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Feldhockey-WM in Indien
"Ein großes Hockeyfest"

Mit einem souveränen 3:0-Sieg gegen Japan ist die deutsche Hockey-Herren-Nationalmannschaft in die WM in Indien gestartet. Das Ziel Gold sei realistisch, sagte Nationalspieler Timur Oruz. Im Dlf zeigte er sich begeistert von den Rahmenbedingungen.

Timur Oruz im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Feldhockey-Nationalspieler Timur Oruz.
Feldhockey-Nationalspieler Timur Oruz. (imago images / Sven Simon / Anke Waelischmiller / SVEN SIMON via www.imago-images.de)
Mit einem souveränen 3:0-Erfolg gegen Außenseiter Japan sind die deutschen Feldhockey-Herren in die Weltmeisterschaft in Indien gestartet, obwohl die Partie erst holprig verlief: "Die Auftaktpartie war so, wie man sich eine Auftaktpartie auch vorstellen kann", sagte Nationalspieler Timur Oruz im Deutschlandfunk. "Es war doch von Nervosität und einem vorsichtigen Abtasten geprägt. Man hat gemerkt, dass wir viele Debütanten im Team haben, die zum ersten Mal eine Weltmeisterschaft spielen."
Mats Grambusch, Christopher Rühr und Thies Ole Prinz erzielten die deutschen Treffer, alle in der zweiten Halbzeit. "Das haben wir auch in der Halbzeitpause gesagt, dass wir nur das eine Tor brauchen, dann platzt der Knoten und wir tanken automatisch Selbstvertrauen. Und genauso war es dann auch. Von da an hatten wir die Japaner ein wenig gebrochen und konnten dann auch selbst befreiter aufspielen. Es hat sich jetzt nicht klasse angefühlt, aber so ein Spiel muss man auch erst einmal gewinnen."

Rahmenbedingungen deutlich verbessert

Hamburgs Hockey-Idol Moritz Fürste sagte einst, es gebe nichts besseres als eine Hockey-WM in Indien. Ein Gefühl, dass Oruz nachvollziehen könne: "Das ist schon enorm, wie hockey-verrückt die Menschen in Indien sind. Und man muss auch eingestehen, dass die Rahmenbedingungen in den letzten Jahren deutlich besser geworden sind. Das war sonst etwas, was uns Athleten zum Teil missfallen hat, weil die Hygienestandards natürlich ganz andere sind. Aber da muss man den Indern hoch anrechnen, dass sie sich in den letzten Jahren da extrem entwickelt haben", so Oruz. "Es ist viel Geld in den Hockeysport geflossen, das sieht man. Das macht schon sehr, sehr viel Spaß und wird hoffentlich noch ein Mega-Event für uns."
Ziel des deutschen Teams ist die Goldmedaille. "Für uns ist das realistisch, sonst hätten wir uns das Ziel nicht genommen und gesetzt. Es ist sicherlich ein ambitioniertes Ziel und wir werden sicherlich nicht die einzige Mannschaft sein, die sich dieses Ziel setzt. Und wir werden auch über uns hinauswachsen müssen, um dieses Ziel zu erreichen. Aber wir glauben an unsere Stärke und unser Potential."

"Die Inder sind sehr fair"

15.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen derweil den deutschen Auftaktsieg gegen Japan. "Also sollten wir in den K.o.-Spielen auf Indien treffen, haben wir da auf jeden Fall ein paar Menschen gegen uns", sagte Oruz. "Aber die Inder sind da sehr fair und hockey-verrückt. Sie freuen sich einfach, ein gutes Spiel zu sehen und feuern beide Mannschaften gleich an. Von daher denken wir, dass es nur gegen Indien der Fall sein wird, dass wir gegen 15.000 spielen. Ansonsten ist es einfach ein großes Hockeyfest."
Nächster Gegner der DHB-Auswahl ist Belgien, neben Deutschland zweiter Favorit in der Gruppe. Nur der Gruppenerste kommt direkt weiter. "Wir haben es letztes Jahr schon geschafft, die Belgier zu schlagen", sagte Oruz. "Sie sind amtierender Weltmeister und Olympiasieger, da gehen wir sicherlich nicht als Favorit ins Spiel. Aber wir haben schon gezeigt, dass wir diese Mannschaft schlagen können."

"Wollen Dankbarkeit zeigen"

In den sozialen Medien haben die Hockey-Herren den Fans bereits für die Unterstützung gedankt. Generell schafft es die Mannschaft, authentisch aufzutreten, etwas, was etwa der Fußball-Nationalmannschaft nicht gelingen will. "Wir haben es da zum Teil auch etwas leichter. Wir fliegen häufiger unter dem Radar und genießen das einfach extrem. Wenn wir dann etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen, sind wir dadurch dann auch nahbarer und vielleicht auch offen, auch für den direkten Austausch, sowohl mit der Presse als auch mit Fans", erklärt Oruz. "Das muss man schon fairerweise eingestehen, dass das nicht unser täglich Brot ist und wir nicht permanent von Fans oder der Presse belagert werden. Dann wäre das vielleicht auch etwas anders. Aber so ist das für uns einfach eine Riesenfreude, ein Zeichen von Anerkennung. Und da sind wir auch der natürlich bereit, etwas zurückzugeben und wollen auch unsere Dankbarkeit zeigen."