Die Polizei war mit einem massiven Aufgebot in der Innenstadt von Hannover präsent. Damit sollte verhindert werden, dass es zu Ausschreitungen wie bei der Anti-Salafismus-Demonstration vor drei Wochen in Köln kam. Gerechnet hatten die Einsatzkräfte zunächst mit etwa 5.000 Teilnehmern. Doch letztlich reisten nur rund 3.000 Hooligans, Neonazis und Sympathisanten aus dem ganzen Bundesgebiet an.
Den Versammlungsort hinter dem Hauptbahnhof sperrte die Polizei weiträumig ab. Sie kontrollierte alle Teilnehmer der Hooligan-Demonstration bei ihrer Ankunft auf Waffen und Alkohol. Zudem durfte die Kundgebung nur bis 16.00 Uhr stattfinden. Anschließend geleitete die Polizei das Gros der Demonstranten wieder zu den Zügen im Hauptbahnhof.
Gegendemonstrationen senden "Signal gegen Rassismus"
An mehreren Gegendemonstrationen beteiligten sich zwischen 5.000 und 6.000 Menschen. Als am frühen Abend ein Protestzug aus der Innenstadt mit offenkundig gewaltbereiten autonomen Gruppen eintraf, spitzte sich die Lage kurzfristig zu, wie ARD-Korrespondent Alexander Budde im Deutschlandfunk berichtete. Einige Gegendemonstranten hätten versucht, die Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Es kam zu Rangeleien. Die Polizei setzte Pfefferspray ein. Von den angekündigten 18 Gegendemonstrationen wurde viele wieder abgesagt, nachdem feststand, dass die HoGeSa-Teilnehmer nicht durch die Stadt ziehen, sondern sich eingekesselt von der Polizei hinter dem Hauptbahnhof versammeln durften.
Zu den Gegenkundgebungen hatten unter anderem alle Fraktionen im niedersächsischen Landtag und die Gewerkschaften aufgerufen. Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) sprach von einem "tollen Signal der Stadtgesellschaft , dass sie gegen Rassismus eintritt". Menschen anderer Herkunft genössen in Hannover Toleranz und Respekt: "Das lassen wir uns von niemandem zerstören."
Die Stadtverwaltung ließ 60 Fahnen mit dem Schriftzug "Hannover gegen rechts" hissen. Auch Ultras und Hooligans vom Fußballverein Hannover 96 hatten sich gegen die Hooligan-Demo ausgesprochen.
Pistorius: "Rote Karte zeigen"
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hatte die Gegendemonstranten im Vorfeld dazu aufgerufen, sich nicht provozieren zulassen: "Wir zeigen die Rote Karte gegen jede Form von Verachtung unserer Grundwerte". Die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) sagte bei einer Kundgebung, sie halte die Genehmigung des Aufmarsches der "Hooligans gegen Salafisten" für richtig und begrüße zugleich die strengen Auflagen. "Wir dürfen unser Versammlungsrecht nicht von den Nazis aushebeln lassen", so Roth.
Hotels und Geschäfte in der Umgebung des Versammlungsortes der Hooligans hatten Scheiben und Eingänge unter anderem mit Brettern vor Steinwürfen geschützt. Das Verwaltungsgericht Hannover hatte am Donnerstag das von der Polizei ursprünglich ausgesprochene Demonstrationsverbot kassiert.
Strenge Auflagen wie Alkoholverbot, Verbot von Glasflaschen und Feuerwerkskörpern sollten Krawalle und Ausschreitungen wie drei Wochen zuvor am 26. November bei einer Großdemonstration der HoGeSa am Kölner Hauptbahnhof verhindern. Es war zu massiven Ausschreitungen und Sachbeschädigungen gekommen. Nach Polizeiangaben standen 4.800 Hooligans nur 1.300 Polizisten gegenüber. Die Polizei setzte Wasserwerfer, Schlagstöcke und Reizgas gegen die zum Großteil stark alkoholisierten und aggressiven Demonstranten ein. Den Sicherheitskräften wurde später vorgeworfen, sich nicht ausreichend auf die Kundgebung vorbereitet zu haben.
Hooligans gegen Salafisten
Die Gruppe "Hooligans gegen Salafisten" (HoGeSa) hat sich über soziale Netzwerke und das Internet organisiert. Dem Verfassungsschutzbericht 2013 zufolge gibt es "einzelfallbezogene Überschneidungen" zwischen Rechtsextremisten und der Hooligan-Szene. Bei der Bundeszentrale für politische Bildung heißt es: Auch wenn viele Hooligans sich selbst als "unpolitisch" bezeichnen, sind rassistische und antisemitische Einstellungen in der Szene weit verbreitet. Der Salafismus, auf den sich HoGeSa bezieht, ist eine sehr konservative Bewegung des Islams, die von einer kleinen Minderheit der Muslime getragen wird. Ziel ist die Errichtung eines Gottesstaates nach den Regeln der Scharia. Nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz gibt es in Deutschland mehr als 6.000 Salafisten. Teile der Bewegung sind gewaltbereit.
Die Gruppe "Hooligans gegen Salafisten" (HoGeSa) hat sich über soziale Netzwerke und das Internet organisiert. Dem Verfassungsschutzbericht 2013 zufolge gibt es "einzelfallbezogene Überschneidungen" zwischen Rechtsextremisten und der Hooligan-Szene. Bei der Bundeszentrale für politische Bildung heißt es: Auch wenn viele Hooligans sich selbst als "unpolitisch" bezeichnen, sind rassistische und antisemitische Einstellungen in der Szene weit verbreitet. Der Salafismus, auf den sich HoGeSa bezieht, ist eine sehr konservative Bewegung des Islams, die von einer kleinen Minderheit der Muslime getragen wird. Ziel ist die Errichtung eines Gottesstaates nach den Regeln der Scharia. Nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz gibt es in Deutschland mehr als 6.000 Salafisten. Teile der Bewegung sind gewaltbereit.
(kis/mb)