Hausen: - "Entschuldigung, haben Sie einen kleinen Moment Zeit fürs deutsche Radio?"
Mann 1: - "Hmmm."
Mann 2: - "I aber nöt. Mir sin grad am mittagesse."
Hausen: - "Okay, ich störe wirklich nicht lang."
Mann 2: - "Nei, i woll lieber nöt. Wirklich nöt." (lacht freundlich)
Hausen: - "Es geht um die vielen Deutschen, die-"
Mann 2: (freundlich) - "I wollt wirklich nett."
Hausen: (konsterniert) - "Wirklich nicht? Okay. Na, weil Sie so freundlich lächeln, da hab ich gedacht-"
Mann 2: (freundlich) - "Ja ja, man is fründlich."
Das war ein kulturelles Missverständnis. Deutsche Direktheit stößt auf schweizerische Zurückhaltung. Höflich sind die Eidgenossen, aber oft reserviert gegenüber den Deutschen. Die Erfahrung macht auch Nadine aus Stuttgart, die wegen des Jobs nach Zürich gekommen ist.
"Also, es sind solche und solche. Die, die privat viel Kontakte habe mit Deutschen, da entstehen dann ja auch Freundschaften, da ist es dann ganz normal, aber die, die nur im Job immer wieder den Deutschen über den Weg laufen, das sind so unterschiedliche Formen zu kommunizieren und da eckt man dann an und da sind glaube ich schon einige Schweizer, die das nervt. Man ist als Deutscher bisschen zu direkt und ich glaub wir Deutschen gelten auch oft als vorlaut, dadurch, dass wir direkter alles machen und das sind Dinge, die hier kulturell unterschiedlich sind und die dann den Leuten hier unangenehm sind, da müssen wir Deutschen uns einfach auch ein bisschen zusammennehmen."
Diesen Rat würde Nadine auch einem Bundeskanzler Peer Steinbrück mitgeben. Er gilt bei den Schweizern als arrogant und unbeherrscht während Angela Merkel durch ihre unprätentiöse Art punktet. In Sachenfragen hart, aber im Stil höflich und umgänglich - das kommt der Schweizer Mentalität entgegen. Und es ist Balsam für die verletzte Seele der Alpenrepublik. Denn die Auseinandersetzungen um Steuerfluchtgeld, Datenklau und Bankgeheimnis haben die Beziehungen zwischen Deutschland und der Schweiz stark belastet. Vom gut gehüteten Bankgeheimnis ist nach der EU-Offensive gegen Steueroasen kaum noch etwas übrig. Nicht nur die Schweizer Regierung, auch die Banken haben Zugeständnisse gemacht, an die vor wenigen Jahren noch gar nicht zu denken war. Claude-Alain Margelisch, Geschäftsführer der Schweizer Bankiersvereinigung, weist daraufhin, dass sich die Großbanken UBS und Creditsuisse aber auch kleinere Regionalbanken eigene Regeln auferlegt haben, die über die gesetzlichen Vorschriften hinausgehen. Deutsche werden gar nicht mehr als Bankkunden akzeptiert, wenn sie nicht nachweisen können, das anzulegende Geld in der Heimat versteuert zu haben.
"Die Leute müssen uns glauben, dass wir eine neue Strategie haben. Wir wollen eigentlich jetzt in die Richtung einer steuerkonformen Verwaltung von Vermögenswerten und wir haben gezeigt, dass wir dazu bereit sind."
Dass die SPD mit ihrer Mehrheit in der Länderkammer den Abschluss eines bilateralen Abkommens verhindert hat, bedauert Margelisch sehr. Und natürlich wünscht er sich keinen Peer Steinbrück als Bundeskanzler, aber das lässt er nur durchblicken, niemals würde er sich zu einer offiziellen Stellungnahme gegen den Kanzlerkandidaten hinreißen lassen. Wie die wenigsten Schweizer. Sie mischen sich nicht gerne in die Angelegenheiten anderer Länder ein, sondern beobachten, analysieren im Hintergrund.
Das Schweizer Radio und Fernsehen kommt diesem Wunsch entgegen und bietet Schwerpunkte, Spezialsendungen, Hintergrundberichte und Reportagen zur Bundestagswahl in Deutschland an. Peer Steinbrück kommt dort gar nicht so schlecht weg, wie dieser Radiokommentar zeigt.
"Der Mann Steinbrück kann etwas. In der Wirtschaftspolitik, in der Finanzpolitik, in der Gesellschaftspolitik ist er beschlagen, egal was man von seinen Positionen halten mag. Der Mann kommuniziert eigentlich auch sehr gut."
Nur manchmal eben zu brutal für den Schweizer Geschmack. Aber das hat Peer Steinbrück mit vielen anderen Deutschen gemeinsam, die in der Schweiz leben und arbeiten. Der pensionierte Lehrer Klaus Frick aus Zug erinnert sich an seine Erfahrungen während eines kurzen Krankenhausaufenthaltes:
"Also, wenn da die Pflegefachfrau die Tür aufmacht und sagt: Guten Tag, ich bin die Schwester Gabi, dann erschrickt man ein bisschen (lacht). Es ist eben schon auch so, dass wir manchmal im Kontakt mit Deutschen die Empfindung haben, die sind ein bisschen aggressiver und ich hab mich gefragt, was steckt denn dahinter? Real kann das ja nicht stimmen, es gibt ja keinen Grund, warum Deutsche von ihren Genen her aggressiver sein sollten als Schweizer, das ist natürlich Quatsch, aber ich bin immer gründlicher davon überzeugt, dass das ein Problem der Sprache ist."
Denn Hochdeutsch klingt hart in Schweizer Ohren.
"Es ist eine Sprache, die verknüpft wird mit Autoritäten. Der Lehrer spricht hochdeutsch, der Richter spricht hochdeutsch."
Und deshalb ziehen die meisten Schweizer instinktiv den etwas schwerfälligen, gedehnten Sprechstil der Kanzlerin dem zackigen Ton ihres Herausforderers vor. Wer nach der Bundestagswahl das große Nachbarland regiert, interessiert die Eidgenossen sehr, denn mit keinem anderen Land sind sie so eng verbunden. Kulturell und wirtschaftlich. Der Landwirt Beat Ming:
"Aber man muss auch nicht immer Ja sagen, wenn der andere was will. Wir sind immer noch einigermaßen eigenständig und da darf man seine Position auch vertreten, oder?"
Mann 1: - "Hmmm."
Mann 2: - "I aber nöt. Mir sin grad am mittagesse."
Hausen: - "Okay, ich störe wirklich nicht lang."
Mann 2: - "Nei, i woll lieber nöt. Wirklich nöt." (lacht freundlich)
Hausen: - "Es geht um die vielen Deutschen, die-"
Mann 2: (freundlich) - "I wollt wirklich nett."
Hausen: (konsterniert) - "Wirklich nicht? Okay. Na, weil Sie so freundlich lächeln, da hab ich gedacht-"
Mann 2: (freundlich) - "Ja ja, man is fründlich."
Das war ein kulturelles Missverständnis. Deutsche Direktheit stößt auf schweizerische Zurückhaltung. Höflich sind die Eidgenossen, aber oft reserviert gegenüber den Deutschen. Die Erfahrung macht auch Nadine aus Stuttgart, die wegen des Jobs nach Zürich gekommen ist.
"Also, es sind solche und solche. Die, die privat viel Kontakte habe mit Deutschen, da entstehen dann ja auch Freundschaften, da ist es dann ganz normal, aber die, die nur im Job immer wieder den Deutschen über den Weg laufen, das sind so unterschiedliche Formen zu kommunizieren und da eckt man dann an und da sind glaube ich schon einige Schweizer, die das nervt. Man ist als Deutscher bisschen zu direkt und ich glaub wir Deutschen gelten auch oft als vorlaut, dadurch, dass wir direkter alles machen und das sind Dinge, die hier kulturell unterschiedlich sind und die dann den Leuten hier unangenehm sind, da müssen wir Deutschen uns einfach auch ein bisschen zusammennehmen."
Diesen Rat würde Nadine auch einem Bundeskanzler Peer Steinbrück mitgeben. Er gilt bei den Schweizern als arrogant und unbeherrscht während Angela Merkel durch ihre unprätentiöse Art punktet. In Sachenfragen hart, aber im Stil höflich und umgänglich - das kommt der Schweizer Mentalität entgegen. Und es ist Balsam für die verletzte Seele der Alpenrepublik. Denn die Auseinandersetzungen um Steuerfluchtgeld, Datenklau und Bankgeheimnis haben die Beziehungen zwischen Deutschland und der Schweiz stark belastet. Vom gut gehüteten Bankgeheimnis ist nach der EU-Offensive gegen Steueroasen kaum noch etwas übrig. Nicht nur die Schweizer Regierung, auch die Banken haben Zugeständnisse gemacht, an die vor wenigen Jahren noch gar nicht zu denken war. Claude-Alain Margelisch, Geschäftsführer der Schweizer Bankiersvereinigung, weist daraufhin, dass sich die Großbanken UBS und Creditsuisse aber auch kleinere Regionalbanken eigene Regeln auferlegt haben, die über die gesetzlichen Vorschriften hinausgehen. Deutsche werden gar nicht mehr als Bankkunden akzeptiert, wenn sie nicht nachweisen können, das anzulegende Geld in der Heimat versteuert zu haben.
"Die Leute müssen uns glauben, dass wir eine neue Strategie haben. Wir wollen eigentlich jetzt in die Richtung einer steuerkonformen Verwaltung von Vermögenswerten und wir haben gezeigt, dass wir dazu bereit sind."
Dass die SPD mit ihrer Mehrheit in der Länderkammer den Abschluss eines bilateralen Abkommens verhindert hat, bedauert Margelisch sehr. Und natürlich wünscht er sich keinen Peer Steinbrück als Bundeskanzler, aber das lässt er nur durchblicken, niemals würde er sich zu einer offiziellen Stellungnahme gegen den Kanzlerkandidaten hinreißen lassen. Wie die wenigsten Schweizer. Sie mischen sich nicht gerne in die Angelegenheiten anderer Länder ein, sondern beobachten, analysieren im Hintergrund.
Das Schweizer Radio und Fernsehen kommt diesem Wunsch entgegen und bietet Schwerpunkte, Spezialsendungen, Hintergrundberichte und Reportagen zur Bundestagswahl in Deutschland an. Peer Steinbrück kommt dort gar nicht so schlecht weg, wie dieser Radiokommentar zeigt.
"Der Mann Steinbrück kann etwas. In der Wirtschaftspolitik, in der Finanzpolitik, in der Gesellschaftspolitik ist er beschlagen, egal was man von seinen Positionen halten mag. Der Mann kommuniziert eigentlich auch sehr gut."
Nur manchmal eben zu brutal für den Schweizer Geschmack. Aber das hat Peer Steinbrück mit vielen anderen Deutschen gemeinsam, die in der Schweiz leben und arbeiten. Der pensionierte Lehrer Klaus Frick aus Zug erinnert sich an seine Erfahrungen während eines kurzen Krankenhausaufenthaltes:
"Also, wenn da die Pflegefachfrau die Tür aufmacht und sagt: Guten Tag, ich bin die Schwester Gabi, dann erschrickt man ein bisschen (lacht). Es ist eben schon auch so, dass wir manchmal im Kontakt mit Deutschen die Empfindung haben, die sind ein bisschen aggressiver und ich hab mich gefragt, was steckt denn dahinter? Real kann das ja nicht stimmen, es gibt ja keinen Grund, warum Deutsche von ihren Genen her aggressiver sein sollten als Schweizer, das ist natürlich Quatsch, aber ich bin immer gründlicher davon überzeugt, dass das ein Problem der Sprache ist."
Denn Hochdeutsch klingt hart in Schweizer Ohren.
"Es ist eine Sprache, die verknüpft wird mit Autoritäten. Der Lehrer spricht hochdeutsch, der Richter spricht hochdeutsch."
Und deshalb ziehen die meisten Schweizer instinktiv den etwas schwerfälligen, gedehnten Sprechstil der Kanzlerin dem zackigen Ton ihres Herausforderers vor. Wer nach der Bundestagswahl das große Nachbarland regiert, interessiert die Eidgenossen sehr, denn mit keinem anderen Land sind sie so eng verbunden. Kulturell und wirtschaftlich. Der Landwirt Beat Ming:
"Aber man muss auch nicht immer Ja sagen, wenn der andere was will. Wir sind immer noch einigermaßen eigenständig und da darf man seine Position auch vertreten, oder?"