In Deutschland ertrinken vier- bis fünfhundert Menschen im Jahr. Tendenz steigend. Eine eigentlich unvorstellbare Zahl findet Achim Haag, Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG. "Wir haben natürlich keine Ursachenforschung: ‚konnten Sie nicht schwimmen?‘, wenn jemand verunfallt ist. Wir stellen halt nur fest aufgrund statistischer Erhebungen zum Beispiel der Forsa-Umfrage, dass immer mehr Grundschülerinnen und Grundschüler am Ende der Grundschule nicht schwimmen können."
2017 war eine von der DLRG in Auftrag gegebene Studie zu dem Ergebnis gekommen: 59 Prozent der Kinder können nach Verlassen der Grundschule nicht sicher schwimmen. Einer der Gründe: das schleichende Bädersterben. In den vergangenen zwanzig Jahren ging ihre Zahl um fast ein Drittel zurück. Der DLRG-Präsident appellierte daher an die Sportpolitiker, bei Sanierung und Neubau von Sportstätten die Schwimmbäder nicht zu vergessen. "Ein Schwimmbad ist ein bisschen mehr als nur ein Ort, wo man schwimmen geht, der soziale Kitt, der findet genau in der Rinne statt."
DOSB fordert Bund zu stärkerem Engegament auf
Die Liste baufälliger Sportstätten in Deutschland ist lang. Der DOSB schätzt den Sanierungs- und Modernisierungsbedarf auf mindestens 31 Milliarden Euro. Vizepräsident Andreas Silbersack fordert vom Bund, sich stärker zu engagieren als bisher. "Wir brauchen hier einen Schub, wir brauchen einen Boost nach vorne, wir hören von den Vereinen, sie sehnen sich danach. Sie wollen einfach Sportstätten haben, die zukunftsfähig sind. Und deshalb die ganz klare Bitte auf die 31 Milliarden bezogen: wir brauchen diese Investition."
Mehr Geld: Darin waren sich Politiker und Sachverständige während der zweistündigen Anhörung im Sportausschuss einig. Aber wer entscheidet, wie und wofür das Geld eingesetzt wird? Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport in Nordrhein-Westfalen, vertraut den Sportverbänden und ihren Vereinen. "Wir haben 300 Millionen gegeben, speziell an unsere Vereine, damit sie modernisieren und instandsetzen können, wir haben in diesem Programm ausdrücklich Neubauten ausgeschlossen. Damit was passiert an dem Bestand, den wir haben. Und wir haben halt über vier Jahre – und davon sind die ersten zwei Jahre jetzt um – festgestellt, dass die Vereine vor Ort am besten wissen, wofür sie ihr Geld einsetzen wollen."
Andere sagen: die Kommunen sollen entscheiden. Sie könnten besser beurteilen, wo die staatlichen Fördermittel sinnvoll eingesetzt werden. Mit der heutigen Anhörung im Sportausschuss ist auf jeden Fall Bewegung in die Debatte gekommen.