Nach den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro 2016, bei denen Mülders mit den deutschen Damen Bronze holte, habe der chinesische Verband alle Trainer der Medaillengewinner angeschrieben. Das habe er damals "schmunzelnd zur Kenntnis genommen". Aber die Chinesen ließen nicht locker und meldeten sich erneut: "Es hatte eine solche Dimension, dass wir über ganz andere Rahmenbedingugen reden."
Welche genau, wollte Mülders zwar nicht beziffern. Aber: "Das finanzielle Volumen für die Stelle, das finanzielle Volumen für die Mitarbeiter und das finanzielle Volumen für das gesamte Projekt - das habe ich so noch nicht gesehen in den 26 Jahren beim Deutschen Hockey-Bund und zehn Jahren als Bundestrainer."
"Top-Bedingungen"
Er selbst bezeichne sich zwar eher als "Heimscheißer", aber das Projekt sei in seiner Gesamtheit einfach nicht auszuschlagen gewesen. Es gebe verschiedene Trainingszentren in China mit "Top-Bedingungen". Allein in Peking stünden drei Kunstrasenplätze, Krafträume, zwei Torhütertrainer, vier Co-Trainer, zwei Manager und zwei Analysten zur Verfügung. "Sie können ein gesamtes Hochleistungssetup auf die Beine stellen und entwickeln."
Die Rahmenbedingungen seien gut. Ziel sind die Olympischen Spiele 2020 in Tokio mit ihrem historischen Prestige zwischen China und Japan. "Der Vertrag ist daran gekoppelt, dass wir sie überhaupt nach Tokio bringen. Sobald das nicht mehr möglich ist, ist das Engagement direkt beendet." China Interesse sei in allen Sportarten ein großer Auftritt in Japan.
Doping kein Thema
Von der Qualität der deutschen Spielerinnen sei seine neue Mannschaft aber im vergleich "noch Lichtjahre" entfernt. "Solch selbständig denkende, handelnde und eigenverantwortliche Athleten gibt es in dieser Konstellation in diesem System nicht."
Bei den Vorgesprächen habe er das Thema Doping im chinesischen Sport sehr offensiv angegangen. "Ich gehe mit dem Vertrauen aus den Gesprächen heraus, dass das in dem Bereich, den ich zu verantworten habe, kein Thema ist. Warten wir ab. Ich werde mir das in Ruhe angucken und immer wieder hinterfragen." Die Augen werde er jedenfalls nicht verschließen.
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