EU zahlt Millionen
Hochwertiger Wein wird zu Industriealkohol

Die EU hat in den vergangenen Jahren Millionen dafür ausgegeben, überschüssigen Wein zu billigem Industriealkohol zu machen. Seit Anfang 2023 wurden mehr als 105 Millionen Euro für die sogenannte Krisendestillation gezahlt. Der Grund: Der Weinkonsum geht zurück.

    Weintrauben hängen in den Weinreben an einem Weinberg.
    Die EU hat im vergangenen Jahr rund 34 Millionen Euro für die Krisendestillation ausgegeben. (picture alliance / dpa / Daniel Schäfer)
    Nach Angaben der EU-Kommission wurden im vergangenen Jahr rund 34 Millionen Euro für die Destillation von Wein ausgegeben. Im laufenden Jahr waren es allein im Januar fast 71 Millionen. Die höchsten Kosten entfielen dabei auf Frankreich, gefolgt von Portugal und Italien. In Deutschland wurde in diesem Zeitraum kein Wein mit EU-Geld zu Industriealkohol verarbeitet.

    Destillation als Krisenmaßnahme

    Vergangenen Juni hatte die EU-Kommission eine Sondermaßnahme beschlossen, die es Mitgliedsstaaten möglich machte, mithilfe der Krisendestillation überschüssigen Wein vom Markt zu nehmen. Dadurch sollte der Weinmarkt stabilisiert und Lagerkapazitäten für neuen Wein geschaffen werden. Grund für die angespannte Lage: Laut EU-Kommission hatte die Inflation Lebensmittel und Getränke so teuer gemacht, dass die Menschen weniger Wein kauften. Zudem habe es durch gute Ernten viel Angebot gegeben und Betriebe hätten sich noch nicht vollständig von der Corona-Pandemie erholt.

    Ein unwirtschaftlicher Prozess

    "Wein wird durch Lagerung nicht besser", erklärt Simone Loose, Professorin für Weinwirtschaft an der Hochschule Geisenheim. Der Weinkonsum gehe weltweit zurück, die Rebanlagen seien hingegen oft für 30 bis 40 Jahre angelegt. Durch die Destillation zu Industriealkohol habe der überschüssige Wein noch einen Nutzen. Aus Zellulose ließe sich Industriealkohol aber viel günstiger produzieren. "Das ist also ein sehr unwirtschaftlicher Prozess".
    Sinn mache die Krisendestillation nur, wenn es sich um einmalige Schocks handele und sich der Konsum danach wieder erhole, betont die Wissenschaftlerin. Da die Menschen aber allgemein weniger Wein kauften, sei es sinnvoller, in Europa die Rebflächen zu reduzieren. Diese könnten dann zum Beispiel für andere Agrarprodukte, Biodiversitätsflächen oder alternative Energieerzeugung genutzt werden.