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Hohes Pokern kann sich "als fatal herausstellen"

Die Absage der Bochumer Opel-Beschäftigten zum Sanierungsplan von GM kann schwerwiegende Folgen haben, sagt Professor Stefan Bratzel von der Fachhochschule Bergisch-Gladbach. Die bereits schlechte Stimmung zwischen Konzernmutter und Betriebsrat werde verstärkt. Eine Entscheidung gegen das Werk wäre eine "Art Retourkutsche".

Stefan Bratzel im Gespräch mit Ursula Mense |
    Ursula Mense: Es wird keine weiteren Verhandlungen über die Zukunft des Bochumer Opel-Werks geben. Die Autofertigung läuft Ende 2014 aus. So hieß es heute aus Rüsselsheim, nachdem sich die Opel-Belegschaft in Bochum gegen den Sanierungsplan ausgesprochen hatte. Dass sich der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel damit nicht abfinden will und die Belegschaft hofft, Druck auf die Konzernmutter GM ausüben zu können, ist das eine; die Frage, ob man vielleicht zu hoch gepokert hat, das andere. Diese Frage geht an Professor Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft, den ich vor der Sendung gefragt habe, was er von der Entscheidung in Bochum hält.

    Stefan Bratzel: Nun, ich glaube schon, dass man wirklich sehr, sehr hoch pokert. Es besteht durchaus die Gefahr, dass diese Verstimmung, die ohnehin schon beim GM-Management in Detroit ob der Situation von Opel vorliegt, sich dadurch eher noch verstärkt und dass man tatsächlich sagt, okay, 2014 ist Schluss in Bochum. Die Gefahr ist in der Tat da.

    Mense: Der Betriebsrat spekuliert jetzt dennoch darauf, dass GM die Produktion des Zafira nicht wie angedroht einstellt, sondern noch zwei Jahre länger in Bochum vom Band laufen lässt. Denken Sie, dass aufgrund dessen doch GM noch verhandlungsbereit sein könnte?

    Bratzel: Nun, prinzipiell lässt es sich ja bei GM schwer Voraussagen treffen. Aber grundsätzlich muss man schon sagen, dass die Hängepartie bei GM demnächst sicherlich zu Ende gehen muss. Man darf ja nicht vergessen, dass GM in einer Größenordnung seit Ende der 90er-Jahre mit GM Europa, was mehrheitlich Opel ist, in der Größenordnung 15 Milliarden Euro verloren hat. Die letzten Jahre sind mit erheblichem Verlust von Marktanteilen einher gegangen und entsprechend glaube ich, dass GM jetzt auch gut daran tut, nach vorne zu schauen, und das könnte eben dazu führen, dass dieses hohe Pokern sich tatsächlich als sehr fatal herausstellt.

    Mense: Und damit für GM eigentlich die Gelegenheit, endlich ein Werk zu schließen, egal welches?

    Bratzel: Ja in der Tat. Die Überkapazitäten erfordern das. Es hätte nicht Bochum sein müssen, aber aufgrund des doch recht schlechten Klimas hat man sich für den Erhalt des britischen Ellesmere Port Werkes entschieden, und seitdem schauten alle Augen auf Bochum.

    Mense: Heißt das, Professor Bratzel, dass Sie denken, man hätte diese Entwicklung auch anders steuern können?

    Bratzel: Ich glaube, dass durchaus eine andere Steuerung möglich gewesen wäre. Es war das Tischtuch im Zuge dieser geplanten Abspaltung von Opel vom General Motors Konzern, da war das kommunikative Tischtuch ziemlich zerschnitten, zwischen Betriebsrat, die ja quasi als Führung des Opel-Unternehmens eine Zeit lang aufgetreten sind, und dem GM-Management in Detroit. Und wenn man so will, ist das so eine Art Retourkutsche, die man zwar nicht offen so kommuniziert, aber sicherlich ein bisschen herauslesen kann aus den letzten ein, zwei Jahren.

    Mense: Dennoch: Wenn das Werk geschlossen wird, Ende 2014, das wird GM ja auch noch Einiges kosten?

    Bratzel: Das wird GM sicherlich Einiges kosten, aber wenn man bedenkt, dass selbst im letzten Jahr man ohnehin 1,8 Milliarden verloren hat, Milliarden Dollar in dem Fall verloren hat mit Opel, da machen auch weitere Investitionen in andere Werke, um die Zafira-Produktion kurzfristig zu übernehmen, vielleicht in der Größenordnung 50 bis 200 Millionen, nicht so wahnsinnig viel aus.

    Mense: Einschätzungen waren das von Professor Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach.


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