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Hochhausbrand Grenfell Tower
Suche nach Toten, Hilfe für Überlebende

Einen Monat nach dem Hochhausbrand im Grenfell Tower in London ist noch immer unklar, wie viele Menschen in dem Feuer ums Leben kamen. Mindestens 80 sollen es sein. Die Suche nach Wohnungen für die Überlebenden ist schwierig. Und die Debatte über Brandschutz in Hochhäusern ist längst nicht beendet.

Von Thomas Spickhofen |
    Man sieht ein ausgebranntes Gebäude vor wolkenbehangenem Horizont
    Vier Wochen nach der Brandkatastrophe: Das zerstörte Hochhaus Grenfell Tower in London (imago stock&people)
    Peter Deakans ist Architekt. Er arbeitete damals in den Siebzigern bei dem Unternehmen, das die Hochhäuser in Kensington hochzog, zu denen auch der Grenfell-Tower gehört. Jetzt steht Deakans vor den Ruinen, zum ersten Mal seit dem Inferno vor einem Monat. Furchtbar, sagt er, es gebe keine Worte dafür, er will es auch gar nicht erst versuchen, die Vorstellung sei kaum auszuhalten.
    Wenn er denke, welche Hoffnungen man damals mit dem Bau verbunden habe, Wohnraum zu schaffen für jene, denen es nicht so gut gehe, die nicht so viel Geld haben, und dann dieser Kontrast, was passiert sei, es sei schrecklich, sagt Deakans.
    Auf der Suche nach Knochensplittern und Zähnen
    Seit einem Monat ragt der ausgebrannte Wohnturm als ein schwarzes Skelett in den Himmel im Westen von London. Nach dem Brand haben ihn nur noch Feuerwehrleute und Fahndungsspezialisten betreten. Niemand weiß, wie viele Menschen in dem Feuer zu Tode gekommen sind. Die offizielle Zahl lautet: mindestens 80. Davon wurden 32 tatsächlich identifiziert, aber Überlebende und Anwohner sagen: Es müssen viel mehr Menschen in dem Gebäude gewesen sein. Sergeant Alistar Hudgens hat mit seinem Team nach Spuren gesucht.
    "Meine Leute sind auf allen vieren durch die Flure und Appartements gekrochen. Sie hatten engmaschige Siebe dabei, mit denen wir kleinste Knochensplitter und Zähne finden können. Wir garantieren, dass wir damit alles finden, was zur Identifizierung eines Körpers beitragen kann."
    Neue Wohnungen sollen gekauft und gebaut werden
    Die britische Regierung hat eine Untersuchungskommission eingesetzt. Aber das Vertrauen der Betroffenen ist brüchig, sowohl zum Vorsitzenden der Kommission wie auch zur Stadtteilverwaltung. Deren Chef und sein Vertreter mussten bereits zurücktreten, jetzt hält Elizabeth Campbell die Fäden in der Hand. Rund 300 Millionen Pfund hat der reiche Stadtteil Kensington auf der hohen Kante, mit einem Teil davon will Campbell leer stehende Wohnungen kaufen und neue Sozialwohnungen bauen. Gut zwei Dutzend Familien wird eine vorübergehende Unterkunft bezahlt.
    "Wir sagen den Leuten: Versucht das mal für ein Jahr, wenn es für Euch nicht gut ist, dann suchen wir etwas anderes. Aber das ist schwierig, wir leben in einem überfüllten Stadtteil. Wir wollen Häuser in der Nähe finden, aber es gibt sie im Moment nicht."
    Immer noch ist unklar, warum sich das Feuer so rasend schnell ausbreitete: ob das verwendete Material für die Außenverkleidung zulässig war oder nicht, ob es richtig angebracht war oder nicht, ob die Bauaufsicht versagt hat oder nicht. Landesweit werden zurzeit alle Hochhäuser mit ähnlicher Fassade überprüft, mehr als 200 haben den Test bereits durchlaufen – und alle sind durchgefallen.