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Hochschulstart.de im Praxistest

"Ein Fehlstart war es zweifellos", "Wir haben nur gute Erfahrung mit dem System", "Das ist wirklich ein Scherz, das ist ja fast gar nichts": Die Reaktionen auf das 2010 gestartete Bewerbungsportal hochschulstart.de sind, gelinde gesagt: geteilt. Wir haben die Seite testen lassen.

Von Stephanie Kowalewski |
    Charlotte Fischermanns ist 19 Jahre alt und hat gerade ihr Abi gemacht. Jetzt möchte sich die Krefelderin über das Internetportal hochschulstart.de für einen Studienplatz in Psychologie anmelden. Ihr erster Eindruck von der Seite:

    "Viel auf jeden Fall. Ist ein bisschen Reizüberflutung gerade. Ist halt sehr viel Text und muss man anscheinend ein bisschen Zeit mitbringen, um sich da zu registrieren. Aber ist ja auch ok, geht ja auch um die Zukunft."

    Guten Mutes legt die Studienbewerberin los, weiß inzwischen, dass sie sich als erstes bei Hochschulstart registrieren muss.

    "Ja, aber wo?"

    Etwas ratlos klickt sich Charlotte durch die Seiten. Alles nicht so schwer, meint hingegen Martina Hoffmann, die an der Hochschule Bochum den Studierendenservice leitet und damit auch für das Dialogorientierte Serviceverfahren zuständig ist.

    "Also wir haben nur gute Erfahrung mit dem System bisher gemacht. Wir nehmen jetzt schon zum zweiten Mal teil. Im Sommersemester hatten wir erstaunlich wenig Rückfragen zur Handhabung des Systems."

    Die Hochschule Bochum ist eine von zwei NRW-Hochschulen, die überhaupt bei hochschulstart.de mitmachen. Die meisten Hochschulen - und das gilt bundesweit - warten lieber, bis die Softwareprobleme bei der Schnittstelle zwischen Uni und hochschulstart.de vollständig und sicher behoben sind, sagt Martin Sternberg. Er ist Präsident der Hochschule Bochum und Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Fachhochschulen in NRW.

    "Es gibt nicht wenige Hochschulen, die sagen, es läuft bei uns, wir haben eigentlich die Prozesse im Griff. Wir haben auch genug zu tun, warum sollen wir uns dieses zusätzliche Thema antun, wir begeben uns in eine gewisse Abhängigkeit von der Stiftung, also warum ein unnötiges Risiko eingehen."

    Dennoch wird es von den Betreibern des Dialogorientierten Serviceverfahrens als Erfolg bezeichnet, dass zum kommenden Wintersemester so viele wie noch nie mitmachen - nämlich bis zu 50 Hochschulen mit rund 170 Studiengängen – 50 von 271!

    "Da kann natürlich ein solches System nicht funktionieren. Ein Fehlstart war es zweifellos, aber die Intention, die war richtig und die ist nach wie vor richtig."

    Urteilt Martin Strenberg. Und Charlotte Fischermanns hält es für einen Witz. Ihr sind über hochschulstart.de - nach mühevoller Anmeldung - schließlich acht Unis angeboten wurden, an denen sie sich für Psychologie bewerben kann. Aus NRW ist übrigens keine einzige dabei.

    "Ja, haut mich jetzt nicht so um, muss ich sagen. Ich hätte schon gedacht, dass mindestens 80 Prozent jetzt hier aufgeführt werden, weil acht, das ist wirklich ein Scherz, das ist ja fast gar nichts. Finde ich ein bisschen heftig."

    Dennoch wird sie sich bei allen acht bewerben. Doch so einfach ist das gar nicht. Die junge Krefelderin dachte, sie bewirbt sich einmal auf dem Portal hochschulstart.de für ihren Studiengang, gibt ihre Prioritäten an und das geht dann an alle ausgewählten Unis. Falsch. Sie muss sich an jeder Uni neu registrieren und individuell bewerben.

    "Ich finde das halt ein bisschen schwachsinnig. Man füllt ja immer nur dasselbe aus. Ist ja nicht immer groß was Neues. Das ist schon eine Erwartung, die man an stellen könnte an so eine zentrale Seite. Hatte ich mir nicht so kompliziert vorgestellt. Vor allem, weil die ja dazu da ist eigentlich, um zu helfen."

    Dass Charlotte Fischermanns sich bei jeder Hochschule separat bewerben muss, war übrigens der ausdrückliche Wunsch der meisten Hochschulen, die sich so eine engere Bindung der Bewerber an ihre Uni erhoffen. Die junge Bewerberin glaubt aber nicht, das dieser umständliche Weg das richtige Mittel ist, um für sich zu werben. Gerade hat sie den letzten Klick für eine Bewerbung gemacht.

    "Und das waren jetzt 40 Minuten für eine Universität. Das ist schon schwach, würde ich sagen."

    Auch Martina Hoffmann vom Studierendenservice der Hochschule Bochum sieht diese Schwachstellen im System. Doch noch sei man eben in der Pilotphase, sagt sie.

    "Im Moment geht es eher darum, sich dem System anzunähern, es einfach mal auszuprobieren. Aber den wirklichen Sinn wird es natürlich erst entfalten, wenn viele mitmachen."

    Und wenn diese Pilotphase jetzt ohne großen Pannen läuft, hofft Martin Sternberg, auf einen Schnellballeffekt.

    "Vielleicht in drei Jahren oder so, kann ich mir vorstellen, dass man doch nahezu flächendeckend das Dialogorientierte Servicesystem einsetzen wird."

    Wir werden es beobachten.

    hochschulstart.de