"Das besonders Wichtige an unserer Studie war, dass wir auch den genetischen Code des Virus festgestellt und abgeglichen haben. Und wir konnten dann eben bestimmte Infektionsrouten ausschließen", sagte Dr. Oliver Ratmann.
So sei festgestellt worden, dass sehr wenige der Neuansteckungen unter Männern in den Niederlanden von bereits Infizierten übertragen wurden, die schon diagnostiziert wurden und Medikamente einnehmen. Demnach gehe die größte Gefahr von Männern aus, die nicht wissen, dass sie infiziert sind, sagte der Public-Health-Forscher vom Imperial College London.
"Insbesondere sind geschätzte 40 Prozent der Neuansteckungen auf Männer zurückzuführen, die selbst vor weniger als einem Jahr angesteckt wurden. Es ist natürlich eine große Herausforderung, diese Neuinfektion so früh festzustellen und dann eben an diese Männer heranzukommen, die dann doch fast die Mehrzahl an Neuinfektionen verursachen."
Die gewonnenen Erkenntnisse zeigen, dass mehr als die Hälfte der HIV-Neuansteckungen unter den untersuchten Männern, die Sex mit Männern haben, verhindert werden hätten können, und zwar durch deutlich verbesserte HIV-Test Angebote, schnellstmöglichen Therapiebeginn nach Neudiagnose und Zugang zur HIV-Präventions-Pille Truvada. Im Gegensatz zu den USA, ist Truvada in Europa zwar als Medikament zur Behandlung von Infizierten erhältlich, aber nicht zur Präventation.
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