"Wir hoffen drauf, dass Leute, die auch ins Ausland möchten, kulanter sind und Zwischenmieten anbieten. Also, wir haben schon das Gefühl, dass Wohnungen, die zur Zwischenmiete sind, häufig gar nicht so gut weggehen."
sagt Raphael Kiesel, Vorsitzender des ASTA der RWTH Aachen. Er und seine Kollegen wollen sich gezielt an deutsche Studierende wenden, die für ein paar Semester ins Ausland gehen und sie davon überzeugen, ihre Wohnungen in dieser Zeit an ausländische Kommilitonen zwischenzuvermieten. Das soll die Lage wenigstens etwas entspannen. Denn wie schwer es für ausländische Studierende immer wieder ist, überhaupt einen Platz zu finden, wo sie schlafen können, bekommen die Wohnungsberater vom ASTA regelmäßig mit.
"Das Schlimmste was passieren kann ist, dass man eben nichts findet und die Leute aufgrund von Wohnungsmangel wieder zurück in ihre Länder müssen. Wir haben das gehört, dass das passiert ist. Das ist, was wir definitiv verhindern müssen und was definitiv nicht vorkommen darf."
Skepsis deutscher Vermieter
Ganz so schlimm war es für Leang Dong nicht. Aber der Musikstudent aus China hat die Skepsis deutscher Vermieter gegenüber ausländischen Studenten auf Wohnungssuche deutlich zu spüren bekommen.
"Die meisten deutschen Leute sind sehr nett. Aber sie wollen trotzdem nicht Ausländerleuten die Wohnung geben. Wegen verschiedener Kultur und verschiedener Sprachen."
Leang Dong hat schließlich Glück gehabt. Nach ein paar Wochen konnte er eine Wohnung übernehmen, die ein Landsmann aufgab. Bei seiner Kommilitonin Juefei Li hat es dagegen sehr lange gedauert, bis sie nach ihrer Ankunft in Aachen endlich eine Wohnung hatte.
"Ungefähr zwei, drei Monate. Das ist sehr schwer. Wenn man Glück hat dann wird es nur ein Monat."
Und so übernachtete Juefei Li in dieser Zeit immer wieder bei Freunden.
Es ist kein Geheimnis: Ausländischen Studierenden auf Wohnungssuche schlägt sehr viel Misstrauen entgegen. Oft werden sie zu Wohnungsbesichtigungen gar nicht erst eingeladen.
Vermieter haben Angst keine Miete zu bekommen
Vor dem Mikrofon des Journalisten möchte das kein Hausbesitzer zugeben. Aber die Zurückhaltung gegenüber ausländischen Studierenden gibt es. Das leugnet auch der Wohnungsbesitzerverein Haus- und Grund nicht. Sein Geschäftsführer Tobias Hundeshagen verweist aber auf ganz praktische Gründe dafür:
"Um ein Vorurteil auszuräumen: Es ist nicht so, dass das Ressentiment, ein Ressentiment gegen einen Ausländer als solchen ist, sondern es ist eine wirtschaftliche Überlegung bei der Mietersuche und dazu gehört eben auch: Was ist, wenn etwas ist?"
Vermieter haben einfach Angst, dass sie bei Problemen später kein Geld bekommen, sagt der Geschäftsführer.
"Wenn ich es mit einem Mietinteressenten aus dem Ausland zu tun habe, der dann einfach wieder ins Ausland geht, ist es fast unmöglich Forderungen im Nachhinein noch durchzusetzen. Wenn etwas kaputt geht, wenn Nebenkostennachzahlungen nicht ausgeglichen werden. Die Gefahr besteht immer, dass der Mieter sich in sein Heimatland absetzt und ich dann als Eigentümer überhaupt nicht die Möglichkeit habe, in einem fairen Interessenausgleich diesem Geld nachzugehen.
Und auch vorher können die Vermieter nicht feststellen, ob ein ausländischer Bewerber überhaupt solvent ist.
Der ASTA der RWTH Aachen hofft, dass er mit seinem neuen Projekt die Situation ausländischer Studierender etwas entspannen kann. Und den beiden chinesischen Studierenden Leang Dong und Juefei Li, die die Weihnachtstage in der Heimat verbringen, könnte man wohl kein größeres Weihnachtsgeschenk machen, als wenn es ihre Landsleute bei der Wohnungssuche in Aachen in Zukunft etwas leichter hätten.