Peter Botter hat schon viele Menschen auf Helgoland ankommen und gehen sehen. Und mit ihnen die Schiffe. Der 63-Jährige ist der Hafenaufseher der Insel.
"Wir sorgen für Ordnung im Hafen. Das heißt, wenn Schiffe ein und auslaufen sorgen wir dafür, dass alles glatt geht, wir weisen die Plätze an."
Von seinem Bürofenster aus hat Botter den Hafen an der Südspitze im Blick. Früher wimmelte es hier von Fischkuttern, erzählt er. Doch diese Zeit ist längst vorbei.
"Wir sorgen für Ordnung im Hafen. Das heißt, wenn Schiffe ein und auslaufen sorgen wir dafür, dass alles glatt geht, wir weisen die Plätze an."
Von seinem Bürofenster aus hat Botter den Hafen an der Südspitze im Blick. Früher wimmelte es hier von Fischkuttern, erzählt er. Doch diese Zeit ist längst vorbei.
Windenergiebranche hat die Insel verändert
Seit einigen Jahren steuern nun morgens und nachmittags kleine, moderne Katamarane den Hafen an. Es sind die Schiffe, die die Techniker rausbringen zur Wartung der Windparks, die rund um Helgoland entstanden sind. Die Offshore- Branche nutzt die Insel als Basis und spült damit Geld in die Gemeindekassen. Die Hotel- und Wohnungsbesitzer freuen sich über die Einnahmen durch die Übernachtungen der knapp 100 Windkrafttechniker.
Doch die haben wegen der langen Arbeitszeiten kaum Gelegenheit, so richtig auf der Insel anzukommen, geschweige denn, am hiesigen Leben teilzunehmen. Die Windenergiebranche hat nicht nur den Hafen verändert – sondern die ganze Insel weiß auch Hafenaufseher Peter Botter.
"Wenn man weit zurückguckt war Helgoland ja eine Insel von Fischern. Und erst ab 1826 ging es langsam los, dass hier Tourismus anfing. Erst widerwillig, man musste dazu fast gezwungen werden. Und dann ist es rein touristisch gewesen die ganze Zeit. Und jetzt kommt eben die Offshore-Branche dazu. Aber ich denke, das ergänzt sich alles. Und die Befürchtung, die man anfangs hatte – dass Tourismus und Offshore gegeneinander arbeiten – das sehe ich so nicht."
"Wenn man weit zurückguckt war Helgoland ja eine Insel von Fischern. Und erst ab 1826 ging es langsam los, dass hier Tourismus anfing. Erst widerwillig, man musste dazu fast gezwungen werden. Und dann ist es rein touristisch gewesen die ganze Zeit. Und jetzt kommt eben die Offshore-Branche dazu. Aber ich denke, das ergänzt sich alles. Und die Befürchtung, die man anfangs hatte – dass Tourismus und Offshore gegeneinander arbeiten – das sehe ich so nicht."
1890 ging Helgoland an Preußen
Knappe zwei Kilometer lang ist die Insel Helgoland. Entsprechend schnell ist der Weg vom Hafen in die Stadt zurückgelegt. Hunderte kleine Häuser im Unter- und Oberland zeugen von der Enge auf der Insel – aber auch ihrer stürmischen Geschichte.
Im achten Jahrhundert waren es die Friesen, die Helgoland als erste fest besiedelten und bewohnten.
Im Laufe der nächsten 1.200 Jahre hatten verschiedene Mächte das Sagen: Mal die Dänen, mal die Hanse, mal die Briten. 1890 ging Helgoland dann an Preußen.
In der NS-Zeit wurde die Insel kräftig aufgerüstet. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg legten die Alliierten Helgoland in Schutt und Asche. Erst in den 50er-Jahren konnten die Insulaner zurück auf ihren Felsen. Es dauerte nicht lang bis auch die Touristen zurückkehrten. Und wie!
Bis zu 10.000 Tagesgäste kamen mit den Schiffen. Viele von ihnen reizte der günstige Alkohol. Jörg Singer – der heutige Bürgermeister von Helgoland – beschreibt es rückblickend so:
"Also, die Insel hat in der Zeit geboomt. Und eigentlich hätte man in der Zeit anfangen müssen, zu gucken, wo entwickelt sich das alles hin in die Zukunft hin. Aber wie so oft genießt man und lebt. Und die Helgoländer haben sich damals Häuser irgendwo auf den Kanaren oder in Südafrika oder in Florida gekauft."
Im achten Jahrhundert waren es die Friesen, die Helgoland als erste fest besiedelten und bewohnten.
Im Laufe der nächsten 1.200 Jahre hatten verschiedene Mächte das Sagen: Mal die Dänen, mal die Hanse, mal die Briten. 1890 ging Helgoland dann an Preußen.
In der NS-Zeit wurde die Insel kräftig aufgerüstet. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg legten die Alliierten Helgoland in Schutt und Asche. Erst in den 50er-Jahren konnten die Insulaner zurück auf ihren Felsen. Es dauerte nicht lang bis auch die Touristen zurückkehrten. Und wie!
Bis zu 10.000 Tagesgäste kamen mit den Schiffen. Viele von ihnen reizte der günstige Alkohol. Jörg Singer – der heutige Bürgermeister von Helgoland – beschreibt es rückblickend so:
"Also, die Insel hat in der Zeit geboomt. Und eigentlich hätte man in der Zeit anfangen müssen, zu gucken, wo entwickelt sich das alles hin in die Zukunft hin. Aber wie so oft genießt man und lebt. Und die Helgoländer haben sich damals Häuser irgendwo auf den Kanaren oder in Südafrika oder in Florida gekauft."
Keine Mehrwertsteuer auf Helgoland
Auch heute noch gibt es in den engen Gassen viele Shops mit kräftigen Alkohol- und Tabaksortimenten. Weiterhin wird auf der Insel keine Mehrwertsteuer erhoben. Doch die Zeit der sogenannten "Butterfahrten" ist seit 1999 zu Ende, wie auch Bürgermeister Jörg Singer klarmacht.
"Und dann ging das natürlich ganz dramatisch runter, Globalisierung auch im Tourismus beispielsweise und dann hat die Insel bestimmt 10, 15 Jahre lang gebraucht, zu überlegen, wie soll das weitergehen?"
In den 70er-Jahren lebten noch knapp 2.700 Menschen dauerhaft auf Helgoland. Doch das Ende der Butterfahrten beschleunigte die Abwanderung. Inzwischen ist diese gestoppt. Die Einwohnerzahl hat sich auf etwa 1.500 stabilisiert. Dazu tragen auch viele ausländische Neuankömmlinge bei, von denen viele im Gastronomiebereich arbeiten. Fast jeder siebte Helgoländer stammt inzwischen aus einem anderen Land.
Dass sich die Einwohnerzahl aber auch die Wirtschaft stabilisiert habt, liegt vor allem am veränderten Tourismus. Immer mehr Gäste übernachten. Und: Immer häufiger kommen sie auch im tiefsten Winter um die einzigartige und raue Natur zu bestaunen. Zum Beispiel Kegelrobben auf der Düne. Oder die beeindruckenden Vogelkolonien an den bis zu 50 Meter hohen roten Felsen.
"Und dann ging das natürlich ganz dramatisch runter, Globalisierung auch im Tourismus beispielsweise und dann hat die Insel bestimmt 10, 15 Jahre lang gebraucht, zu überlegen, wie soll das weitergehen?"
In den 70er-Jahren lebten noch knapp 2.700 Menschen dauerhaft auf Helgoland. Doch das Ende der Butterfahrten beschleunigte die Abwanderung. Inzwischen ist diese gestoppt. Die Einwohnerzahl hat sich auf etwa 1.500 stabilisiert. Dazu tragen auch viele ausländische Neuankömmlinge bei, von denen viele im Gastronomiebereich arbeiten. Fast jeder siebte Helgoländer stammt inzwischen aus einem anderen Land.
Dass sich die Einwohnerzahl aber auch die Wirtschaft stabilisiert habt, liegt vor allem am veränderten Tourismus. Immer mehr Gäste übernachten. Und: Immer häufiger kommen sie auch im tiefsten Winter um die einzigartige und raue Natur zu bestaunen. Zum Beispiel Kegelrobben auf der Düne. Oder die beeindruckenden Vogelkolonien an den bis zu 50 Meter hohen roten Felsen.
Wohnungsnot auf der Insel
Für viele Helgoländer bietet der Wandel im Tourismus die Chance, ihre Ferienwohnungen besser auszulasten. Doch gleichzeitig verschärft das die ohnehin schon chronische Wohnungsnot auf der Insel. Abhilfe schaffen sollen die 67 von der Gemeinde in Auftrag gegebene Wohnungen, die derzeit rund um den Leuchtturm auf dem Oberland errichtet werden. Bestimmt sind sie für all jene, die ihren Erstwohnsitz auf Helgoland haben.
Die Wohnungsnot ist ein Grund dafür, warum die James-Krüss-Schule in den letzten Jahren immer wieder Probleme hatte, dringend benötigtes Personal zu gewinnen.
Manche neue Lehrkraft landet erstmal in einer Ferienwohnung. So wie Anna Kreuziger. Die 32-Jährige ist promovierte Chemikerin. Vor etwa einem Jahr begann für sie ein Quereinstieg in doppelter Hinsicht: Kreuziger will nun endlich eine "richtige" Lehrerin werden und absolviert dafür ein zweijähriges Anpassungsprogramm. Und das nicht in ihrer Heimatstadt Hamburg. Sondern in der James-Krüss-Schule auf Helgoland.
Erstmal abwarten, ob die Person auf der Insel bleibt
Etwa drei Mal im Monat pendelt sie im Rahmen ihres Quereinstiegsprogramms aufs Festland. Für jede Reise gehen insgesamt drei Tage drauf. Jeder Helgoländer kennt diese Odysseen mit Schiff oder Flugzeug.
"Es gibt glaube ich so eine Regel, dass man sein Herz sozusagen nicht an eine Person verschwendet, die erst seit kurzem da ist. Dass man dem ein bisschen Zeit gibt. Und wenn man feststellt, derjenige bleibt tatsächlich auf Helgoland, dass man sich dann erst auf den einlässt oder befreundet. Weil die Gefahr doch besteht, dass diese Person recht schnell wieder von der Insel geht."
Doch bisher fühlt sich Kreuziger sehr wohl. Auch in ihrem neuen Job. Die Kollegen seien sehr offen. Und die Schüler habe sie ins Herz geschlossen. Die meisten verlassen nach der zehnten Klasse die Insel, gehen für das Abitur, die Ausbildung oder später das Studium aufs Festland.
"'N bisschen wie Ebbe und Flut ist es, ein Kommen und Gehen. Aber Helgoland ist ja auch wie ein Fels. Also, was fest da ist, was nicht vergeht. Also, ich glaube, egal, ob ich jetzt für immer auf Helgoland bleibe oder irgendwann woanders hingehe, werde ich mit Helgoland immer positive Erinnerungen verbinden und irgendwann wiederkommen. Und wenn es nur als Touristin ist."
"Es gibt glaube ich so eine Regel, dass man sein Herz sozusagen nicht an eine Person verschwendet, die erst seit kurzem da ist. Dass man dem ein bisschen Zeit gibt. Und wenn man feststellt, derjenige bleibt tatsächlich auf Helgoland, dass man sich dann erst auf den einlässt oder befreundet. Weil die Gefahr doch besteht, dass diese Person recht schnell wieder von der Insel geht."
Doch bisher fühlt sich Kreuziger sehr wohl. Auch in ihrem neuen Job. Die Kollegen seien sehr offen. Und die Schüler habe sie ins Herz geschlossen. Die meisten verlassen nach der zehnten Klasse die Insel, gehen für das Abitur, die Ausbildung oder später das Studium aufs Festland.
"'N bisschen wie Ebbe und Flut ist es, ein Kommen und Gehen. Aber Helgoland ist ja auch wie ein Fels. Also, was fest da ist, was nicht vergeht. Also, ich glaube, egal, ob ich jetzt für immer auf Helgoland bleibe oder irgendwann woanders hingehe, werde ich mit Helgoland immer positive Erinnerungen verbinden und irgendwann wiederkommen. Und wenn es nur als Touristin ist."