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Höher, schneller, HGH

Im November wurde im Blut des englischen Rugbyprofis Terry Newton das gentechnisch hergestellte Wachstumshormon HGH entdeckt. Newton akzeptierte eine zweijährige Sperre von der britischen Antidopingagentur UKA, auch die Weltagentur WADA befasst sich mit dem Fall.

Von Jens Weinreich |
    Seit mindestens 26 Jahren wird HGH (Human Growth Hormone) als Dopingmittel eingesetzt. Seit elf Jahren ist detektierbar. Seit sechs Jahren wird bei Olympischen Spielen nach der Methode getestet, die der Hormonforscher Christian Strasburger mit seinem Team an der Universität München entwickelt hat. Strasburger arbeitet heute an der Berliner Charité. Er sagt, die Enttarnung eines HGH-Dopers sei nur eine Frage der Zeit gewesen. Das Entscheidende war laut Strasburger, dass der Rugbyspieler Newton bei einer intelligenten, unangemeldeten Trainingskontrolle getestet wurde. Denn HGH wirkt zwar mehrere Wochen, ist allerdings nur kurz nachweisbar:

    „"Das Wachstumshormon hat, wenn es in der Blutzirkulation angekommen ist, eine sehr kurze Verweildauer. Die Zeit, in der sich die Konzentration halbiert ist sehr kurz. Diese Untersuchungsmethode hat deshalb ein Zeitfenster, was um die zwei Tage ist – nach der letzten Spritze.”“

    Laut eines Mitglieds aus der medizinischen Kommission des IOC sollen weitere Sportler mit HGH erwischt worden sein, allerdings nicht bei den Winterspielen. Christian Strasburger, der vergangenen Freitag von der WADA über den Fall Newton informiert wurde:

    „"Also ich weiß von einem Athleten, dessen Probe auch positiv getestet wurde, und das Ergebnis wurde auch als positiv deklariert. Ich habe keine Ahnung, aus welcher Disziplin und aus welchem Land, ich habe nur die Testergebnisse gesehen. Dieser Athlet hat eine sogenannte TUE, Therapeutic Use Exemption, eine Ausnahmegenehmigung. Das heißt, ihm wurde eine Probe abgenommen, die Probe wurde ins Labor geschafft, das Labor hat gesagt: Hier ist was faul, der hat offenbar künstliches Wachstumshormon an Bord. Sie haben das dem Verband geschickt. Der Verband hat gesagt: Ja, ja, das darf der auch, der hat eine ärztliche Genehmigung, der braucht das als Medizin.”“

    Prominentester Sportler, der sich legal mit HGH behandeln ließ, ist Lionel Messi, Weltfußballer des Jahres. Ihm wurde als Jugendlicher beim FC Barcelona jahrelang dieses Wachstumshormon gespritzt.

    Bei Olympia wird seit 2004 auf HGH getestet, seit den Sommerspielen in Peking in größerem Ausmaß. In Vancouver sollen die etwa 450 Blutproben alle auf das künstliche Wachstumshormon untersucht werden. Funktionäre der Weltantidopingagentur WADA und auch des DOSB feiern die Enttarnung des Rugbyprofis Newton als Durchbruch in der Dopingbekämpfung. Es ist vor allem ein symbolischer Erfolg. Denn HGH ist nur ein Problem. Es gibt etliche Wachstumsfaktoren, die nicht nachzuweisen sind.