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Hollywood
"The Revenant" räumt bei Golden Globes ab

Gleich drei Golden Globes für das Rachedrama "The Revenant": Der Film gewinnt als Drama des Jahres, Leonardo DiCaprio als bester Hauptdarsteller und Alejandro González Iñárritu als bester Regisseur. Dabei hatte sich Iñárritu beim Dreh nicht nur Freunde gemacht.

Von Wolfgang Stuflesser |
    Golden Globes für "The Revenant": Regisseur Alejandro Gonzalez (links) und Leonardo DiCaprio als bester Haupdarsteller bei der Auszeichnung
    Golden Globes für "The Revenant": Regisseur Alejandro Gonzalez (links) und Leonardo DiCaprio als bester Haupdarsteller bei der Auszeichnung (afp / Frederic J. Brown)
    Erinnern Sie sich noch, wie Leonardo DiCaprio monatelang, ach was jahrelang nur mit langem Zottelbart zu sehen war? Der Bart war Teil seiner Rolle im eisigen Wild-West-Drama "The Revenant - der Rückkehrer". DiCaprio spielt einen Trapper, der von einem Bären angefallen von seinen Begleitern zum Sterben zurückgelassen wird - dann aber Rache nimmt. Für diese Rolle bekam Leonardo DiCaprio den Golden Globe als bester Hauptdarsteller in einem Drama.
    Das bedeute ihm eine Menge, sagte DiCaprio und bedankte sich bei seinem Regisseur Alejandro González Iñárritu, der die Dreharbeiten, zu einem tief greifenden Erlebnis gemacht habe, wie DiCaprio es noch nie in seinem Leben gehabt habe.
    Leonardo DiCaprio als Trapper Hugh Glass in einer Szene des Films "The Revenant".
    Leonardo DiCaprio als Trapper Hugh Glass in einer Szene des Films "The Revenant". (imago/ZUMA Press)
    Der Film gewann auch den Preis als bestes Drama des Jahres - und Iñárritu wurde als bester Regisseur ausgezeichnet. Doch sein Perfektionismus hat ihm nicht nur Freunde gemacht - einige Filmschaffende haben sich auch beschwert, Iñárritu habe darauf bestanden, den gesamten Film im echten Schnee zu drehen, weshalb die letzten Szene erst im August in Südamerika fertig gestellt wurden. Iñárritu sieht sich nun natürlich bestätigt und sagte in seiner Dankesrede: "Die Schmerzen vergehen - der Film ist für immer."
    Film in der falschen Kategorie ausgezeichnet?
    Als beste Komödie wurde "Der Marsianer" ausgzeichnet - ebenso wie Matt Damon in der Titelrolle als Astronaut - wieder einer, der ums Überleben kämpft, nur diesmal auf dem Mars. Der Film ist zwar stellenweise witzig, aber eigentlich keine Komödie - das ließ auch Regisseur Ridley Scott kurz anklingen, als er den Preis dann aber doch dankbar entgegennahm.
    Jennifer Lawrence gewann ihren dritten Golden Globe, den dritten unter der Regie von David O. Russell, diesmal spielt sie in "Joy" die Erfinderin des Miracle Mops, der sich selbst auswringt. Lawrence dankte dem Regisseur auf ihre typisch ungewöhnliche Art - sie wolle neben ihm begraben werden, sagte sie.
    Szene aus "Der Marsianer" von Ridley Scott: Mars-Astronaut Mark Watney muss alleine auf dem roten Planeten überleben.
    Szene aus "Der Marsianer" von Ridley Scott: Mars-Astronaut Mark Watney muss alleine auf dem roten Planeten überleben. (imago / 20th Century Fox)
    Brie Larson ist eine relative Newcomerin - und hat in "Raum" eine außergewöhnliche Leistung gezeigt: Sie spielt eine junge Frau, die vor Jahren entführt wurde, in Gefangenschaft ein Kind geboren hat und mit diesem nun das gemeinsame Leben meistert - irgendwie. Dafür gab's den Preis als beste Hauptdarstellerin im Bereich "Drama". Die Globes für die besten Nebendarsteller gingen an Kate Winslet für ihre Rolle als Asisstentin von Steve Jobs und an Sylvester Stallone, der nach Jahrzehten noch mal den alternden Boxer Rocky Balboa spielt - sichtlich bewegt dankte Stallone diesem imaginären Freund.
    Überwältigte Lady Gaga
    Richtig überwältigt von ihrem Preis schien Lady Gaga - das sei einer der großartigsten Momente ihres Lebens, sagte sie.
    Sie spielt in der Fernsehserie "American Horror Story: Hotel" eine Vampirin, und sagte, sie habe eigentlich erst Schauspielerin werden wollen - doch dann mit der Musik eher Erfolg gehabt.
    Für solche Momente zwischen Glamour und Emotion lohnt es sich, den dreistündige Verleihungsmarathon anzuschauen - wäre da nicht der nervige Moderator. Ricky Gervais ist nach drei Jahren Pause zurückgekehrt - leider, denn seine Witze zielen immer noch meist unter die Gürtellinie. Ein noch eher harmloses Beispiel: Er wollte etwas Nettes über Mel Gibson sagen - und zwar dass er lieber mit ihm einen Drink nehmen würde als mit Bill Cosby - dem gerade mehr als 50 Frauen sexuelle Übergriffe und Vergewaltigung vorwerfen.
    Ich hab' mich während der Verleihung nach den Moderatorinnen der letzten Jahre zurückgesehent, Tina Fey und Amy Poehler. Wenn es einen Preis für die beste Preisverleihungsmoderation gäbe - die beiden hätten ihn noch im Nachhinein verdient, auch das haben diese Golden Globes gezeigt.

    Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
    1. Wer waren die großen Gewinner und Verlierer?
    Die meisten Preise - nämlich gleich drei - gingen an "The Revenant - der Rückkehrer". Das ist der Film, in dem Leonardo DiCaprio einen Trapper in einer Art eisigen Version des Wilden Westens spielt, einen Mann, der von einem Bären angefallen und dann von seinen Begleitern zum Sterben zurückgelassen wird, der dann aber alles tut, um zu Überleben und Rache zu nehmen. Das ist nach Ansicht des Verbands der Auslandsjournalisten der beste Film des Jahres im Bereich "Drama", und auch Leonardo DiCaprio und der Regisseur Alejandro González Iñárritu haben Golden Globes bekommen. Das ist vielleicht auch ein Trost für die wohl sehr harten Dreharbeiten für den Film im echten Schnee.
    Im Bereich Komödie, da hat ein Film gewonnen, der eigentlich eher ein Science-Fiction-Thriller ist und nur stellenweise lustig: "Der Marsianer"mit Matt Damon als gestrandetem Mars-Astronauten, der auch wieder ums Überleben kämpft, nur diesmal eben auf dem Mars. Damon bekam auch den Preis als bester Komödien-Hauptdarsteller.
    Als beste Haupdarstellerinnen wurden Brie Larson und Jennifer Lawrence ausgezeichent. Die spielt in "Joy" die Frau, die den Miracle Mop erfunden hat, der sich selbst auswringt, und Brief Larson ist eine relative Newcomerin. Ihr Film "Raum" erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die vor Jahren entführt wurde und in Gefangenschaft ein Kind geboren hat - und wie sie jetzt mit dem Kind dieses Leben meistert.
    2. Die Golden Globes gelten ja immer auch als Barometer für die Oscars. Was bedeuet das alles denn nun für die Oscar-Verleihung Ende Februar?
    Interessant ist, dass der eigentliche Favorit bei den Globes, nämlich die lesbische Liebesgeschichte "Carol" mit Cate Blanchett und Rooney Mara - am Ende trotz fünf Nominierungen komplett leer ausgegangen ist.
    Die Frage ist nur, ob das bei den Oscars so bleibt - das ist ja ein Preis, den die Filmschaffenden selbst vergeben, die 6000 Mitglieder der Academy - und da hat "The Revenant" keinen so besonders guten Ruf, weil die Dreharbeiten so hart waren - auch weil der Regisseur unbedingt wollte, dass alles im echten Schnee gedreht wird und in der Reihenfolge, in der die Szenen auch im Film spielen. Mit diesem Perfektionismus hat sich Iñárritu bei seinen Kollegen nicht nur Freunde gemacht. Könnte sein, dass ihm das bei den Oscars dann auf die Füße fällt.
    3. Wie war die Show? Und vor allem Moderator Ricky Gervais?
    Das war schon ganz unterhaltsam - die Globes gelten ja als etwas lockerer als die steifen Oscars, das liegt vielleicht auch daran, dass hier schon während der Verleihung der Champagner fliest. Ein kleiner Wermutstropfen war aber diesmal wieder der Moderator Ricky Gervais - er ist nach drei Jahren Pause zurückgekehrt, macht aber leider immer noch genau dieselben extremen Witze - das geht oft unter die Gürtellinie und da wurde dann in der amerikanischen Fernsehübertragung auch oft der Ton weggeblendet.
    Manchmal ist er gerade so auf der Kante, als er zum Beispiel sagte, er werde gleich nach seinem Anfangsmonolog verschwinden, und zwar so, dass nicht mal Sean Penn ihn findet - der ist ja gerade mit seinem Interview mit dem Drogenboss "El Chapo" in den Schlagzeilen. Das war schon ganz witzig. Aber weil es bei den Globes keine Gesangsnummern, keine Show-Acts gibt, leidet bei so einem Moderator nach meinem Eindruck der Glamour der Show - und das ist es ja, was man an so einem Abend eigentlich erleben will.