktionspläne zu akuten Hitzelagen in den Vordergrund. Es geht unter anderem um eine gezieltere Krisenkommunikation.
    Statista
    Was macht und plant der Bund?
    Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) nannte am 13. Juli im Dlf-Interview unter anderem die von der Ampel-Koalition geplante Wasserstrategie, mit der unter anderem "Dürrevorsorge" betrieben werden solle. Außerdem sei wichtig, dass es "Priorität für die Trinkwasserversorgung für die Menschen in jeder Situation geben muss".
    Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne)
    Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) (picture alliance/dpa | Michael Bahlo)
    Lemke appellierte in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe an die Kommunen: "Viel mehr Städte und Gemeinden sollten ihre Vorsorgemaßnahmen mit einem eigenen Hitzeaktionsplan organisieren." Neben dem Umweltministerium ist aber auch das Bundesgesundheitsministerium für das Thema Hitzeaktionspläne zuständig. Den einen einheitlichen deutschlandweiten Hitzenot- oder Aktionsplan gibt es aber nicht. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung heißt es, "Hitzevorsorge" solle Teil eines Klimaanpassungsgesetzes werden.
    Lemke nannte im Dlf zudem "Klima-Anpassungsmaßnahmen für soziale Einrichtungen in den Kommunen, vor allem für Gruppen, die besonders von Hitze betroffen seien, zum Beispiel Klima-Anpassungsmaßnahmen in Krankenhäusern, in Kindertagesstätten als Verschattungsmaßnahmen". Die Ministerin erwähnte noch einen "Praxisleitfaden des Umweltbundesamtes zur Vorsorge gegen Hitze und Dürre in den Kommunen sowie eine "Schattenspender-Kampagne" - eine Mitmach-Kampagne zu Verhaltenstipps bei Hitze besonders für vulnerable Gruppen.
    "Laut WHO ist die Verständigung auf eine Leitungsinstitution sinnvoll. Vor dem Hintergrund der in Deutschland dezentral beziehungsweise föderal geteilten Zuständigkeiten wird die Einrichtung einer zentralen Koordinierungsstelle empfohlen", heißt es in den Handlungsempfehlungen des Umweltbundesamts. Die Behörde schlägt den Bundesländern vor: "Eine zentrale Koordinierungsstelle sollte auf Landesebene beispielsweise in einer Gesundheitsbehörde eingerichtet werden."
    Die Handlungsempfehlungen enthalten neben Informationen zum Hitzewarnsystem nach Definition des Deutschen Wetterdienstes eine Vielzahl von Maßnahmen: von der Aufstellung von Trinkwasserspendern in Gebäuden und im öffentlichen Raum bis zur Einrichtung sogenannter „Cooling Centres“, zum Beispiel öffentliche, kühle Räumlichkeiten, etwa in Behörden, Einkaufspassagen, Kirchengebäuden, Büchereien und Bahnhöfen.
    Wie gehen Länder und Kommunen mit der Hitze um?
    In Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, wurde nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums bislang kein landesweiter Hitzeaktionsplan verabschiedet. "Allerdings wird aktuell sondiert, inwieweit in Ergänzung zu kommunalen Hitzeaktionsplänen ein landesweiter integrierter Hitzeaktionsplan NRW als Beitrag zur Klimaanpassungsstrategie NRW erstellt werden kann", teilte eine Sprecherin des Ministeriums mit. Es gebe bereits einen Hitzewarndienst sowie die Info-Website www.hitze.nrw.de. In Hessen wurde bereits als Reaktion auf den Hitzesommer 2003 eine Arbeitsgruppe zur Gesundheitsprävention bei Hitzeperioden eingerichtet.
    Berlin entwickelte als erstes Bundesland ein Hitzeschutz-Konzept für das Gesundheitswesen. Pflegekräfte sollen ihre Patientinnen und Patienten darauf hinweisen, ausreichend viel zu trinken. Das Personal in Krankenhäusern soll darauf achten, Medikamente kühl zu lagern. Risikopatienten sollen in Zimmer verlegt werden, die Richtung Norden liegen oder klimatisiert sind.
    Was im Berliner Hitzeschutz-Plan steht, klingt nach banalem Standardwissen. Peter Boppert, Präsident der Berliner Ärztekammer, sagt: "Es ist sehr trivial. Aber diese Selbstverständlichkeit ist leider keine Realität." Nur so erklärt sich der Mediziner die Zahl von 1.400 Hitzetoten, die es allein in Berlin-Brandenburg zwischen 2018 und 2020 gegeben hat.
    Köln hat einen ähnlichen Hitzeaktionsplan wie Berlin - fokussiert ebenfalls auf ältere Menschen. Vergleichbare Pläne gibt es in zahlreichen anderen Städten und Gemeinden in Deutschland.
    Welche Hitzepläne gibt es im europäischen Ausland?
    Hitzenotpläne bestehen unter anderem in EU-Staaten wie Frankreich, Italien und Spanien. Frankreich habe aus der tödlichen Hitzewelle von 2003 gelernt, berichtete "Die Zeit". Seitdem bestünden Register mit allen alleinstehenden Personen über 60 Jahren: "Bei einer Hitzewarnung für mindestens drei Tage und drei Nächte werden sie systematisch angerufen, Sozialarbeiter bringen Wasser und beraten die Senioren, wie sie einen Hitzschlag vermeiden können. Außerdem bietet jedes Rathaus gekühlte Räume an, in denen sich gefährdete Personen tagsüber aufhalten können". In Großbritannien gibt es bereits seit Jahren einen "Heatwave"-Plan - zumindest für England.
    Quellen: Dlf, Ann-Kathrin Jeske, dpa, Zeit Online, tei