Aus dem Erinnern an den Holocaust ergebe sich der Auftrag, die Mitmenschlichkeit zu schützen und zu bewahren. Bundestagspräsident Norbert Lammert erklärte, Auschwitz stehe als Synonym für einen historisch beispiellosen, industrialisierten Völkermord. Die moralische Aufarbeitung ende nie.
Gauck warnte davor, unter den Holocaust einen Schlussstrich zu ziehen. Die Erinnerung an den Holocaust bleibe eine Sache aller Bürger, die in Deutschland leben. In Deutschland, wo man täglich an Häusern vorbeigehe, aus denen Juden deportiert worden seien, "ist der Schrecken der Vergangenheit näher und die Verantwortung für Gegenwart und Zukunft größer und verpflichtender als anderswo".
Mehrheit für "Schlussstrich"
Gaucks Mahnungen beziehen sich auch auf eine aktuelle Umfrage der Bertelsmann-Stiftung, nach der sich eine große Mehrheit der Deutschen nicht mehr mit dem Holocaust beschäftigen will. 81 Prozent möchten demnach die Geschichte der Judenverfolgung "hinter sich lassen". 58 Prozent wollen einen Schlussstrich ziehen.
An der Gedenkstunde nahmen auch Auschwitz-Überlebende teil. In dem NS-Vernichtungslager waren mehr als 1,1 Millionen Menschen ermordet worden. Eine Million von ihnen waren Juden. Die Sowjetarmee hatte am 27. Januar 1945 die letzten 7.500 Gefangenen befreit. Am Ort der Verbrechen werden am Nachmittag Überlebende sowie Staats- und Regierungschefs an die Opfer des Holocaust erinnern.
(tön/ach)