Es hat sie immer gegeben, die Schmuddelkinder der Filmindustrie mit ihren "Dirty Movies". Die ersten Pornofilme wurden schon gedreht, als die Bilder gerade mühsam laufen gelernt hatten. Und immer schon hat die Hollywoodprominenz heimlich auch ein bisschen den Schulterschluss ausprobiert mit der ungezogenen Rasselbande.
In Europa und in Asien lösen sich mittlerweile die Grenzen zwischen Pornografie und Autorenkino immer mehr auf. Grenzgänger wie Patrice Chéreau oder Catherine Breillat müssen sich längst nicht mehr verstecken. Auf der Berlinale durfte die französische Regisseurin gar einen Workshop abhalten mit dem Thema "Directing Sex". Und Michael Winterbottom konnte mit seinem äußerst freizügigen Film "Nine Songs" durchaus passable Kritiken im deutschen Feuilleton einsammeln. In Hollywood diskutiert man von jeher eher ökonomisch. Darf man zugeben, dass es ökonomisch und filmpolitisch gemeinsame Interessen gibt mit dem "anderen Hollywood", das sich im benachbarten San Fernando Valley niedergelassen hat? Dabei wird es gerade eng für beide Branchensegmente. Dana Harris, Spezialistin für solche Themen beim ehrwürdigen Branchenblatt "Variety" registriert zumindest bei der Schmuddelbranche ein gestiegenes Interesse:
"Dass die Pornoindustrie immerzu gegen die Zensur kämpft, ist kaum überraschend. Sie sind sehr gut organisiert - mit einer Lobby beim Gouverneur in Sacramento. Und so oft es geht, versuchen sie sich in eine Reihe mit Hollywood zu stellen. In den letzten Jahren gab es keinen konkreten Rechtsfall, der die Aufmerksamkeit der Mainstreamleute erregt hat. Aber das könnte sich bald ändern. "
Mit großen Reklametafeln für Pornos auf der "Sunset Avenue" demonstrieren seit letzter Woche die Riesen der Branche ihre Medienmacht. 13 Milliarden Dollar werden nach neusten Schätzungen im Jahr umgesetzt. Damit ist das andere Hollywood ökonomisch auf Augenhöhe mit der "sauberen" Traumfabrik in Los Angeles. Offen mag sich kein Hollywoodproduzent auf die Seite der übel beleumundeten Pornoindustrie stellen. Doch die Folgen einer restriktiven Medienpolitik der Bushregierung bekommt man auch hier zu spüren. Für die viel Profit versprechenden neuen Medien mit ihren Internetportalen und "Video on demand" ist nicht die Selbstzensur des Filmproduzentenverbandes zuständig sondern die staatliche Medienüberwachungskommission FCC, zu deren Leiter gerade gestern Kevin J. Martin ernannt worden ist: ein ehemaliger Berater von George D. Bush, der versprochen hat, eine aggressivere Politik gegenüber jeder "Schamlosigkeit" zu verfolgen. Wobei es um Janet-Jacksons Nippel ebenso gehen kann, wie um die schmutzigen Witze von "Sex and the City". Zugleich bekommen immer mehr Filme der Hollywoodcompanies keine Jugendfreigabe mehr, finden sich mit der Kategorie NC-17 also mehr oder weniger auf dem gleichen Spielfeld wieder wie die Pornos. Von beiden Seiten wird diese Entwicklung der Zensur aufmerksam beobachtet.
"Wann immer es um Zensur geht, dann ist das sofort von großer Bedeutung für den Hollywoods-Mainstream. Es gibt Kämpfe um die Kosten der Selbstzensur mit dem Produzentenverband. Im Augenblick stecken wir gerade in der Indecency-Kampagne bei den Fernsehanstalten. Bei diesen Kämpfen steht die Pornoindustrie immer ganz vorne. Es ist ja klar, dass Pornos immer weiter gehen werden als beispielsweise ein Film von Stephen Spielberg. Trotzdem würden die meisten Hollywood-Leute wegen der Zensurbestimmungen mit der Pornoindustrie gemeinsame Sache machen. Sie wissen nämlich. Sonst sind sie die nächsten."
Das Interesse Hollywoods an der Pornoindustrie geht aber noch weiter. Zwei seriösen Dokumentationen arbeiten deren Geschichte auf. Der Fernsehsender HBO kündigt eine 6-teilige Miniserie zum Thema an. Und "Inside Deep Throat" beschäftigt sich mit dem Film, der 1972 für kurze Zeit eine Debatte über neue Grenzen des guten Geschmacks entfachte. "Deep Throat" ist nicht nur der Film, der als einziger Porno in keiner filmgeschichtlichen Abhandlung fehlt. Es ist wahrscheinlich auch der profitabelste Film überhaupt. Gekostet hat er 25 000 Dollar - eingespielt mehr als eine halbe Milliarde Dollar. In den 70er Jahren war die Auseinandersetzung um den Film Kulturkampf. Die Nixon-Regierung bekriegte ihn. Also war es für die liberale Öffentlichkeit Ehrensache, den Film zu verteidigen. "Inside Deep Throat" soll diese Stimmung wieder heraufbeschwören und hat inzwischen auch einen deutschen Verleih, der den Film in ein Paar Wochen ins Kino bringen wird. Mit "Deep Throat" begann die Pornoindustrie übrigens auch zum großen Geschäft zu werden. Anstelle der einschlägigen Kinos in der Bahnhofsgegend trat die Videokassette ihren Siegeszug an. Ein neues Medium war geboren. Technisch macht es deswegen immer Sinn, zu verfolgen, was die Schmuddelbranche tut und sich mit ihr zu einigen, meint Dana Harris.
"Ja deswegen haben wir die Filme nicht auf dem eigentlich besseren Betamaxformat, sondern auf VHS. Es war billiger und einfacher VHS zu kopieren als eine Betamax. Jetzt geht’s um die neuen Plattformen für Filme im Internet und die Software gegen Piraterie. Warum sollten wir da nicht mit den Pornoleuten reden um herauszufinden, welche Technologie die bevorzugen werden. Denn die wird sich durchsetzen."
In Europa und in Asien lösen sich mittlerweile die Grenzen zwischen Pornografie und Autorenkino immer mehr auf. Grenzgänger wie Patrice Chéreau oder Catherine Breillat müssen sich längst nicht mehr verstecken. Auf der Berlinale durfte die französische Regisseurin gar einen Workshop abhalten mit dem Thema "Directing Sex". Und Michael Winterbottom konnte mit seinem äußerst freizügigen Film "Nine Songs" durchaus passable Kritiken im deutschen Feuilleton einsammeln. In Hollywood diskutiert man von jeher eher ökonomisch. Darf man zugeben, dass es ökonomisch und filmpolitisch gemeinsame Interessen gibt mit dem "anderen Hollywood", das sich im benachbarten San Fernando Valley niedergelassen hat? Dabei wird es gerade eng für beide Branchensegmente. Dana Harris, Spezialistin für solche Themen beim ehrwürdigen Branchenblatt "Variety" registriert zumindest bei der Schmuddelbranche ein gestiegenes Interesse:
"Dass die Pornoindustrie immerzu gegen die Zensur kämpft, ist kaum überraschend. Sie sind sehr gut organisiert - mit einer Lobby beim Gouverneur in Sacramento. Und so oft es geht, versuchen sie sich in eine Reihe mit Hollywood zu stellen. In den letzten Jahren gab es keinen konkreten Rechtsfall, der die Aufmerksamkeit der Mainstreamleute erregt hat. Aber das könnte sich bald ändern. "
Mit großen Reklametafeln für Pornos auf der "Sunset Avenue" demonstrieren seit letzter Woche die Riesen der Branche ihre Medienmacht. 13 Milliarden Dollar werden nach neusten Schätzungen im Jahr umgesetzt. Damit ist das andere Hollywood ökonomisch auf Augenhöhe mit der "sauberen" Traumfabrik in Los Angeles. Offen mag sich kein Hollywoodproduzent auf die Seite der übel beleumundeten Pornoindustrie stellen. Doch die Folgen einer restriktiven Medienpolitik der Bushregierung bekommt man auch hier zu spüren. Für die viel Profit versprechenden neuen Medien mit ihren Internetportalen und "Video on demand" ist nicht die Selbstzensur des Filmproduzentenverbandes zuständig sondern die staatliche Medienüberwachungskommission FCC, zu deren Leiter gerade gestern Kevin J. Martin ernannt worden ist: ein ehemaliger Berater von George D. Bush, der versprochen hat, eine aggressivere Politik gegenüber jeder "Schamlosigkeit" zu verfolgen. Wobei es um Janet-Jacksons Nippel ebenso gehen kann, wie um die schmutzigen Witze von "Sex and the City". Zugleich bekommen immer mehr Filme der Hollywoodcompanies keine Jugendfreigabe mehr, finden sich mit der Kategorie NC-17 also mehr oder weniger auf dem gleichen Spielfeld wieder wie die Pornos. Von beiden Seiten wird diese Entwicklung der Zensur aufmerksam beobachtet.
"Wann immer es um Zensur geht, dann ist das sofort von großer Bedeutung für den Hollywoods-Mainstream. Es gibt Kämpfe um die Kosten der Selbstzensur mit dem Produzentenverband. Im Augenblick stecken wir gerade in der Indecency-Kampagne bei den Fernsehanstalten. Bei diesen Kämpfen steht die Pornoindustrie immer ganz vorne. Es ist ja klar, dass Pornos immer weiter gehen werden als beispielsweise ein Film von Stephen Spielberg. Trotzdem würden die meisten Hollywood-Leute wegen der Zensurbestimmungen mit der Pornoindustrie gemeinsame Sache machen. Sie wissen nämlich. Sonst sind sie die nächsten."
Das Interesse Hollywoods an der Pornoindustrie geht aber noch weiter. Zwei seriösen Dokumentationen arbeiten deren Geschichte auf. Der Fernsehsender HBO kündigt eine 6-teilige Miniserie zum Thema an. Und "Inside Deep Throat" beschäftigt sich mit dem Film, der 1972 für kurze Zeit eine Debatte über neue Grenzen des guten Geschmacks entfachte. "Deep Throat" ist nicht nur der Film, der als einziger Porno in keiner filmgeschichtlichen Abhandlung fehlt. Es ist wahrscheinlich auch der profitabelste Film überhaupt. Gekostet hat er 25 000 Dollar - eingespielt mehr als eine halbe Milliarde Dollar. In den 70er Jahren war die Auseinandersetzung um den Film Kulturkampf. Die Nixon-Regierung bekriegte ihn. Also war es für die liberale Öffentlichkeit Ehrensache, den Film zu verteidigen. "Inside Deep Throat" soll diese Stimmung wieder heraufbeschwören und hat inzwischen auch einen deutschen Verleih, der den Film in ein Paar Wochen ins Kino bringen wird. Mit "Deep Throat" begann die Pornoindustrie übrigens auch zum großen Geschäft zu werden. Anstelle der einschlägigen Kinos in der Bahnhofsgegend trat die Videokassette ihren Siegeszug an. Ein neues Medium war geboren. Technisch macht es deswegen immer Sinn, zu verfolgen, was die Schmuddelbranche tut und sich mit ihr zu einigen, meint Dana Harris.
"Ja deswegen haben wir die Filme nicht auf dem eigentlich besseren Betamaxformat, sondern auf VHS. Es war billiger und einfacher VHS zu kopieren als eine Betamax. Jetzt geht’s um die neuen Plattformen für Filme im Internet und die Software gegen Piraterie. Warum sollten wir da nicht mit den Pornoleuten reden um herauszufinden, welche Technologie die bevorzugen werden. Denn die wird sich durchsetzen."