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Hohe Schule am langen Zügel
Die Wiener Hofreitschule zwischen Kunst und Kommerz

In den Stallungen der Wiener Hofburg riecht es nach dem Erbe der Habsburger: die edlen Lipizzanerhengste, einst angeschafft zum Amüsement der österreichischen Kaiser und damals ausschließlich dem Hochadel vorbehalten, tanzen ihr elegantes Ballett aus Pirouetten und Piaffen bis heute. Die Spanische Hofreitschule, vor 450 Jahren gegründet und von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt.

Von Simonetta Dibbern |
    Auf dem Sprung: Ein Pferdetrainer der Spanischen Hofreitschule demonstriert mit seinem Lipizzaner am 20.8.2003 vor dem Schloss Schönbrunn in Wien sein Können. Die Schule ist die einzige Institution der Welt, an der die klassische Reitkunst in der Renaissancetradition seit mehr als 425 Jahren gepflegt wird.
    Auf dem Sprung: Ein Pferdetrainer der Spanischen Hofreitschule demonstriert mit seinem Lipizzaner am 20.8.2003 vor dem Schloss Schönbrunn in Wien sein Können. (picture-alliance / dpa / epa apa Roland Schlager)
    Sie ist eine der wichtigsten Touristenattraktionen der Donaumetropole: mehr als 300.000 Besucher wollen jedes Jahr die anmutigen Schritte der weißen Rassepferde im barocken Reitsaal sehen. Doch hinter der hübschen Fassade stecken nicht nur hartes Training, sondern auch kühle Rechnungen: die Managerin des männerbündischen Betriebs ist eigentlich Hoteldirektorin und war zuvor auch Chefin des Wiener Opernballs. Um den kostenintensiven Schaustall aus den roten Zahlen zu holen, hat sie die Kandare angelegt und das einstige Prestigeobjekt zum modernen Wirtschaftsunternehmen gemacht - zum Leidwesen der klassischen Reitkunst, sagen Kritiker.