Ein Studierender bewirbt sich bei mehreren Hochschulen, wird von mehreren genommen und entscheidet sich für eine. Die anderen Hochschulen wissen nicht, dass er sich
Frank Pott macht gerade sein freiwilliges Jahr in Amsterdam, zum Wintersemester möchte er studieren: Wirtschaftsingenieurwesen, Fachrichtung Erneuerbare Energien, am liebsten in Berlin. Das wollen aber Viele und deswegen hat sich Frank bei zwölf Hochschulen in der ganzen Republik beworben – auch in Magdeburg, dort gibt es für Wirtschaftsingenieurwesen keinen Numerus clausus.
"Meine Strategie ist im Prinzip: Bei möglichst vielen Universitäten bewerben, gucken, dass ich in Berlin angenommen werde, wo ich hin will, und wenn das nicht klappt, über eine andere Uni nach Berlin rüber wechseln. Das ist meine Strategie."
Bisher hat Frank sechs Zusagen. So machen das Tausende jedes Jahr: Erstmal überall einschreiben, wo es geht, am Ende die beste Uni auswählen und den übrigen absagen. Für die Unis sind diese Mehrfachbewerbungen ein großes Problem: Sie wissen bis kurz vor Semester nicht, ob sie zu wenig, zu viel oder genau richtig viel Erstsemester haben, sagt Steffan Baron, Leiter die Studienabteilung an der Humboldt Universität Berlin. Weil er nur schätzen kann, wie viele Studienanfänger vor dem Studienbeginn wieder absagen, immatrikuliert die HU stets mehr Erstsemester, als eigentlich Plätze da sind – das geht nicht immer gut.
"Wir hatten schon eine Reihe von Studiengängen, wo wir tatsächlich mit 150 Prozent dann ins Semester gestartet sind, also Auslastung, einfach, weil wir mehr angenommen haben. Das ist ein Glückspiel."
Nicht so beliebte Unis stellen dann zu Semesterstart fest, dass Studienplätze leer bleiben. Wegen des ineffizienten Systems blieben im vergangenen Jahr - trotz Rekord-Bewerberzahlen - 13.000 Studienplätze unbesetzt. Eine effiziente Studienplatzvergabe – dafür sollte Hochschulstart.de sorgen, ein Angebot, das aus der abgeschafften ZVS hervorgegangen ist. Die Idee: Wer sich für welche Hochschule bewirbt, wird zentral erfasst. Und sobald jemand einen Studienplatz annimmt, wird er aus allen Wartelisten gestrichen. Bewerber und Hochschulen wären immer auf dem neusten Stand und könnten planen. Das Problem: Hochschulstart.de funktioniert nicht. Trotz sechs Jahren Planung und zwei Startverschiebungen: Von 271 deutschen Hochschulen sind erst ganze 17 an das System angeschlossen; von über 3200 deutschen Studiengängen ist nur für 22 die Zulassung über Hochschulstart.de möglich. Der Grund: Trotz langjähriger Planung ist es der Stiftung für Hochschulzulassung, der T-Systems und der HIS GmbH nicht gelungen, die Zulassungssoftware der Hochschulen mit den Servern von Hochschulstart.de zuverlässig zu verbinden – und das, obwohl 80 Prozent der Hochschul-Zulassungssysteme von einem Anbieter stammen, der HIS GmbH. Steffan Baron von der HU:
"In der Vergangenheit war es so, dass viele Hochschulen Hand angelegt haben an ihrem System, Verbesserungen vorgenommen haben. Und diese Anpassungen führen dazu, dass man keinen allgemeingültigen Connector haben kann, sondern dass man einen angepassten im Prinzip für jede Hochschule fast haben muss."
Und so wird es weiter gehen mit den Mehrfachbewerbungen. Die Deutsche Presseagentur zitiert aus Analysen des Bundesforschungsministeriums und der Kultusminister-Konferenz, wonach Hochschulstart.de "unbefriedigend" sei. Das unfertige System werde zu einem "gestörten Studienbetrieb im ersten Semester" führen. Die Kultusminister-Konferenz bestätigt die Echtheit des Papiers, will es aber nicht kommentieren und verweist an die Verantwortlichen bei Hochschulstart.de. Nach mehreren Jahren Planung und mindestens 15 Millionen Euro Ausgaben nur 17 von 271 Hochschulen im System, nur 22 von über 3200 Studiengängen – für den Geschäftsführer von Hochschulstart.de, Ulf Bade, ein - Erfolg:
"Ich persönlich bin sehr zufrieden. Aus Projektsicht bin ich froh, dass wir mit wenigen gestartet sind, um eine intensive Betreuung der Hochschulen gewährleisten zu können."
Natürlich gebe es Probleme mit der Anbindung der übrigen Hochschulen, daran werde aber gearbeitet, so Bade. Schuld an den Problemen sei nicht die HIS GmbH oder seine Projektplanung:
"Die einzelnen Praktiken an den Hochschulen sind sehr unterschiedlich, wie man Zulassungsprozesse gestaltet.
Aber das wissen Sie doch schon seit sechs Jahren?
Da wissen Sie mehr als ich zu dem Zeitpunkt."
Derzeit werde der Zugang weitere Hochschulen getestet – an wie vielen, will Bade nicht sagen:
"Wir testen so viel, dass wir wirklich sagen können, in ungefähr zwei Jahren gegen wir davon aus, sind alle namhaften dabei.
Alle namhaften, aber nicht alle?
Wenn ein Studiengang mit 30 Studienplätzen irgendwo am Rande der Republik oder sonst wo auf der Landkarte kaum wahrnehmbar sagt, er möchte nicht teilnehmen, wird das die Effizienz des Verfahrens nicht gefährden."
In zwei Jahren also sollen alle namhaften Hochschulen vertreten sein. Doch schon für die heute angebotenen 22 Studiengänge ist Hochschulstart.de wenig hilfreich, sagt Bewerber Frank Pott.
"Ich habe mir das mal angeschaut und bin im Prinzip dran gescheitert, weil ich nicht verstanden habe, wo diese Hochschulseite hin möchte. Also es war für mich letztlich einfacher, über die einzelnen Hochschulseiten zu gehen, die schon ziemlich kompliziert sind, als über Hochschulstart mich jeweils durchzuklicken."
Frank Pott macht gerade sein freiwilliges Jahr in Amsterdam, zum Wintersemester möchte er studieren: Wirtschaftsingenieurwesen, Fachrichtung Erneuerbare Energien, am liebsten in Berlin. Das wollen aber Viele und deswegen hat sich Frank bei zwölf Hochschulen in der ganzen Republik beworben – auch in Magdeburg, dort gibt es für Wirtschaftsingenieurwesen keinen Numerus clausus.
"Meine Strategie ist im Prinzip: Bei möglichst vielen Universitäten bewerben, gucken, dass ich in Berlin angenommen werde, wo ich hin will, und wenn das nicht klappt, über eine andere Uni nach Berlin rüber wechseln. Das ist meine Strategie."
Bisher hat Frank sechs Zusagen. So machen das Tausende jedes Jahr: Erstmal überall einschreiben, wo es geht, am Ende die beste Uni auswählen und den übrigen absagen. Für die Unis sind diese Mehrfachbewerbungen ein großes Problem: Sie wissen bis kurz vor Semester nicht, ob sie zu wenig, zu viel oder genau richtig viel Erstsemester haben, sagt Steffan Baron, Leiter die Studienabteilung an der Humboldt Universität Berlin. Weil er nur schätzen kann, wie viele Studienanfänger vor dem Studienbeginn wieder absagen, immatrikuliert die HU stets mehr Erstsemester, als eigentlich Plätze da sind – das geht nicht immer gut.
"Wir hatten schon eine Reihe von Studiengängen, wo wir tatsächlich mit 150 Prozent dann ins Semester gestartet sind, also Auslastung, einfach, weil wir mehr angenommen haben. Das ist ein Glückspiel."
Nicht so beliebte Unis stellen dann zu Semesterstart fest, dass Studienplätze leer bleiben. Wegen des ineffizienten Systems blieben im vergangenen Jahr - trotz Rekord-Bewerberzahlen - 13.000 Studienplätze unbesetzt. Eine effiziente Studienplatzvergabe – dafür sollte Hochschulstart.de sorgen, ein Angebot, das aus der abgeschafften ZVS hervorgegangen ist. Die Idee: Wer sich für welche Hochschule bewirbt, wird zentral erfasst. Und sobald jemand einen Studienplatz annimmt, wird er aus allen Wartelisten gestrichen. Bewerber und Hochschulen wären immer auf dem neusten Stand und könnten planen. Das Problem: Hochschulstart.de funktioniert nicht. Trotz sechs Jahren Planung und zwei Startverschiebungen: Von 271 deutschen Hochschulen sind erst ganze 17 an das System angeschlossen; von über 3200 deutschen Studiengängen ist nur für 22 die Zulassung über Hochschulstart.de möglich. Der Grund: Trotz langjähriger Planung ist es der Stiftung für Hochschulzulassung, der T-Systems und der HIS GmbH nicht gelungen, die Zulassungssoftware der Hochschulen mit den Servern von Hochschulstart.de zuverlässig zu verbinden – und das, obwohl 80 Prozent der Hochschul-Zulassungssysteme von einem Anbieter stammen, der HIS GmbH. Steffan Baron von der HU:
"In der Vergangenheit war es so, dass viele Hochschulen Hand angelegt haben an ihrem System, Verbesserungen vorgenommen haben. Und diese Anpassungen führen dazu, dass man keinen allgemeingültigen Connector haben kann, sondern dass man einen angepassten im Prinzip für jede Hochschule fast haben muss."
Und so wird es weiter gehen mit den Mehrfachbewerbungen. Die Deutsche Presseagentur zitiert aus Analysen des Bundesforschungsministeriums und der Kultusminister-Konferenz, wonach Hochschulstart.de "unbefriedigend" sei. Das unfertige System werde zu einem "gestörten Studienbetrieb im ersten Semester" führen. Die Kultusminister-Konferenz bestätigt die Echtheit des Papiers, will es aber nicht kommentieren und verweist an die Verantwortlichen bei Hochschulstart.de. Nach mehreren Jahren Planung und mindestens 15 Millionen Euro Ausgaben nur 17 von 271 Hochschulen im System, nur 22 von über 3200 Studiengängen – für den Geschäftsführer von Hochschulstart.de, Ulf Bade, ein - Erfolg:
"Ich persönlich bin sehr zufrieden. Aus Projektsicht bin ich froh, dass wir mit wenigen gestartet sind, um eine intensive Betreuung der Hochschulen gewährleisten zu können."
Natürlich gebe es Probleme mit der Anbindung der übrigen Hochschulen, daran werde aber gearbeitet, so Bade. Schuld an den Problemen sei nicht die HIS GmbH oder seine Projektplanung:
"Die einzelnen Praktiken an den Hochschulen sind sehr unterschiedlich, wie man Zulassungsprozesse gestaltet.
Aber das wissen Sie doch schon seit sechs Jahren?
Da wissen Sie mehr als ich zu dem Zeitpunkt."
Derzeit werde der Zugang weitere Hochschulen getestet – an wie vielen, will Bade nicht sagen:
"Wir testen so viel, dass wir wirklich sagen können, in ungefähr zwei Jahren gegen wir davon aus, sind alle namhaften dabei.
Alle namhaften, aber nicht alle?
Wenn ein Studiengang mit 30 Studienplätzen irgendwo am Rande der Republik oder sonst wo auf der Landkarte kaum wahrnehmbar sagt, er möchte nicht teilnehmen, wird das die Effizienz des Verfahrens nicht gefährden."
In zwei Jahren also sollen alle namhaften Hochschulen vertreten sein. Doch schon für die heute angebotenen 22 Studiengänge ist Hochschulstart.de wenig hilfreich, sagt Bewerber Frank Pott.
"Ich habe mir das mal angeschaut und bin im Prinzip dran gescheitert, weil ich nicht verstanden habe, wo diese Hochschulseite hin möchte. Also es war für mich letztlich einfacher, über die einzelnen Hochschulseiten zu gehen, die schon ziemlich kompliziert sind, als über Hochschulstart mich jeweils durchzuklicken."