Der langjährige Führer der weißen liberalen Opposition im südafrikanischen Parlament, Frederik van Zyl Slabbert, erinnert sich noch genau an den 2. Februar 1990, der Südafrikas Geschichte veränderte. Ein Journalist hatte ihm vorab die Rede von Präsident Frederik Willem de Klerk zugespielt, die dieser zur traditionellen Eröffnung der Sitzungsperiode des Parlaments in Kapstadt an diesem Tag halten würde.
"Ich las sie und sagte: das glaube ich nicht. Ich konnte mir zwar einige Politiker in der Nationalen Partei vorstellen, die zu einer solchen Rede fähig wären, aber nicht de Klerk. Aber sie lag vor mir. Es war außerordentlich."
De Klerk galt als Hardliner und Verfechter der Apartheid. Er hatte eine Reihe von Ministerposten inne, bevor er 1989 die Nachfolge von Pieter Willem Botha erst als Führer der seit 1948 regierenden Nationalen Partei und einige Monate später als Staatspräsident übernommen hatte. Und so wie van Zyl Slabbert war auch ganz Südafrika verblüfft, als de Klerk dann verkündete, dass er das 1960 verhängte Verbot des Afrikanischen Nationalkongresses – ANC – mit sofortiger Wirkung aufheben und einen politischen Dialog mit ihm über die Zukunft des Landes beginnen wird. Ja mehr noch:
"Ich möchte es klar sagen, dass die Regierung die Entscheidung getroffen hat, Herrn Mandela bedingungslos freizulassen."
Nelson Mandela, seit 27 Jahren in Haft, war der weltweit bekannte Führer des ANC. Er war nicht nur zu lebenslanger Gefängnisstrafe wegen angeblicher terroristischer Verbrechen verurteilt worden, sondern es durfte in Südafrika auch kein Bild von ihm veröffentlicht, kein Wort von ihm zitiert werden. Mandela, so wollte es das Apartheidregime, sollte vergessen, der ANC als Exilorganisation kraftlos werden. Doch das hatte nicht funktioniert. Der Widerstand gegen die Rassentrennung am Kap wurde im Land immer stärker, auch gewaltsamer, und international so wirksam, dass es zu Wirtschaftssanktionen des Westens gegen Südafrika kam. Die Aufhebung des ANC-Verbots und die Freilassung Mandelas am 11. Februar waren somit für Präsident de Klerk eine Art Notbremse. Er wollte retten, was noch zu retten war und hoffte unter weiterhin weißer Führung Südafrika aus dem Dilemma herauszuführen:
"Die Zeit ist gekommen, dass ein neues Grundgesetz Gestalt gewinnt und alle Südafrikaner daran mitarbeiten und Südafrika als Nation einen stolzen Platz in der internationalen Gemeinschaft einnimmt."
Vier Jahre lang sollten die Verhandlungen zwischen de Klerk und Mandela, zwischen der weißen Regierung und dem nunmehr wieder legalen ANC dauern. Mehrfach standen sie vor dem Scheitern. Denn de Klerk wollte lediglich eine Machtteilung mit dem ANC, nicht aber eine wirkliche Demokratie mit freien Wahlen. Die Privilegien der weißen Minderheit sollten weitgehend beibehalten und ihr ein Vetorecht garantiert werden. Sogar ein Bürgerkrieg drohte, weil weiße bewaffnete Extremisten nicht von der Alleinherrschaft lassen wollten. Auch Mandela musste sich gegen Hitzköpfe in den Reihen des ANC durchsetzen, wie sich John Kani, der wohl bekannteste schwarze Schauspieler Südafrikas, erinnert:
"Wir erwarteten von Mandela nach seiner Freilassung, dass er sagt: Ihr wisst, wo die Waffenlager sind. Ergreift die Gewehre und lasst uns die Revolution beginnen. Doch als er sagte, er wolle von uns das Mandat für Verhandlungen, da waren wir enttäuscht und sagten: Ooh."
Doch Mandela überzeugte sowohl den ANC als auch nach und nach die schwarze Bevölkerungsmehrheit, dass jede Art der Konfrontation nur Südafrika zerstören und somit niemandem nutzen würde. Südafrika müsse zu einer Demokratie werden, an der alle, ungeachtet ihrer Hautfarbe, aktiv teilnehmen können. Diese Verhandlungen führten schließlich dazu, dass de Klerk freien Wahlen nach dem Muster "Ein Mann – eine Stimme" zustimmte, bei denen am 27. April 1994 auch erstmals die bisher rechtlose schwarze Bevölkerungsmehrheit an die Urne durfte. Erzbischof Desmond Tutu jubelte:
"Dieser Tag ist gekommen. Es ist ein unglaublicher Tag für unser ganzes Volk. Ein neues Südafrika entsteht, wo alle Südafrikaner, Schwarze und Weiße, für das gemeinsame Wohl arbeiten. Ist das nicht sagenhaft?"
Der ANC gewann diese Wahlen mit einer Mehrheit von über 62 Prozent. Kurz darauf wurde Nelson Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten gewählt.
"Ich las sie und sagte: das glaube ich nicht. Ich konnte mir zwar einige Politiker in der Nationalen Partei vorstellen, die zu einer solchen Rede fähig wären, aber nicht de Klerk. Aber sie lag vor mir. Es war außerordentlich."
De Klerk galt als Hardliner und Verfechter der Apartheid. Er hatte eine Reihe von Ministerposten inne, bevor er 1989 die Nachfolge von Pieter Willem Botha erst als Führer der seit 1948 regierenden Nationalen Partei und einige Monate später als Staatspräsident übernommen hatte. Und so wie van Zyl Slabbert war auch ganz Südafrika verblüfft, als de Klerk dann verkündete, dass er das 1960 verhängte Verbot des Afrikanischen Nationalkongresses – ANC – mit sofortiger Wirkung aufheben und einen politischen Dialog mit ihm über die Zukunft des Landes beginnen wird. Ja mehr noch:
"Ich möchte es klar sagen, dass die Regierung die Entscheidung getroffen hat, Herrn Mandela bedingungslos freizulassen."
Nelson Mandela, seit 27 Jahren in Haft, war der weltweit bekannte Führer des ANC. Er war nicht nur zu lebenslanger Gefängnisstrafe wegen angeblicher terroristischer Verbrechen verurteilt worden, sondern es durfte in Südafrika auch kein Bild von ihm veröffentlicht, kein Wort von ihm zitiert werden. Mandela, so wollte es das Apartheidregime, sollte vergessen, der ANC als Exilorganisation kraftlos werden. Doch das hatte nicht funktioniert. Der Widerstand gegen die Rassentrennung am Kap wurde im Land immer stärker, auch gewaltsamer, und international so wirksam, dass es zu Wirtschaftssanktionen des Westens gegen Südafrika kam. Die Aufhebung des ANC-Verbots und die Freilassung Mandelas am 11. Februar waren somit für Präsident de Klerk eine Art Notbremse. Er wollte retten, was noch zu retten war und hoffte unter weiterhin weißer Führung Südafrika aus dem Dilemma herauszuführen:
"Die Zeit ist gekommen, dass ein neues Grundgesetz Gestalt gewinnt und alle Südafrikaner daran mitarbeiten und Südafrika als Nation einen stolzen Platz in der internationalen Gemeinschaft einnimmt."
Vier Jahre lang sollten die Verhandlungen zwischen de Klerk und Mandela, zwischen der weißen Regierung und dem nunmehr wieder legalen ANC dauern. Mehrfach standen sie vor dem Scheitern. Denn de Klerk wollte lediglich eine Machtteilung mit dem ANC, nicht aber eine wirkliche Demokratie mit freien Wahlen. Die Privilegien der weißen Minderheit sollten weitgehend beibehalten und ihr ein Vetorecht garantiert werden. Sogar ein Bürgerkrieg drohte, weil weiße bewaffnete Extremisten nicht von der Alleinherrschaft lassen wollten. Auch Mandela musste sich gegen Hitzköpfe in den Reihen des ANC durchsetzen, wie sich John Kani, der wohl bekannteste schwarze Schauspieler Südafrikas, erinnert:
"Wir erwarteten von Mandela nach seiner Freilassung, dass er sagt: Ihr wisst, wo die Waffenlager sind. Ergreift die Gewehre und lasst uns die Revolution beginnen. Doch als er sagte, er wolle von uns das Mandat für Verhandlungen, da waren wir enttäuscht und sagten: Ooh."
Doch Mandela überzeugte sowohl den ANC als auch nach und nach die schwarze Bevölkerungsmehrheit, dass jede Art der Konfrontation nur Südafrika zerstören und somit niemandem nutzen würde. Südafrika müsse zu einer Demokratie werden, an der alle, ungeachtet ihrer Hautfarbe, aktiv teilnehmen können. Diese Verhandlungen führten schließlich dazu, dass de Klerk freien Wahlen nach dem Muster "Ein Mann – eine Stimme" zustimmte, bei denen am 27. April 1994 auch erstmals die bisher rechtlose schwarze Bevölkerungsmehrheit an die Urne durfte. Erzbischof Desmond Tutu jubelte:
"Dieser Tag ist gekommen. Es ist ein unglaublicher Tag für unser ganzes Volk. Ein neues Südafrika entsteht, wo alle Südafrikaner, Schwarze und Weiße, für das gemeinsame Wohl arbeiten. Ist das nicht sagenhaft?"
Der ANC gewann diese Wahlen mit einer Mehrheit von über 62 Prozent. Kurz darauf wurde Nelson Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten gewählt.