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Holocaust-Ausstellung in Teheran
Karikaturen mit Beigeschmack

Rund 150 meist anti-israelische Karikaturen zeigt eine Ausstellung in Teheran mit dem Titel "Holocaust". Die israelische und die deutsche Regierung verurteilen die Ausstellung als Verhöhnung der Opfer des Holocausts. Dagegen verwehrt sich der private Veranstalter Massoud Shojaii.

Von Reinhard Baumgarten |
    Besucher betrachtet Karikatur im Rahmen der zweiten Holocaust-Ausstellung in Teheran.
    Besucher betrachtet Karikatur im Rahmen der zweiten Holocaust-Ausstellung in Teheran. (dpa / Abedin Taherkenareh)
    150 Karikaturen kleiden die Wände der Ausstellungsräume aus. Die Werke kommen aus gut 50 Ländern. Allein aus Frankreich nehmen 16 Karikaturisten Teil - unter ihnen der bekannte Cartoonist Bernard Bouton. Der Titel der Ausstellung lautet: Holocaust.
    "Sowohl in der Eröffnungszeremonie als auch in Gesprächen mit Reporten haben wir ständig betont, dass wir nicht die Absicht verfolgen, den Holocaust zu leugnen", versichert der Organisator der Ausstellung, Massoud Shojaii.
    Es gehe bei den Werken vielmehr darum, eine Verbindung zwischen dem Völkermord an den europäischen Juden in den 30er und 40er Jahren sowie den Entwicklungen im Nahen Osten der darauffolgenden Jahrzehnte herzustellen.
    "Wir haben unsere Zweifel, ob dieser Wettbewerb wirklich aus Mitgefühl mit den Opfern des Holocausts angesetzt ist, oder ob es ein Kräftemessen zwischen den Machthabern ist", erklärt der iranische Karikaturist Maziar.
    Denn während die Regierung Rohani Versöhnung mit der Welt anstrebe, setzten Hardliner innerhalb des Regimes konsequent auf Konfrontation. Maziar ist zur Teilnahme an dem Wettbewerb eingeladen worden. 12.000 Dollar winken dem Sieger, 8.000 Dollar bekommt, wer Israels Regierungschef Netanyahu am "treffendsten" wiedergibt.
    Misstrauen seitens der Karikaturisten
    90 Prozent der iranischen Karikaturisten, die sonst bei ähnlichen Wettbewerben aktiv dabei seien, hätten abgewunken, versichert Maziar.
    "Ich denke etwa 90 Prozent der iranischen Karikaturisten, die sonst an ähnlichen Wettbewerben aktiv dabei sind, haben hier gar nicht teilgenommen. Ich glaube, das liegt trotz der hohen Preisgelder an ihrem Misstrauen gegenüber dem Thema dieses Wettbewerbs."
    Aus Netanyahus Kopf wächst ein kleiner Hitler; ein Soldat liegt hinter einem Grabstein mit der Aufschrift "Holocaust" und nimmt ein Kind ins Visier; auf der von Israel zum Westjordanland errichteten Trennmauer prangt "Arbeit macht frei"; unter den Bahngleisen nach Auschwitz liegen Menschen aus Syrien, Gaza und dem Irak. Was darf Kunst, fragt der Veranstalter Massoud Shojaii. Die ausgestellten Karikaturen berührten im Westen geltende Reizthemen und Tabus. Wer die Karikierung des Propheten Mohammad als Meinungsfreiheit verteidige, zeige oft wenig Verständnis für einen anderen Umgang mit dem Thema Holocaust.
    "Herr Netanyahu hat gemeint, wir beabsichtigten, uns über die Opfer des Holocausts lustig zu machen. Ich versichere Ihnen, dass ich sofort den Wettbewerb abgesagt hätte, wenn auch nur eine einzige Arbeit in diesem Sinne eingereicht worden wäre."
    14 Tage sind die Arbeiten in Teheran zu sehen. Der Karikaturist Maziar zeigt sich zufrieden mit seiner Entscheidung, nicht teilgenommen zu haben.
    "Dieses Festival mutet wie eine Sabotage der Rohani-Regierung an, die sich darum bemüht, Irans Beziehungen zu den anderen Ländern zu normalisieren und zu entspannen."