Head of Communications, Content Provider, Marketing-Manager: So wollen Hochschul-Pressesprecher heute genannt werden. Denn die klassische Uni-Pressestelle, sie gibt es nicht mehr, das sagt zumindest Julia Wandt. Sie ist die Kommunikationschefin der Universität Konstanz und Vorsitzende des Bundesverbandes Hochschulkommunikation. Derzeit trifft er sich zu seiner Jahrestagung, diesmal an der Martin-Luther-Universität in Halle/Saale. Ziel sei es, sich zu vernetzen, von einander zu lernen, sich über Strategien auszutauschen.
Über allem stehe das Thema der sogenannten Social-Media-Kanäle und wie man sie passgenau mit Inhalten fülle, sodass die Nutzer damit auch was anfangen können, so Medienwissenschaftlerin Julia Wandt.
"Wir kümmern uns um die Alumni-Arbeit, wir kümmern uns ums Marketing, die Veranstaltungen. Der gesamte Online-Bereich - vor 15 Jahren wusste noch keiner was auf uns zukommt – mit dem geht einiges einher bei uns. Wir haben mehr Aufgaben, es wird breiter, wir sprechen ganz viele Zielgruppen an."
Pressearbeit hat sich verändert
Denn die eine Pressemitteilung, die alle bekommen und im glücklichen Fall auch abdrucken oder senden, die gebe es nicht mehr, so Julia Wandt weiter.
Zur Jahrestagung ihres Verbandes sind etwa 450 Hochschulkommunikationsexperten nach Halle gekommen. Nicht nur aus Deutschland, auch aus Österreich und der Schweiz. PR-Fachleute, die den Spagat meistern müssen, Forschungsergebnisse in die Medien, in die Öffentlichkeit zu bekommen und bei diesem Kampf um Aufmerksamkeit, nicht zu übertreiben.
"Das haben wir sehr im Blick. Ich hoffe auch sehr, dass das von den Kolleginnen und Kollegen auch gelebt wird. Man kann gerne einmal übertreiben, das macht man einmal, aber dann verliert man das Vertrauen. Das ist das Schlimmste was passieren kann. Deswegen ist diese Werte, - diese Qualitätsdebatte eine ganz große Herausforderung für uns, der wir uns auch gerne annehmen."
Letztlich besteht die Arbeit der Hochschul-PR-Abteilungen aus zwei großen Strängen, aus dem Hochschulmarketing einerseits und der Wissenschaftskommunikation andererseits. Bei Letzterem sei die Transparenz ein wichtiger Aspekt, beispielsweise hinsichtlich der Drittmittelfinanzierung, wer also die Forschung bezahlt. Aber auch hochschulpolitische Themen müssen noch deutlicher als bisher, allgemein verständlicher kommuniziert werden.
Aus dem Elfenbeinturm heraustreten
Und: Die Hochschule muss aus ihrem Elfenbeinturm heraustreten. Sie habe die Aufgabe, ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit zu vermitteln, die durch Steuergelder finanziert werden, wie Pressesprecher Gerhard Schmücker sagt.
"Und es ist wichtiger denn je. Gerade wenn es darum geht, dass wir populistischen Entwicklungen etwas entgegen setzen und die alte Wahrheit weiter ins Land tragen, dass es Fakten sind, die zählen. Das ist unsere Aufgabe, darauf steht unsere ganze Welt der akademischen Bildung."
Erst Einzelkämpfer, jetzt Teamchef
1989 hat Gerhard Schmücker als Einzelkämpfer an der Hochschule Nürtingen-Geislingen begonnen, jetzt hat er einen Stab von sechs Leuten unter sich.
"Wir müssen wieder zurückkehren zu dem alten Geschichten erzählen. Nennt sich auf neudeutsch Storytelling. Ist im Grunde überhaupt nichts Neues. Das heißt, wir müssen unsere Wissenschafts- und Forschungsthemen auf andere erzählerische Formate runterbrechen. Ganz einfach, damit man diese Geschichten auch hören will."
Denn zu lange habe man den Jargon der Wissenschaften übernommen, ergänzt der Politologe.
Das richtige Maß finden
Den Hochschul-PR-Experten ist es wichtig, das richtige Maß bei der Vereinfachung von komplexen Forschungsergebnissen zu finden. Schließlich wolle man nicht den Boulevard bedienen, darauf legt auch Udo Sträter, Kirchengeschichtler und der Rektor der Uni Halle-Wittenberg besonderes Augenmerk.
"Ich wünsche mir Leser, Leserinnen und Hörer, die versuchen zu begreifen, was da mitgeteilt wird."