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Hoffnung für Demenzerkrankte

Aktuell leiden eine Millionen Menschen in Deutschland an einer Demenz. Jährlich kommen 200.000 neue Erkrankungen dazu. Experten schätzen, dass sich die Zahl der Demenzen bis zum Jahr 2030 verdoppeln wird, sollte es bis dahin keine wirksamen Medikamente geben. Die können heute Demenzen bestenfalls verzögern, nicht aber aufhalten oder rückgängig machen. Letzte Woche haben sich Experten aus ganz Deutschland in Berlin getroffen, um sich über aktuelle Behandlungsmöglichkeiten auszutauschen.

Von William Vorsatz |
    "Demenzen vom Alzheimer Typ oder auch diese Parkinson-assoziierten Demenzen, für die haben wir jetzt schon mit den Cholinesterase-Hemmern Therapieprinzipien, die im Einzelfall schon ausgesprochen gut wirken, sie sind noch nicht die ganze Antwort, aber sie sind schon ausgesprochen hilfreich, die Zukunft wird speziell für die Demenzen vom Alzheimertyp einen deutlichen Fortschritt bringen, da ist sehr viel in der Pipeline."

    Bei Parkinson- und Alzheimererkrankungen werden durch Veränderungen im Gehirn nicht mehr genügend Botenstoffe gebildet, die den Informationsaustausch der Nervenzellen miteinander ermöglichen. Cholinesterase-Hemmer verzögern den Abbau dieser Botenstoffe und können dadurch den Krankheitsverlauf hinauszögern. Die Erkrankten können so oft noch längere Zeit zu Hause bleiben, bevor sie in eine stationäre Pflege müssen, Cholinesterase-Hemmer halten die Krankheit aber nicht dauerhaft auf. Um dies zu erreichen, muss die Ursache behandelt werden. Sogenannte Plaques, massive Eiweißablagerungen an den Nervenzellen, blockieren zunächst die Informationsübertragung und sorgen letztendlich dafür, dass die Nervenzellen absterben. Neue Medikamente sollen das verhindern. Professor Peter Falkai vom Universitätsklinikum Göttingen:

    " Beispielsweise diese sogenannten Gammasekretasen: Im Gehirn gibt es kleine Scheren, die müssen die Proteine aufschneiden, in kleine Stücke. Und wenn sie das nicht richtig tun, dann entstehen diese schlechten Proteinablagerungen, und man kann praktisch auf diese Scheren steuernd eingreifen, so dass nur noch gute Produkte geschnitten werden, und diese Gammasekretasen sind diejenigen, die für die Steuerung der Scheren zuständig sind.
    "

    Die neuen Medikamente durchlaufen gerade sogenannten Phase3-Studien, das heißt, sie werden unter Praxisbedingungen auf ihre Wirksamkeit hin getestet, und wenn alles gut geht, in wenigen Jahren auf den Markt kommen. Ebenso vielversprechend: die Gruppe der Statine, die bisher vor allem als Cholesterinsenker eingesetzt werden. Sie sollen ebenfalls die Proteinablagerungen verhindern. Ein anderer Ansatz ist die Impfung gegen Alzheimer:
    "Diese Immunisierung greift am anderen Ende an. Das heißt, wenn Sie schon diese Proteine haben, dann soll der Körper diese Proteine abbauen, diese Ablagerungen, und er soll das über Antikörper machen, Das heißt, die Idee ist, er sollte zusehen, dass er sich wehrt. Es gibt also zwei Ansäte, einer relativ früh, wir wollen verhindern, dass diese Abbauprodukte entstehen und der andere, dass diese Abbauprodukte abgeräumt werden. "

    Die Impfung gegen Alzheimer und Parkinson wird noch länger auf sich warten lassen. Und gegen bestimmte Erkrankungen haben die Forscher und Ärzte überhaupt noch keine grundlegenden medikamentösen Strategien. Etwa gegen Frontotemporale Demenzen, das sind degenerative Veränderungen der Hirnrinde, die vor allem die Persönlichkeit verändern.

    Arzneien sind jedoch nur ein Teil des erfolgreichen Kampfs gegen Demenz. Es gibt viele Faktoren, die den Krankheitsverlauf aufhalten können. Das untermauern neue Studien wie beispielsweise zu Sport bei Demenz. Prof. Gutzmann:

    "Es ist sicherlich sinnvoll: körperliche Aktivität, und zwar eine, die nicht so nur nebenbei ist, sondern tatsächlich auch gezielt, auf dem Ergometer oder Joggen, also ohne eine körperliche Aktivität werden Sie keine Demenztherapie in der langen Sicht hinkriegen."
    Dazu geistige Förderung, ohne zu überfordern. Genau wie beim Sport kommt es auf das richtige Maß an. Patienten mit geminderter Leistungsfähigkeit kommen schnell an ihre Grenzen. Aber vielversprechende neue Medikamente, kombiniert mit aktuellem Wissen zu ergänzenden Behandlungen machen für die Zukunft Hoffnung.