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Vor 125 Jahren eröffnet
Das Hofbräuhaus am Platzl - Münchens Mekka der Biertrinker

Kreuzbräu und Kaltenecker, Dürrnbräu, Spaten und Zenger, Sternecker, Paulaner, Oberpollinger etc. Um das Jahr 1800 gab es in München ganze 63 Brauereien: Am 22. September 1897 kam mit dem Neuen Hofbräuhaus am Platzl ein prächtiger Bierpalast hinzu.

Von Carola Zinner |
Das Hofbräuhaus am Platzl in München
Das Hofbräuhaus am Platzl in München (picture alliance / Bildagentur-online / Joko)
Lange Tische, an denen Männer in Lederhosen sitzen und Frauen im Dirndl; ein kleines Orchester, das Blasmusik spielt, während Bedienungen im Akkord mit Bier gefüllte Maßkrüge anschleppen und Teller mit Schweinsbraten und Knödeln: Es wirkt wie eine Inszenierung der bayerischen Tourismuswerbung, doch es ist alles echt in diesem, dem berühmtesten – viel besungenen Wirtshaus der Welt.
„In München steht ein Hofbräuhaus / Eins, zwei, g'suffa / Da läuft so manches Fäßchen aus / Eins, zwei, g'suffa“

Platz für 3500 Biertrinker

Von Fässchen ist natürlich schon längst nicht mehr die Rede, wie auch, bei den vielen Hektolitern, die hier jeden Tag über den Tresen gehen. Das Staatliche Hofbräuhaus am Platzl, wie der offizielle Name lautet, ist eine Wirtschaft der Superlative: allein in der „Schwemme“ im Erdgeschoss finden 1300 Gäste Platz; im ganzen Haus sind es dreieinhalbtausend.
„Das hört sich so riesig an, aber dadurch, dass wir auf drei Ebenen sind, Terrasse und so weiter, finden sie ihre Ecke, wo sie sich heimeliger fühlen als in so manchem kleinen Wirtshaus“, sagt Hofbräu-Sprecher Tobias Ranzinger und zeigt bei der Führung durch die hohen Räume mit den bunt bemalten Decken auch das „Allerheiligste“ – eine Wand von vergitterten Schließfächern, in denen Maßkrüge mit Zinn-Deckeln auf ihre Besitzer warten: Jene, „616 Glücklichen, die hier ein Fach im Maßkrug-Tresor haben. Und wir haben etwa 3500 registrierte Stammgäste.“

München und seine „Bierbarone“

Bayern und Bier, das gehört schon lange zusammen, schon allein deshalb, weil es mit dem Weinanbau in Altbayern noch nie wirklich gut bestellt war. Doch den Ruf der „Bierstadt“ bekam München erst im Laufe des 19. Jahrhunderts, als hiesige Brauereibesitzer die Neuerungen des Industriezeitalters nutzten, um das Brauwesen konsequent zu modernisieren. Eigens gezüchtete Hefekulturen, genaue Mengen- und Temperaturvorgaben, vor allem aber Carl Lindes neue Kühlmaschine machten aus der Bierproduktion, bis dahin eher ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang, ein zuverlässiges Verfahren mit erstklassigem Ergebnis, das die „Bierbarone“, wie man sie schon bald nannte, mit zu den reichsten Männern der Stadt machte. Aber auch der bayerische Staat profitierte, und das nicht allein durch die üppigen Steuereinnahmen, gehörte ihm doch mit dem Hofbräuhaus die bekannteste Brauerei Münchens.

Prominente Besucher im Haus am „Platzl"

„Ach, was habe ich in diesen Tagen nicht zu sehen bekommen! Da ist die Pinakothek und die Glyptothek und das Hofbräuhaus und viele andere Dinge. Ja, München gefällt mir ganz ausnehmend, und ich trinke mit großem Vergnügen sehr viel Bier.“
So wie für Tony, geborene Buddenbrook, im gleichnamigen Roman von Thomas Mann endete für viele München-Besucher die Besichtigungstour durch „Isar-Athen“ im berühmten Haus am „Platzl“, dort, wo inmitten enger Straßen und Gässchen schon seit Jahrhunderten gebraut wurde. Die dazugehörige Wirtschaft allerdings existierte – zumindest offiziell – erst seit 1828, als der König seiner Brauerei jene „Gastung“ erlaubte, die zum Ärger der umliegenden Wirte ohnehin schon längst klammheimlich stattfand, so Tobias Ranzinger: „Wir haben hier zum Teil ganz alte Krüge. Hier zum Beispiel. Das sehen Sie am Deckel. Da steht KGL. Das heißt königliches Hofbräuhaus. Das heißt, der Krug jetzt ist vor 1870 / 1880.“

Auf Geheiß des Prinzregenten

Damit stammen die alten „Keferloher“, wie man die grauen Krüge mit der Salzglasur nennt, noch aus der Zeit des alten Hofbräuhauses, das damals allerdings unter dem Zustrom an Gästen bereits aus allen Nähten platzte. So beauftragte der bayerische Prinzregent in den 1890er-Jahren den Architekten Max Littmann mit dem Ausbau der Gaststätte und ließ dafür die Brauerei an den damaligen Stadtrand verlegen.
Am 22. September 1897 dann war es so weit: das neue Hofbräuhaus am Platzl, ein großer Bierpalast im Stil der Neorenaissance, wurde feierlich eröffnet. Es ist sicher kein Zufall, dass sich Littmann später als Fachmann für Theaterbauten einen Namen machte. Denn irgendwie ist auch sein Hofbräuhaus eben nicht nur Wirtshaus, Zufluchtsort und Paradies der Biertrinker, sondern auch Bühne und Zuschauerraum für ein ganz spezielles Münchner Welttheater.