Archiv

Hollywood-Ikone
Whoopie Goldberg wird 60

Das kommt davon, wenn man mit Theaterkollegen über Namen blödelt. Da heißt man auf einmal "Furzkissen" oder auf Englisch "whoopi cussion". Bei Whoopi ist sie geblieben, das "cussion" hat sie dann aber doch gegen ein Goldberg eingetauscht. Heute wird sie 60 Jahre alt - zwei davon verbrachte sie in der DDR.

Von Jörg Albrecht | 13.11.2015
    US-Schauspielerin Whoopie Goldberg
    US-Schauspielerin Whoopie Goldberg (Imago)
    "Ich bin arm, schwarz und vielleicht bin ich sogar hässlich, aber Gott sei Dank bin ich noch da. Ich bin noch da."
    Mit diesen Worten schließt Celie, die Hauptfigur aus dem Film "Die Farbe Lila", endgültig mit ihrem bisherigen Leben ab. Mit der Rolle der über viele Jahre schikanierten und gedemütigten Afroamerikanerin gibt Whoopi Goldberg ihren Einstand in Hollywood. Über Nacht ist sie ein Star, was sie immer noch seltsam findet.
    "Look at me. This was not anyone´s idea of what a movie star looked like – ever."
    Man solle sie sich doch nur anschauen. Würde sich jemand etwa so einen Star vorstellen?
    "Würde auch den Staub auf dem Fußboden spielen"
    Steven Spielberg glaubt an die 1955 in New York geborene Caryn Elaine Johnson, als er die Hauptrolle in "Die Farbe Lila" besetzen will. Für die Schauspielerin geht ein Traum in Erfüllung, denn die Emanzipationsgeschichte einer Afroamerikanerin hat sie direkt nach Erscheinen des Romans von Alice Walker zu einem Brief an die Autorin bewegt.
    "Ich hatte Alice Walker geschrieben, nachdem ich ihre Lesung von ´Die Farbe Lila´ im Radio gehört habe. Ich schrieb ihr ganz frech: Sollte es jemals einen Film geben – ich würde auch den Staub auf dem Fußboden spielen."
    Leben in der DDR
    Dass es dann sogar die Hauptrolle geworden ist, kann Whoopi Goldberg immer noch nicht so richtig fassen. Denn bis Mitte der 1980er-Jahre stand sie ausschließlich auf der Bühne. Bevor sie es mit ihrer Stand-Up-Comedy bis an den Broadway geschafft hat, führte sie ein Theaterengagement – man höre und staune – in die DDR, wo sie sogar zwischen 1979 und 1981 gelebt hat.
    "Ich habe immer gewusst, dass ich spielen kann. Nur dachte ich nie, dass ich es einmal in Filmen tun würde, sondern immer nur am Broadway. Ich sagte Steven: Ich habe noch nie einen Film gedreht, ich weiß nicht, ob ich das kann. Und er fragte mich, was mir denn Sorgen machen würde. Ich meinte, ich bin es gewohnt vor Publikum zu spielen. Na ja, sagte er: Die gesamte Crew ist dein Publikum."
    Selten erste Wahl
    Obwohl in elf Kategorien nominiert, geht "Die Farbe Lila" – und somit auch Whoopi Goldberg – bei der Oscar-Verleihung 1986 leer aus. In den Händen halten wird sie die Statue aber fünf Jahre später.
    "And the Oscar goes to Whoopi Goldberg ..."
    Sie wird für ihre Rolle einer Hellseherin im Film "Ghost – Nachricht von Sam" ausgezeichnet. Eine Rolle, die sie, wie Whoopi Goldberg betont, nur durch Zufall bekommen habe. Überhaupt sei sie selten erste Wahl gewesen: ob bei "Ghost", bei "Jumpin' Jack Flash", ja selbst bei der Erfolgskomödie "Sister Act", für die eigentlich Bette Midler vorgesehen war.
    "Oh nein, ich kann das nicht tragen. Ich habe darin Hüften wie ein Pferd. – Es gibt Menschen, die Sie töten wollen. Alle Menschen, die Sie kennen, nehme ich an."
    Frech und laut, direkt und eloquent
    Es sind – wie schon bei ihrem Debüt in "Die Farbe Lila" – starke Frauen, die Whoopi Goldberg verkörpert. Die Qualität der Filme aber, in denen sie mitspielt, lässt hin und wieder zu wünschen übrig. Auch der Erfolg bleibt immer öfter aus und Whoopi Goldberg kehrt zu ihren Anfängen zurück, macht wieder Comedy – im Fernsehen und auf Bühnen.
    Frech und laut, direkt und eloquent: So kennt man sie. Eine Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt, die sich unter anderem für die Rechte Homosexueller einsetzt und die gestanden hat, jahrelang drogenabhängig gewesen zu sein. Damit ist Whoopi Goldberg das komplette Gegenteil von Caryn Elaine Johnson, die eigentlich scheu und wenig wortgewandt sei.
    "Ich weiß, es ist schockierend. Aber wenn ich unter vielen Leuten bin, fühle ich mich nicht wohl. In einer Gruppe von Menschen habe ich nicht viel zu erzählen. Aber SIE kann alles. SIE kann mit jedem reden. Aber in mir selbst ist da etwas, das diese Situationen als gar nicht so angenehm wahrnimmt. Und so sage ich mir: Lass die Arbeit einfach Whoopi machen!"