Für manche Menschen werden extrem hohe Temperaturen in diesem Sommer zur tödlichen Gefahr. Neue Untersuchungen beleuchten den Zusammenhang zwischen einer Häufung von Hitzewellen und einer erhöhten Sterblichkeit.
Was bekannt ist über die Zahl der Hitzewochen in Deutschland
Insbesondere eine Studie, erschienen vor wenigen Tagen im "Deutschen Ärzteblatt", gibt einen guten Einblick in die Situation in Deutschland. Darin haben Forschende des Robert-Koch-Instituts, des Deutschen Wetterdienstes und des Umweltbundesamts die Anzahl hitzebedingter Sterbefälle in den Jahren 2018 bis 2020 analysiert. Sie verglichen die Daten mit Zahlen aus den letzten drei Jahrzehnten. Nach den Berechnungen der Wissenschaftler kam es 2018, in einem besonders warmen Jahr, zu 8.700 hitzebedingten Todesfällen.
Vereinfacht gesagt haben die Forschenden für unterschiedliche Regionen und Altersgruppen analysiert, ab welcher Durchschnittstemperatur es zu einer deutlichen Steigerung der Todesfälle im Zusammenhang mit der Temperatur kam. Bei rund 20 Grad Durchschnittstemperatur in der Woche - also im Mittel aus Tag und Nachttemperaturen - war das der Fall.
Wochen, die über diesem Schwellenwert lagen, haben sie als Hitzewochen definiert. Und hier ermittelte das Forschungsteam dann, welche Sterblichkeit unterhalb des Schwellenwerts zu erwarten gewesen wäre - und wie viele Tote dann durch die Hitze hinzukamen. Insgesamt zeigt die Analyse: 2018 bis 2020 gab es mehr solcher Hitzewochen als in den Jahren zuvor.
Vergleich zu den Hitzesommern 1994 und 2003
Es kommt zwar zu mehr Hitzetoten als in den Jahren kurz zuvor, doch wenn man einen längeren Zeitraum betrachtet, dann stechen die Jahre 1994 und 2003 hervor. Das waren auch Jahre mit sehr heißen Sommern. Verglichen mit 2018 starben hier einige hundert bis 1.000 Menschen mehr. Auch der direkte Vergleich der Hitzewochen mit derselben Durchschnittstemperatur zeigt: Heute sterben weniger Menschen durch die Hitze als früher.
Zumindest vermuten die Studienautoren, dass wir eine erhöhte Sensibilität im Umgang mit extremer Hitze heute haben. Das könnte die leichte Abnahme des Temperatureffekts auf die Sterblichkeit erklären. Also: Die Menschen trinken mehr oder begeben sich schneller in kühlere Räume.
Dass wir uns physiologisch an dauerhaft erhöhte Temperaturen gewöhnen könnten, das ist ein Trugschluss. Und darin liegt die Gefahr der zunehmenden Anzahl an Hitzeperioden. Besonders Menschen mit Atemwegserkrankungen sind gefährdet während Hitzeperioden zu versterben. Das zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen Wetterdienstes.
Der Einfluss des Klimawandels
In einer Studie von 2021 in "Nature Climate Change" haben Forschende die Hitzetodesfälle in 740 Städten weltweit von 1991 bis 2015 analysiert und simuliert, wie viele Todesfälle es ohne Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur gegeben hätte. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss: Jeder dritte Todesfall hätte verhindert werden können. Im Schnitt sind das rund 100.000 Hitzetote pro Jahr.
Auch der „The Lancet Countdown“, ein Bericht, der seit 2017 regelmäßig die Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit analysiert, zeigt, dass weltweit 2019 ein Höhepunkt an Hitzetodesfällen erreicht wurde. In Europa sank zwar in den letzten Jahren den Studienautoren zufolge die Anzahl hitzebedingter Todesfälle. Dennoch ist Europa mit rund 108.000 Todesfällen pro Jahr immer noch die am stärksten betroffene Region weltweit.
Was getan werden kann, um hitzebedingte Todesfälle zu vermeiden
In erster Linie natürlich: Den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur begrenzen. So zeigt der neueste Sachstandsbericht des Weltklimarats, dass jedes Grad das Sterblichkeitsrisiko durch Hitzewellen signifikant steigert. Die Autoren betonen aber auch, dass verhindert werden müsse, dass sich die Städte zu stark aufheizten.
Auch Klimaanlagen helfen, zeigt der „The Lancet Countdown“-Bericht. Schätzungen zufolge haben Klimaanlagen 2019 195.000 Hitze-Todesfälle bei über 65-Jährigen verhindert. Doch Klimaanlagen stoßen irgendwann an ihre Grenzen und solange sie nicht mit Ökostrom laufen, tragen sie erheblich zu zusätzlichen Treibhausgas-Emissionen bei.