Turn-Präsident Alfons Hölzl
"Chance in neuem Anlauf für das Sportgesetz"

Der Präsident des Deutschen Turner-Bundes, Alfons Hölzl, erklärt im Dlf seine Sicht auf die geplante Neuwahl für den Sport. An eine Verabschiedung des Sportgesetzes im aktuellen Bundestag glaubt er nicht, sieht aber die Chance auf Verbesserungen.

Alfons Hölzl im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
Das Bild zeigt Alfons Hoelzl, den Präsidenten des Deutscher Turner-Bunds. Er sitzt auf einem Podium in einem Sessel vor einem blauen Hintergrund.
Alfons Hoelzl, Präsident des Deutscher Turner-Bunds (imago stock&people / Koch Eibner)
An der Spitze des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gab es zuletzt Streit. Der Vorstandsvorsitzende Thorsten Burmester (SPD) möchte Kandidat für die Wahl des Oberbürgermeisters in Köln werden. Ein legitimer Wunsch, findet der Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB), Alfons Hölzl. Burmester soll laut einer offenbar weitergegebenen internen Mail des DOSB-Präsidenten Thomas Weikert bereits freigestellt worden sein.
Das Ganze sei ein wenig sinnvoller Umgang miteinander, findet Hölzl, und fordert, miteinander statt übereinander zu reden. „Mir hat die Art und Weise, wie man damit umgegangen ist, nicht gefallen", kritisierte der DTB-Präsident. Daher sei sein Rat an alle Beteiligten, möglichst schnell gemeinsam die beste Lösung zu finden und zu klären, wie die Vakanz aufgefangen wird. Ob mit einer schnellen Neubesetzung oder indem die anderen Vorstandsmitglieder die Arbeit auffangen.

Wahlprogramme beeinflussen statt auf aktuelles Gesetz hoffen

Grundsätzlich sieht Hölzl auch kein organisatorisches Problem: Bei der DOSB-Mitgliederversammlung müssten die verbleibenden Vorstände die Aufgaben übernehmen - ebenso bei der aktuell zu leistenden Lobby-Arbeit vor der geplanten Neuwahl des Bundestags im Februar.
Dass das Sportfördergesetz noch durchkommt, glaubt Hölzl nicht. Daher sollte jetzt vielmehr daran gearbeitet werden, Einfluss auf die Wahlprogramme zu nehmen: „Ich bin jetzt nicht sehr optimistisch, dass das Sportgesetz noch durchgehen wird in dieser Legislaturperiode. Ich halte das nahezu für ausgeschlossen. Ich sehe darin auch eine Chance, weil wir gerade was das Sportgesetz anbelangt noch mal neu ansetzen können und auch Verbesserungen mit einbringen können, die - nach meinem Dafürhalten jedenfalls - dringend erforderlich sind.“

Olympia 2036 unrealistisch - 2040/2044 anpeilen

Langfristig ist eine Olympiabewerbung eines der größten Themen für den deutschen Sport. Hölzl, der auch Mitglied der Sprechergruppe der Spitzensportverbände ist, sieht die Anpassung der Strategie als sinnvoll an: Den Fokus auf eine Stadt oder Region zu legen. Andere Staaten seien bei den jeweiligen Bewerbungsprozessen deutlich schneller. Grundsätzlich sei Deutschland eher spät mit seinen Vorbereitungen:
„2036, ist nahezu, nach meinem Dafürhalten, aussichtslos. Wenn ich richtig informiert bin, gibt es über zwölf Länder, die sich dafür bewerben. Also werden wir bei 2040 landen und mein dringender Appell wäre, sich nicht nur dann für 2040 zu bewerben, sondern auch gleichzeitig für 2044, damit man nicht wieder von vorne beginnt. Weil: wir müssen schon die die große Konkurrenzsituation international einfach zur Kenntnis nehmen.“

"Es geht nicht nur um ein Sportfest"

Hölzl sieht auch einen Vorteil darin, wenn eine mögliche Ausrichtung der Olympischen Spiele noch 16 oder 20 Jahre entfernt wäre, "weil es nicht nur darum geht, bei Olympischen Spielen mehr Medaillen zu gewinnen (...), sondern weil es letztendlich darum geht, dass der Sport und zwar in all seinen Erscheinungsformen, da spreche ich vom Breiten- wie vom Leistungssport, vom Vereins-, vom Verbandssport im übrigen auch vom Sport in den Kindertagesstätten, in der Schule eine unwahrscheinlich große Bedeutung hat für unsere Gesellschaft."
Eine gründliche Vorbereitungszeit sei deshalb gar nicht so schlecht. Der Bewerbungsprozess solle als Chance verstanden werden zu einer sportbewegten Gesellschaft. Es gehe nicht nur um ein Sportfest, sondern auch eine generelle Idee, Sport als Staatsziel. Alfons Hölzl sieht den Sport für die Zukunftsgestaltung des Landes von existenzieller Bedeutung.