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Hoeneß-Prozess
Zweifel bleiben

Der Hoeneß-Prozess ist auch nach dem Urteil Thema vieler internationaler Medien. Der Schweizer Tagesanzeiger etwa signalisiert Zweifel an der Version von Hoeneß. Der Verdacht der Korruption und Geldwäsche stehe im Raum.

Von Hans-Jürgen Maurus |
    Auf der Homepage des FC Bayern München ist eine Erklärung des Vereinspräsidenten Uli Hoeneß zu sehen.
    Uli Hoeneß verzichtet auf die Revision des Urteils gegen ihn und will seine Gefängnisstrafe antreten (dpa / picture alliance / Stephan Jansen)
    Vieles am Hoeneß-Prozess ist zutage getreten. Eine atemberaubende Zockerei des Wurstfabrikanten, Millionendeals, satte Profite und dicke Verluste, doch so manches bleibt im Dunkeln. Der Zürcher Tagesanzeiger hat jetzt einen bösen Verdacht geäußert. Es geht um die angeblichen Devisenspekulationen, die Uli Hoeneß emotionale Höhenflüge, aber auch böse Enttäuschungen gebracht haben müssen. Was den Tagesanzeiger misstrauisch macht ist die Art der Geschäfte, der Handel mit Devisen.
    Punkt 1: Der Devisenhandel ist in der Regel kein Feld für individuelle Spekulanten. Das Geschäft wird von den Megabanken a la UBS, Deutsche Bank, Barclays, Bank of Scotland oder Hongkong and Shanghai Banking Corporation Citigroup beherrscht. Das zeigen die Ermittlungen der Aufsichtsbehörden um Manipulationen des Devisenmarkts.
    Zweitens: die Gewinnmargen im Devisenhandel sind minimal, d.h. dass man in der Tat ein riesiges Rad drehen muss, um überhaupt substantielle Gewinne einzufahren. Für einen Uli Hoeneß sei es schlicht unmöglich, auf dem Devisenmarkt aus 20 Millionen zeitweise 150 Millionen Euro zu machen, meint ein ehemaliger Revisor, das sei völlig absurd.
    Drittens: auf dem Devisenmarkt werden täglich zwischen 3-4 Billionen Dollar umgesetzt werden, es sind Megabanken, Investmentfonds, Geldmarktfonds, Hedgefonds oder andere institutionellen Investoren, die sich am Devisenmarkt tummeln, um die Zinsunterschiede zwischen Währungsräumen für ihre Geschäfte zu nutzen. Da sind aber Profis, ja ganze Teams am Werk, Einzelkunden oder Laien fehlt es in der Regel am know how. Denn viele Faktoren beeinflussen Währungsschwankungen.
    Ein langjähriger Banker hat dem Tagesanzeiger anvertraut, dass er im Devisengeschäft immer nur Geld verloren habe. Von Zufallstreffern des Uli Hoeneß spricht ein Schweizer Vermögensverwalter, doch könne man nicht zwischen Trainingsgelände und dem Büro zum Hörer greifen und zwischen Tür und Angel nachhaltige Gewinne erzielen. Ein Ex- Banker hegt daher den Verdacht, dass die angeblichen Devisengeschäfte des Uli Hoeneß eine Schutzbehauptung sind, um andere Aktivitäten zu kaschieren.
    Welche ? Gewisse Praktiken sind bekannt. Wenn zwei Akteure etwa eine Geldsumme in Fremdwährung unter dem Marktpreis verkaufen, um sie zeitgleich zu einem höheren Kurs weiter zu veräußern und beide teilen sich den Gewinn. Das ist reine Spekulation, zugegeben. Und es gilt die Unschuldsvermutung. Die Neue Zürcher Zeitung will wissen, dass die Hoeneß Devisengeschäfte echt waren. Hoeneß habe über Futures, Swaps, Optionen und Zertifikate ein gewaltiges Rad gedreht, einmal mit 15 Millionen Euro gegen den Dollar gewettet, dank eines Hebels einen Gesamteinsatz von 150 Millionen Euro riskiert.
    Doch Zweifel bleiben. Denn Hoeneß hat selber zugegeben, dass er kein Futures Experte ist. Auch die Herkunft des Startkapitals ist unklar. Zwar sollen rund 20 Millionen aus der Tasche des früheren Adidas Chefs Robert Louis Dreyfus stammen, doch woher dieser das Geld hatte und welchem Zweck das zur Verfügung gestellte Kapital diente, ist ebenfalls nicht geklärt. Fest steht aber, dass Adidas sich 2002 mit 10 Prozent an der FC Bayern AG für damals immerhin mehr als 70 Millionen Euro eingekauft hat. Es gibt also nicht nur geschäftliche Verbindungen, sondern ein massives Geschäftsinteresse.
    Der Verdacht der Korruption und Geldwäsche stehe im Raum, behauptet der Tagesanzeiger und beruft sich dabei auf eine namentlich nicht genannte Zürcher Anwaltskanzlei, dann hätte übrigens auch die Schweizer Privatbank Vontobel ein Problem. Und die Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA müsste ermitteln.