Archiv

Hockey-Nationalspieler Tobias Hauke
„Verschiebung der Spiele hat die Lebensplanung auf den Kopf gestellt“

Nach den Olympischen Spielen in Tokio wollte Hockey-Nationalspieler Tobias Hauke die Geschäftsführung des Familienunternehmens übernehmen. Die Verschiebung der Spiele haben ihn zum Umplanen gezwungen. Trotz der aktuellen Unsicherheiten - er hält weiter an seiner vierten Olympiateilnahme fest.

Tobias Hauke im Gespräch mit Marina Schweizer |
Der deutsche Hockeyspieler Tobias Hauke
Hockey-Nationalspieler Tobias Hauke will nach seiner Karriere die Geschäftsführung im Familenunternehmen übernehmen. (imago sportfotodienst)
Eigentlich hätte Tobias Hauke in diesen Tagen mit der deutschen Hockey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Tokio teilnehmen sollen. Danach wollte er die Geschäftsführung im Familienunternehmen übernehmen. Aber: "Verschiebung der olympischen Spiele haben die Lebensplanung zu ziemlich auf den Kopf gestellt", sagte der 32-Jährige im DLF. "Die olympischen Spiele sollten mein sportlicher Abschluss werden. Dementsprechend war auch die Berufs- und Familienplanung auf die Zeit danach ausgerichtet. Das hat natürlich einen großen organisatorischen Aufwand erzeugt, den man nach so einer mentalen Enttäuschung auch erst einmal hinkriegen muss."
Für Hauke wären es die bereits vierten Olympischen Spiele gewesen. 2008 und 2012 gewann er mit dem deutschen Team die Goldmedaille, 2016 in Rio war es Bronze.
Familie füllt die Leere aus
Statt in Tokio dem nächsten olympischen Edelmetall hinterher zu jagen, verbringt Hauke nun viel Zeit mit seiner zweijährigen Tochter. "Die hat die Leere direkt ausgefüllt. Im Nachhinein waren die dazugewonnenen Stunden wirklich schön und wertvoll in der Familienzeit", sagte Hauke. "Nichtsdestotrotz war der Plan natürlich ein anderer und für das Sportlerherz ist das natürlich sehr schwer zu verarbeiten."
Junge Japaner posieren mit dem Victory-Zeichen vor der Olympischen Flamme im Nordosten des Landes.
Olympiagastgeber Japan und die Pandemie - Von Einheit und Vielfalt keine Spur
Wegen Corona wurden die Olympischen Spiele verschoben – und damit auch das Projekt, Japan als weltgewandtes Land zu präsentieren.
Die Karriere ohne weitere Olympia-Teilnahme zu beenden kam für den gebürtigen Hamburger aber nicht in Frage. "Das wäre der einfachere Weg gewesen", sagt er. "Aber ich mache den Sport aus Leidenschaft und ich mache ihn immer noch jeden Tag sehr gerne. Ich messe mich am liebsten mit den Besten der Welt und das macht man bei den größten Sportveranstaltungen der Welt und das sind nun einmal die Olympischen Spiele."
An Motivation mangelt es Hauke also nicht. Seit den Spielen 2016 habe er keinen Tag Pause gemacht, was mitunter auch an seiner Verletzungshistorie liegt. Gerade hat sich Hauke von einem Knorpelschaden zurückgekämpft. "Ich wusste aber auch, dass es meinem Körper nicht gut tut, jetzt erst einmal drei Monate Leerlauf zu haben", sagt er. "Ich habe mir dann gesagt, egal ob ich die olympischen Spiele nochmal Spiele oder nicht, ich halte meinen Körper auf Topniveau und habe versucht, das so durchzuziehen. Dafür bin ich auch Sportler aus Leidenschaft." Das einzige was gefehlt habe, sei ein Ziel. "Das ist natürlich eine andere Motivation, als wenn man weiß, ich trainiere für mich so ein bisschen, ohne zu wissen, wofür eigentlich."
Teilnahme nur, wenn Spiele sicher erscheinen
Dennoch gibt es Fragezeichen. Wie werden die olympischen Spiele überhaupt aussehen? Werden überhaupt Zuschauer zugelassen sein? "Man kann es besonders nennen, wenn man es positiv sehen will. Aber wahrscheinlich wird es nicht so atemberaubend, wie die anderen Spiele für die Sportler sein werden", sagte Hauke.
Das Olympiastadion in Tokio
Olympia - Schlanke Spiele von Tokio könnten Vorbild werden
Eine Reduktion der Zuschauerzahlen soll vor allem Infektionen vorbeugen, dürfte aber auch Kosten senken.
Und wie steht es um die Sicherheit? In der Hockey-Nationalmannschaft können die Spieler selbst entscheiden, ob sie nach Japan reisen oder nicht. "Die Entscheidung muss am Ende des Tages jeder Sportler für sich selbst treffen und das werde ich auch tun", sagte Hauke, der sich selbst Gedanken macht: "Wenn das bis zum Start der Olympischen Spiele noch so ist, dass wir ganz unterschiedliche Situationen auf der Welt haben, keinen Impfstoff haben und die Pandemie unterschiedlich stark ausgeprägt ist, dann ist das eine Situation, in der eine Unsicherheit entsteht, in der man nicht die sportliche Leistung abrufen kann und es nicht so genießen kann, wie man es eigentlich sollte."
Die Corona-Zeit bezeichnet er als "lehrreich": "Ich habe eine tolle Zeit verbracht und gelernt, viele Sachen positiv zu betrachten und zu schauen, dass man überall das Beste rausziehen kann und sollte", so Hauke im Deutschlandfunk.