Bei Starkregen drohen Blitzfluten nicht nur von Bächen und Flüssen, sondern vom reißenden Oberflächenwasser, das Straßen hinunterdonnert, auf zu klein bemessene, von Löss, Geröll und Treibgut verstopfte Abflüsse trifft. Vor drei Jahren rief der Städtetag Kommunen auf, dem Wasser "wo nötig und möglich mehr Platz einzuräumen". Doch in und um wachsende Metropolen wird Boden mit Hochdruck versiegelt und bebaut, auch Bach-Niederungen und Gelände-Senken. Noch zeitgemäß? Frage an Theo Schmitt, Professor für Siedlungswasserwirtschaft der Uni Kaiserslautern.
"Eigentlich nicht. Aber es gibt immer Zwangspunkte. Da kommen Investoren, die bestimmte Vorstellungen haben, oder wirtschaftliche Gründe, die die wasserwirtschaftlichen Vorbehalte leider etwas zurückdrängen, aber wir müssen das öffentliche Bewusstsein, das im Moment wieder da ist, nutzen, um zu sagen: 'Leute, Bereiche zu bebauen, von denen wir wissen, das zu bestimmten Zeiten große Wasserstände auftreten können, ist einfach eine Dummheit, die vermieden werden muss."
Versiegelung von Flächen bestrafen
Um Stadtplaner zur Starkregen-Vorsorge zu verpflichten, sei teils der Gesetzgeber gefragt, findet Wolfgang Rauch vom Institut für Umwelttechnik der Uni Innsbruck. Und teils, so der Professor für Siedlungswasserwirtschaft, geht es so,
"dass die Kanalisationsbetreiber Gebührenordnungen einführen, die Versiegelung bestrafen."
Außerdem müssten Anreize gesetzt werden, offene Oberflächen als Versickerungsräume zu schaffen.
"Das heißt, dass man Dachflächen begrünt, dass man, wenn man Flächen befestigt, dass man die sofort versucht zu infiltrieren, dass man zum Beispiel den Grünbestand - Bäume, Sträucher und so weiter - in den Städten forciert, dass man versucht, möglichst viele naturnahe Lösungen zu machen. Wir haben ja über viele Jahre, Jahrzehnte alles befestigt, Bäche in Kanäle umgewandelt, und das müssten wir eigentlich jetzt wieder zurückbauen, dass wir möglichst viel Grün in die Städte reinbringen."
Gefährliche Muldenlagen
Wachsende Städte wie Hamburg erzeugen aber immer mehr Abfluss, wenn es regnet. An Himmelfahrt hatten sich Straßen der Hansestadt in Sturzbäche verwandelt. Es wird gebaut, wo seit über 100 Jahren aus gutem Grund nicht gebaut wurde, konstatiert Klaus Krieger von 'Hamburg Wasser'. Zum Beispiel in Mulden.
"Es gibt auch in der Topgraphie flacher Städte wie Hamburg Tiefpunkte, die man nicht mit bloßem Auge erkennt. Da reicht ja ein Gefälle von wenigen Dezimetern, um das Wasser an eine Stelle zu lenken, und wenn man dort jetzt genau die Zufahrt für eine Tiefgarage baut, dann merkt man diesen Fehler erst, wenn es das erste Mal richtig regnet."
Regenwasser zunächst festhalten
Eine genaue Gelände-Analyse gehört daher zum Risikomanagement. Und: Das Regenwasser, dort wo es auftrifft, zu halten.
"Also, nicht mehr schnell in den Kanal, schnell ableiten, weil man damit die Probleme nur verlagert. Wir versuchen, das Regenwasser vor Ort zu versickern, zum Beispiel, wo der Boden das zulässt. Oder auf Grundstücken zurückzuhalten und verzögert in den Kanal abzugeben."
Um Überflutungen zu vermeiden. Das ist auch Ziel des sogenannten Kölner Wegs. Auf einer App des Stadtentwässerungsbetriebs Köln können Einwohner checken, ob ihr Haus in einer Senke steht und was gefährlich werden kann, so Ingo Schwerdorf.
"Starkregen, Hochwasser, und Grundhochwasser. Und wenn Sie das wissen, wie stark Sie gefährdet sind, können Sie in den Leitfaden reingucken und nachschauen, wie kommt das Wasser in mein Gebäude und wie kann ich mich schützen."
Mit einer Rückschlagklappe im Keller-Abfluss oder einer kleinen Mauer vorm Lichtschacht. Garantien für perfekten Schutz gegen Überflutung gibt es nicht. Dafür den Tipp: nichts Wertvolles im Keller lagern.