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Hochbegabtenförderung
Juniorstudiengang oder Extraunterricht

Das Hamburger Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium kümmert sich gezielt um die Begabtenförderung von Schülern. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Konzepte, wie das innerhalb der Schule oder auch durch Zusatzstunden an der Uni umgesetzt werden kann.

Von Axel Schröder |
    Eine Studentin der Schulpädagogik schreibt am 17.10.2012 während einer Vorlesung in einem vollen Hörsaal in der Universität in Tübingen (Baden-Württemberg) mit.
    Einige Schüler dürfen in Hamburg auch schon Vorlesungen an der Universität besuchen. (picture alliance / dpa - Jan-Philipp Strobel)
    Merle, Solvei und Yusuf sind schneller als ihre Mitschüler. Alle drei profitieren von der Hochbegabtenförderung des Hamburger Emilie-Wüstenfeld-Gymnasiums:
    - "Ja, wir waren immer sehr schnell fertig. Und es war immer sehr einfach für uns. Und deswegen hatten wir auch gute Noten. Und dann haben die Lehrer gemerkt, dass wir das auch schaffen würden, das dann auch nachzuarbeiten, weil wir im Unterricht dann rausgehen. Und dann sind wir zur Begabtenförderung."
    - "Meine Lehrerin hat mir gesagt, dass ich zur Begabtenförderung gehen soll, weil ich sprachenbegabt bin und in Mathe sehr gut bin. Mich immer melde!"
    An den Hamburger Stadtteilschulen und den Gymnasien wird neuerdings eine Lehrkraft abgestellt, um sich um die besonders starken Schülerinnen und Schüler zu kümmern. 132 Lehrerinnen und Lehrer in der Hansestadt wurden dafür speziell geschult und koordinieren die Förderung. Martina Dege ist didaktische Leiterin am Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium, daneben berät sie Schüler in allen Fragen der Berufsorientierung.
    Nicht jeder nutzt das Angebot
    "Auf jeder Zeugniskonferenz wird bei jedem Schüler hingeschaut. Muss der gefördert oder gefordert werden. Das ist immer diese Teilung, die wir machen. Jeder Schüler hat so einen Bogen, in dem genau festgehalten ist, wie er zu behandeln ist. Und dann bieten wir ihnen solche Dinge an. Und für die Hochbegabten ist es eben so, dass von den 120 viele sagen: Nee, will ich nicht, oder: Ich mache ganz viel Sport. Oder: Ich spiele schon jeden Tag drei Stunden Cello – das reicht! Die können dann aber auch immer noch an Wettbewerben teilnehmen, wenn sie wollen. Die würden wir auch unterstützen. Wir haben gegenwärtig auch drei Schüler, die im sogenannten Juniorstudium stecken."
    Und dieses Juniorstudium findet in Kooperation mit der Hamburger Universität statt. Die 18-jährige Stella ist eine der drei Schülerinnen, die neben der Schule auch schon die Uni besuchen. Stella hat neben dem Unterricht in Klasse 10 auch noch ein literaturwissenschaftliches Einführungsseminar besucht:
    - "Und dann habe ich zum Beispiel was zum Thema Dadaismus gemacht, oder Thomas Mann. Auf jeden Fall hat es mir unglaublich viel gegeben. Man bekommt die Bestätigung, dass man das gut kann. Und man darf das machen, wozu man Lust hat und was im Unterricht für mich nicht genug thematisiert wurde. Oder wo ich Lust hatte, noch viel auch außerhalb der Schule zu machen. Und ich habe dafür selten Unterricht ausfallen lassen. Das ist möglich – ich habe es auch gemacht – aber nur so eine Stunde die Woche. Das war nicht viel. Ich habe es meistens eher nach der Schule gemacht."
    Aber natürlich, erzählt Stella, war es zuerst auch ein bisschen ungewohnt, zwischen all den anderen, älteren Studenten zu lernen. Bei den anderen besonders begabten Schülerinnen und Schüler muss der Stundenplan die zusätzliche Förderung möglich machen.
    Verschiedene Konzepte für die Begabtenförderung
    Kurse, in denen sie vielleicht weniger gut abschneiden, können sie nicht einfach ausfallen lassen, um dann eine Förderstunde zu besuchen, erklärt die didaktische Leiterin am Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium Martina Dege. Dann müsse man anderen Wegen suchen:
    "Es gibt noch das sogenannte Drehtürkonzept – das hatten wir auch schon mal. Das war ein Schüler, der hatte muttersprachlich Englisch und langweilte sich zu Tode in seinen Englisch-Kursen. Und der ist dann einfach drei Klassen drüber in die Kurse mit reingegangen. Das ist aber stundenplantechnisch im Augenblick nicht zu bewerkstelligen, weil uns das so blockieren würde. Und wir haben eine große Raumnot."
    Und diese Raumnot, erklärt Martina Dege, macht es auch schwer, innerhalb des regulären Unterrichts die besonders starken Schüler ganz differenziert zu fördern, mit zusätzlichen Lernstoff zu versorgen.
    "Wir haben in der Regel 28 Schüler pro Klasse. Und wir haben keine Differenzierungsräume. Ich kann jetzt nicht sagen: Ich nehme die fünf Besten aus einer Gruppe und versorge die mit einem Zusatzmaterial, was sie in Ruhe nebenan bearbeiten können. Das geht leider nicht."
    Aber ein Anbau für das Gymnasium ist schon beschlossene Sache. Das wird, hofft Martina Dege, die Raumnot etwas lindern. Zusätzliche Stellen für die flächendeckende Hochbegabtenförderung in Hamburg wurden nicht geschaffen. Aber die damit beschäftigten Lehrerinnen und Lehrer dürfen dafür ein paar Stunden weniger unterrichten als ihre Kollegen.