"Auf Sand gebaut" – so steht es in großen weißen Lettern auf den alten Speicherhäusern der Weserburg geschrieben. Worte des amerikanischen Konzept-Künstlers Lawrence Weiner. Der Berliner Sammler Reinhard Omnasch erwarb vor Jahrzehnten das Copyright dafür. Und Europas erstes Sammlermuseum, die Weserburg, stellte die Worte aus; seit jetzt mehr als 20 Jahren. Ein "Juwel" nennt der geschäftsführende Direktor Peter Friese das Haus, aber auch die Staatsrätin für Kultur, Carmen Emigholz, schätzt das Museum.
"Die Grundlage sind eben Privatsammlungen und das Umgehen mit dem, was Private gesammelt haben. Und das bedeutet, es gibt nicht immer eine frei kuratierende Hand, die alles Mögliche zusammensetzt, um ein Bild von einer Werkschau zu machen, sondern es ist schon eine spezifische Sicht von Werkschau. Und das ist etwas Besonderes."
Dieses Konzept galt bei der Gründung 1991 als richtungsweisend: Die Stadt stellt dem Museum ein Gebäude zur Verfügung und bezuschusst das Haus; derzeit mit 1,1Millionen Euro pro Jahr. Für die Kunst allerdings ist die öffentliche Hand nicht zuständig. Bis vor ein paar Jahren konnte das Museum damit Kurs halten. Dann allerdings verkaufte der frühere Direktor, Carsten Ahrens, millionenschwere Gemälde, um das Museum über Wasser zu halten und um einen Umbau zu finanzieren. Die Erlöse von Gerhard Richters "Matrosen" und Franz Gertschs "Luciano I" sollten in einen Zukunftsfonds fließen. - Ahrens ist inzwischen zurückgetreten; aus Gründen, über die man in Bremen nicht offen spricht. Seine Pläne gelten im Grunde aber heute noch, sagt Peter Friese, sein Stellvertreter:
"Wir haben vor, das Haus von seiner Grundfläche um ein Drittel zu verkleinern und damit wirtschaftsfähiger zu machen, und dann haben wir vor, natürlich eine Klimaanlage einzubauen, die Wegeführung etwas anders zu machen, den Eingangsbereich, der immer noch so versteckt in einem Tunnel liegt, nach vorne zu nehmen und einfach attraktiver dazustehen."
Dafür reichen die Rücklagen des Museums gerade noch aus, sagt Friese. Danach allerdings wird es knapp. Ein privater Mäzen hat seine Unterstützung gekündigt, ab 2014 fehlen der Weserburg jährlich 500.000 Euro. Das Studienzentrum für Künstlerpublikationen, sozusagen ein Museum im Museum, müsste dann eine Nebenrolle spielen. Oder ganz verschwinden; weswegen der Deutsche Kulturrat es denn auch auf die "Rote Liste bedrohter Kultureinrichtungen" gesetzt hat. Zu Unrecht, sagt Carmen Emigholz, die Staatsrätin für Kultur.
"Unser Haus hat sehr stark verdeutlicht, dass wir der Auffassung sind, dass das Studienzentrum ein ganz ernst zu nehmender Bestandteil in der Aufarbeitung zeitgenössischer Kunst ist, und dass wir deshalb ein prominentes Interesse daran haben, diesen Bereich auch weiter zu fördern."
Weltweit gibt es nur rund ein Dutzend Institute, die Künstlerpublikationen bewahren; darunter das MoMA in New York oder das Museum für zeitgenössische Kunst in Barcelona. Das Bremer Museum allerdings ist einzigartig in seiner Forschungsaktivität und genießt deshalb international hohes Ansehen. Auch der Bestand der Sammlung ist herausragend – sie umfasst mehr als 200.000 publizierte Werke, darunter 10.000 Künstlerbücher. Deshalb wird die Stadt das Studienzentrum künftig mit einem individuellen Zuschuss in Höhe von 200.000 Euro unterstützen. Bislang war das Forschungsmuseum davon abhängig, wie die Weserburg haushaltete. Anne Thurmann-Jajes, die Leiterin des Studienzentrums.
"Diese getrennten Kassen bedeuten für das Studienzentrum letztendlich eine Bestandsgarantie und eine Finanzierung, die es uns erlaubt, weiterzuarbeiten. Also wir haben Räume, wir haben eine Sockelfinanzierung, und die ermöglicht uns auch, Drittmittel-Anträge zu stellen; also arbeitsfähig zu sein."
Natürlich bleibe viel zu tun, sagt Thurmann-Jajes. Die Zuschüsse des Senats reichten bei Weitem nicht aus. Man überlege, das Forschungsmuseum in eine eigene Stiftung oder gemeinnützige GmbH umzuwandeln. Aber:
"Unter den gegebenen Umständen, die wir jetzt haben, können wir jetzt auch von der "Roten Liste "genommen werden."
Die Worte von Lawrence Weiner werden die alten Speicherhäuser der Weserburg weiterhin schmücken: "Auf Sand gebaut". Aber so bedeutungsschwanger wie vor Kurzem sind sie nun nicht mehr; nicht mal im wörtlichen Sinne. Denn auch die Finanzierung für das langsam absackende Fundament ist laut Senat schon fast in trockenen Tüchern.
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"Die Grundlage sind eben Privatsammlungen und das Umgehen mit dem, was Private gesammelt haben. Und das bedeutet, es gibt nicht immer eine frei kuratierende Hand, die alles Mögliche zusammensetzt, um ein Bild von einer Werkschau zu machen, sondern es ist schon eine spezifische Sicht von Werkschau. Und das ist etwas Besonderes."
Dieses Konzept galt bei der Gründung 1991 als richtungsweisend: Die Stadt stellt dem Museum ein Gebäude zur Verfügung und bezuschusst das Haus; derzeit mit 1,1Millionen Euro pro Jahr. Für die Kunst allerdings ist die öffentliche Hand nicht zuständig. Bis vor ein paar Jahren konnte das Museum damit Kurs halten. Dann allerdings verkaufte der frühere Direktor, Carsten Ahrens, millionenschwere Gemälde, um das Museum über Wasser zu halten und um einen Umbau zu finanzieren. Die Erlöse von Gerhard Richters "Matrosen" und Franz Gertschs "Luciano I" sollten in einen Zukunftsfonds fließen. - Ahrens ist inzwischen zurückgetreten; aus Gründen, über die man in Bremen nicht offen spricht. Seine Pläne gelten im Grunde aber heute noch, sagt Peter Friese, sein Stellvertreter:
"Wir haben vor, das Haus von seiner Grundfläche um ein Drittel zu verkleinern und damit wirtschaftsfähiger zu machen, und dann haben wir vor, natürlich eine Klimaanlage einzubauen, die Wegeführung etwas anders zu machen, den Eingangsbereich, der immer noch so versteckt in einem Tunnel liegt, nach vorne zu nehmen und einfach attraktiver dazustehen."
Dafür reichen die Rücklagen des Museums gerade noch aus, sagt Friese. Danach allerdings wird es knapp. Ein privater Mäzen hat seine Unterstützung gekündigt, ab 2014 fehlen der Weserburg jährlich 500.000 Euro. Das Studienzentrum für Künstlerpublikationen, sozusagen ein Museum im Museum, müsste dann eine Nebenrolle spielen. Oder ganz verschwinden; weswegen der Deutsche Kulturrat es denn auch auf die "Rote Liste bedrohter Kultureinrichtungen" gesetzt hat. Zu Unrecht, sagt Carmen Emigholz, die Staatsrätin für Kultur.
"Unser Haus hat sehr stark verdeutlicht, dass wir der Auffassung sind, dass das Studienzentrum ein ganz ernst zu nehmender Bestandteil in der Aufarbeitung zeitgenössischer Kunst ist, und dass wir deshalb ein prominentes Interesse daran haben, diesen Bereich auch weiter zu fördern."
Weltweit gibt es nur rund ein Dutzend Institute, die Künstlerpublikationen bewahren; darunter das MoMA in New York oder das Museum für zeitgenössische Kunst in Barcelona. Das Bremer Museum allerdings ist einzigartig in seiner Forschungsaktivität und genießt deshalb international hohes Ansehen. Auch der Bestand der Sammlung ist herausragend – sie umfasst mehr als 200.000 publizierte Werke, darunter 10.000 Künstlerbücher. Deshalb wird die Stadt das Studienzentrum künftig mit einem individuellen Zuschuss in Höhe von 200.000 Euro unterstützen. Bislang war das Forschungsmuseum davon abhängig, wie die Weserburg haushaltete. Anne Thurmann-Jajes, die Leiterin des Studienzentrums.
"Diese getrennten Kassen bedeuten für das Studienzentrum letztendlich eine Bestandsgarantie und eine Finanzierung, die es uns erlaubt, weiterzuarbeiten. Also wir haben Räume, wir haben eine Sockelfinanzierung, und die ermöglicht uns auch, Drittmittel-Anträge zu stellen; also arbeitsfähig zu sein."
Natürlich bleibe viel zu tun, sagt Thurmann-Jajes. Die Zuschüsse des Senats reichten bei Weitem nicht aus. Man überlege, das Forschungsmuseum in eine eigene Stiftung oder gemeinnützige GmbH umzuwandeln. Aber:
"Unter den gegebenen Umständen, die wir jetzt haben, können wir jetzt auch von der "Roten Liste "genommen werden."
Die Worte von Lawrence Weiner werden die alten Speicherhäuser der Weserburg weiterhin schmücken: "Auf Sand gebaut". Aber so bedeutungsschwanger wie vor Kurzem sind sie nun nicht mehr; nicht mal im wörtlichen Sinne. Denn auch die Finanzierung für das langsam absackende Fundament ist laut Senat schon fast in trockenen Tüchern.
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