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Herausforderung legale Putzhilfe

Schwarzarbeit im Privathaushalt? Völlig inakzeptabel, finden zwei Drittel der Bevölkerung laut einer Studie. Doch ein Drittel kennt jemanden persönlich, der schwarz arbeitet. Und wer beispielsweise eine Putzhilfe legal beschäftigen will, stößt auf massive Probleme - und scheint zur Doppelmoral gezwungen zu werden.

Von Moritz Küpper |
    Ein Bodenreiniger und ein Putzeimer stehen am 06.11.2014 im Hauptbahnhof in Dresden (Sachsen).
    Für saubere Verhältnisse bei der Beschäftigung einer privaten Putzhilfe zu sorgen, ist nicht einfach. (Arno Burgi / dpa-Zentralbild)
    Frauke Matthes' Haus liegt am Ende eines Wohnblocks. Es ist umgeben von viel Grün.
    "Guten Tag, treten Sie ein." "Hallo." "Möchten Sie einen Kaffee?"
    Die 83-jährige Frau, groß gewachsen, graue, kinnlange Haare, trägt eine randlose Brille und großes, wallendes rosa Oberteil über einer schwarzen Hose. Matthes ist barfuß und geht voran in ihr Wohnzimmer, wo auf dem Tisch die Unterlagen schon warten.
    "Nehmen Sie Platz. Der Platz ist für Sie bequemer, der ist ein bisschen größer."
    "Sie weigern sich alle, angemeldet zu werden"
    Matthes hat früher in einer internationalen Jugendorganisation gearbeitet, dann studiert und unterrichtet. Deutsch als Fremdsprache, vor allem für ausländische Wissenschaftler, was sie ab und an noch heute macht. An 25 verschiedenen Orten hat sie gelebt, nun aber bereits mehr als 40 Jahre in Bielefeld. Auf gelbem Papier hatte Matthes dem Deutschlandfunk Ende Januar einen Brief geschrieben …
    "… weil ich eigentlich versuche, ein gesetzestreuer Mensch zu sein und die Normen zu erfüllen, die an mich gestellt werden. Dazu gehört auch, korrekt Steuern zu zahlen und in diesem Falle meine Haushilfe anzumelden, die ich brauche, weil ich meinen Haushalt nicht mehr alleine schaffen kann. Und da bin ich gescheitert. Ich finde keine Haushilfe, die vier Stunden in der Woche zu mir kommt, die ich anmelden kann. Sie weigern sich alle, angemeldet zu werden. Ohne ihre Zustimmung kann ich sie nicht anmelden."
    Matthes' Erfahrung:
    "Sie kommen gerne zum Putzen, aber dann mache ich mich strafbar - und sie auch."
    Anrechnungsgrenze bei 100 Euro
    Sie habe schon vieles probiert:
    "Ich habe jetzt alles durchgefochten, durchgesucht. Mit dem Mini-Job, Haushaltsscheck und Arbeitsamt. Es scheint keine Möglichkeit zu geben, in irgendeiner Form, jemanden legal zu beschäftigten im Haushalt."
    Auch mit einem 14-jährigen Mädchen hatte Matthes Kontakt. Sie wolle sich gerne etwas dazuverdienen, aber …
    "… die Mutter stimmt nicht zu, die Mutter möchte das nicht, weil ihr das dann abgezogen wird von ihren Bezügen, die sie über das Arbeitsamt kriegt. Das Mädchen war gerade eben hier und hat vor Wut gekocht und hat gesagt: Das ist so unfair in dieser Gesellschaft. Sie gehören wirklich zu den armen Menschen in dieser Gesellschaft, und jetzt möchte sie ein bisschen Geld verdienen, damit sie einige Sachen machen kann, die sie sonst nicht machen kann."
    Die Anrechnungsgrenze liegt bei 100 Euro. Zwei Stunden die Woche wäre also gegangen, doch Matthes sucht jemanden für sechs Stunden die Woche Putzen.
    "Zwölf bis sechzehn Euro. Das würde ich immer zahlen. Das finde ich auch angemessen."
    Für ihren dicht bewachsenen Garten habe sie jetzt jemanden:
    "Eine ungelernte Kraft, die jetzt ein Gewerbe angemeldet hat, und die verlangt 29 Euro für eine Stunde Gartenarbeit. Das ist legal."
    Sechs Stunden im Monat kann sie da bezahlen.
    "Den Sommer über, aber eigentlich ist das jenseits meiner Möglichkeiten."
    "Die meisten machen das illegal"
    Wer sich nach Matthes' Schilderungen ein wenig umhört, bekommt Erfahrungen aller Art - und ambivalente Auskünfte. In großen Universitätsstädten ließen sich beispielsweise einfach Studenten finden, die angemeldet helfen können. Doch in der gleichen Stadt gibt es Menschen, die wie Frauke Matthes niemanden finden. Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft arbeiteten in Deutschland im Jahr 2016 bis zu drei Millionen Haushaltshilfen in Privathaushalten schwarz.
    Je nach Schätzung, so das Institut, summiere sich die schwarz erbrachte Arbeitszeit auf umgerechnet rund 140 Milliarden Euro - pro Jahr. In Europa halte zwar zwei Drittel der Bevölkerung Schwarzarbeit im Privathaushalt für völlig inakzeptabel, doch ein Drittel kenne jemanden persönlich, der im letzten Jahr schwarz gearbeitet hat. Gesellschaftliche Doppelmoral? Frauke Matthes nickt. Sie hat sich mal in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis umgehört. Das Ergebnis:
    "Einige wenige haben jemanden, den sie anmelden oder anmelden können. Und die meisten machen das illegal."
    Man wird dazu gezwungen
    An Bundes- und Landtagsabgeordnete hätte sie sich auch schon gewandt. Doch eine befriedigende Antwort blieb aus. Irgendwann, so schrieb Matthes, wurde ihr genervt zu verstehen gegeben, dass sie schon nicht erwischt werden würde. Es sei wohl der einzige Weg …
    "… weil sie gezwungen werden, sie finden niemanden."
    Aber letztendlich sei es doch ein gesellschaftliches Problem, das tabuisiert werde.
    "Ich glaube, dass das durchs ganze Land verdrängt wird."