El Kassar: Maria Callas. Sie war eine der bedeutendsten Opernsängerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr Gesang und auch ihr Schauspiel waren außergewöhnlich ausdrucksstark, emotional packend. Vor rund vierzig Jahren ist sie gestorben. Sie ist der erste Ikone der klassischen Musik, die als drei-dimensionales Hologramm auf die Konzertbühne zurückkehren wird. Konstruiert hat dieses Hologramm das US-amerikanische Unternehmen BASE Hologram. Mit dem CEO des Unternehmens, mit Marty Tudor habe über das Callas-Hologramm gesprochen. Wir haben ihn vor ein paar Tagen in LA erreicht und ich wollte von ihm zuerst wissen, wie diese Idee entstanden ist, die Callas wiederzubeleben. Ob es etwa einen Callas-Fan in Marty Tudors Team gibt.
Tudor: Nun, ich bin ein Callas-Fan! Als wir über die verschiedenen Bereiche sprachen, auf die wir uns konzentrieren wollten, fanden wir, dass es wichtig wäre, sich auf jemanden im Bereich der klassischen Musik zu konzentrieren und dann haben wir uns gefragt: wer ist der beste Sänger überhaupt und das ist Maria Callas unserer Meinung nach. Sie ist immer noch relevant, die Menschen kaufen immer noch ihre Aufnahmen und so dachten wir, sie wäre die ideale Kandidatin für uns. Sie war auch eine selbstverständliche Schauspielerin, damit sticht sie unter anderen Opernsängern heraus. Und das gab uns die Möglichkeit, einen richtig dramatischen, visuellen Inhalt zu bieten.
El Kassar: Denken Sie, dass diese Idee des Wiederaufbaus legendärer Künstler besonders gut für klassische Musik funktionieren könnte, weil die Leute in der klassischen Musik diese Musiker wirklich schätzen und die CDs und Videos, die wir von ihnen haben, verehren?
Leuchtfiguren der Oper: die Callas und Pavarotti
Tudor: Ich denke schon. Diese Künstler haben sich bewährt und das schaffen nur sehr wenige. Und die Idee, dass die Leute immer noch an Callas interessiert sind, an Pavarotti, an Beethoven, an Mozart - Ich denke, die Leute würden es lieben, Mozart auftreten zu sehen oder zu sehen, wie Beethoven Klavier spielt. Solche Dinge halten wir auch heute noch für sehr wichtig!
El Kassar: Aber es gibt keine Möglichkeit, Beethoven oder Mozart als Hologramm nachzubilden, oder?
Tudor: Nun, wir könnten sie als Hologramm erstellen, das könnten wir machen.
El Kassar: Aber Sie würden nicht wissen, ob es wirklich realistisch ist.
Tudor: Ja, weil uns die Bezüge fehlen. Selbst wie sie aussahen, ist nicht eindeutig. Aber vorausgesetzt, wir könnten diese Informationen finden, dann könnten wir das tun. Sicher!
El Kassar: Sprechen wir über die technischen Eigenschaften dieses Hologramms. Was ist notwendig, um ein 3 dimensionales Hologramm auf der Bühne zu sehen?
Drei Monate lange Probenphase
Tudor: Das ist eine sehr komplizierte Frage. Einfach gesagt: Wir finden ein Körper-Double für die Künstlerin und üben mit diesem Double. Im Fall von Callas hat das Körper-Double 12 Wochen lang intensiv geprobt und dann haben wir die Performance des Doubles aufgenommen. Danach wurden digital Veränderungen vorgenommen, um das richtige Aussehen der Person zu kreieren. Ganz ähnlich wurde Peter Cushing für den neuesten Star Wars-Film erschaffen. Oder Carrie Fisher in demselben Film. Wir machen es im Wesentlichen genauso.
El Kassar: Das heißt, eine Person versucht wie ein Schauspieler zu kopieren, wie Maria Callas sich bewegte und auch ihre Mimik, und Sie haben dieses Material für Ihr Hologramm verwendet?
Tudor: Ich würde das Wort Mimik nicht verwenden… In diesem Fall war eine Opernsängerin das Double. Denn wenn eine Opernsängerin singt, dann bewegt sich nicht nur ihr Mund, sondern es bewegt sich buchstäblich jeder Muskel in ihrem Körper, um diesen bezaubernden Klang zu erzeugen. Mit einer Schauspielerin ginge das deswegen nicht. Wir haben eine sehr umfangreiche Casting-Phase durchlaufen. Die dauerte fast sechs Monate, um die richtige Person zu finden, die das vermochte und es letztendlich für uns tat. Das ist ein sehr komplizierter langwieriger Prozess.
El Kassar: Was macht die Suche so komplex?
El Kassar: Das heißt, eine Person versucht wie ein Schauspieler zu kopieren, wie Maria Callas sich bewegte und auch ihre Mimik, und Sie haben dieses Material für Ihr Hologramm verwendet?
Tudor: Ich würde das Wort Mimik nicht verwenden… In diesem Fall war eine Opernsängerin das Double. Denn wenn eine Opernsängerin singt, dann bewegt sich nicht nur ihr Mund, sondern es bewegt sich buchstäblich jeder Muskel in ihrem Körper, um diesen bezaubernden Klang zu erzeugen. Mit einer Schauspielerin ginge das deswegen nicht. Wir haben eine sehr umfangreiche Casting-Phase durchlaufen. Die dauerte fast sechs Monate, um die richtige Person zu finden, die das vermochte und es letztendlich für uns tat. Das ist ein sehr komplizierter langwieriger Prozess.
El Kassar: Was macht die Suche so komplex?
Jedes Detail soll stimmen
Tudor: Es kommt auf das Aussehen der Person an, auf die Fähigkeit der Person, eine echte Performance zu geben, auch die Fähigkeit, die richtigen physischen Eigenschaften der Künstlerin zu haben. Und was wir im Fall von Maria Callas auch gemacht haben: Wir haben einen Regisseur gesucht, der Maria Callas sehr gut kannte. Und in diesem Fall war das Steven Wadsworth. Steven ist der Leiter der Opernabteilung der New Yorker Juilliard School sowie Personalchef der Metropolitan Opera und er war der Regisseur einer sehr erfolgreichen Broadway-Show über Maria Callas, genannt Masterclass. So haben wir jemanden gefunden, der jedes Detail über Maria Callas und die Art, wie sie auftrat, kennt. Und das müssen Sie tun, um authentisch zu sein, und es ist entscheidend für uns, authentisch zu sein. Wir arbeiten sehr eng mit dem Nachlass der Callas zusammen, um sicherzustellen, dass auch sie uns den richtigen Input geben, damit wir Dinge authentisch umsetzen, anstatt uns nur einzubilden, dass wir es machen. Wir wollen, dass sie so ist, wie sie war.
El Kassar: Was passiert dann auf der Bühne? Wie erscheint diese Illusion, jemanden dort zu sehen - dreidimensional?
Tudor: Wir benutzen einen sehr, sehr, sehr starken digitalen Laserstrahler. Und dann - ich kann Ihnen nicht alle Details verraten, da viele davon geschützt sind -, aber wir verwenden im Wesentlichen diesen digitalen Laserstrahler, um das Bild auf die Bühne zu projizieren. Wir haben die Möglichkeit, dass die Projektion wirklich überall auf der Bühne sein kann und sich über die gesamte Bühne bewegt.
El Kassar: Da das Anspiel eine Sendung über klassische Musik ist, möchte ich mit Ihnen auch über die Audioaufnahmen sprechen, die Sie verwenden. Was ich in dem Video sehen konnte, das online steht, ist dieses Hologramm, das vor einem Orchester steht, das Orchester spielt die Musik live, und dann kommt die Stimme von Maria Callas aus den Lautsprechern. Welche Aufnahmen benutzen Sie im Hologramm-Konzert? Und wie haben Sie eigentlich ihre Stimme vom aufgezeichneten Orchester getrennt?
Ein langes, mühsames Projekt
Tudor: Wir haben sehr eng mit Warner Classics zusammengearbeitet, die die Aufnahmen von Maria Callas verwalten und auch mit dem Nachlass von Maria Callas, um die richtigen Aufführungen auszuwählen. Und in diesem Fall haben wir uns für einen Bereich entschieden, der sich hauptsächlich auf die Jahre 1958 bis 1964 konzentriert, in denen Callas wirklich in ihrer Blüte stand. Sowohl sängerisch als auch darstellerisch und auch in ihrem Ruhm. Und so suchten wir nach den bedeutenden Werken, für die die Leute sie lieben, und nach einigen Dingen, die man von ihr kennt, aber nie wirklich gesehen hat. Also geben wir den Zuschauern die Gelegenheit, etwas zu sehen, was sie vorher nie sehen konnten. Die Audiomitschnitte zu bearbeiten war eine ganz schöne technische Leistung. Damals bei der Aufnahme, stand die Callas in einem großen Raum mit dem Orchester und alles wurde live gemischt und in Mono aufgenommen. Also mussten wir jemanden finden, der ihre Stimme von der Musik trennen kann. Und wir haben mit einer Firma in Hollywood zusammengearbeitet, die genau das meisterhaft macht. Es war ein langes, mühsames Projekt. Aber wir haben es geschafft!
El Kassar: Das kann ich mir vorstellen! Weil es schwierig ist, das Orchester zu trennen, ohne die Stimme zu verändern.
El Kassar: Das kann ich mir vorstellen! Weil es schwierig ist, das Orchester zu trennen, ohne die Stimme zu verändern.
Tudor: Richtig. Und im Fall von Callas war es besonders schwierig, weil sie in dieser Zeit eine wirklich fast perfekte Intonation hatte. So gab es Passagen, in denen sie zum Beispiel die gleiche Melodielinie wie eine Geige gesungen hat, und weil sie so genau gesungen hat, war es sehr schwierig, ihre Stimme vom Klang der Geige zu trennen. Letztendlich haben wir es erreicht, aber es war ein sehr anstrengender Prozess. Das Publikum wird etwas wirklich Besonderes hören, denn niemand hat Maria Callas' Stimme mit einem Live-Orchester gehört. Und wir werden das mit einem 55-köpfigen Orchester live auf der Bühne machen. Man kommt damit einem echten Maria Callas-Konzert so nah, wie es nur möglich ist.
El Kassar: Und versuchen Sie, es so aussehen zu lassen, als wäre das Hologramm die Quelle des Gesangs?
Tudor: Ja, das tun wir. Wir haben eine sehr spezielle Audiotechnik und es fühlt sich an und sieht aus und klingt, als käme es aus ihrem Mund.
El Kassar: Und versuchen Sie, es so aussehen zu lassen, als wäre das Hologramm die Quelle des Gesangs?
Tudor: Ja, das tun wir. Wir haben eine sehr spezielle Audiotechnik und es fühlt sich an und sieht aus und klingt, als käme es aus ihrem Mund.
"Dem Publikum stockte der Atem"
El Kassar: Im Januar gab es eine erste Preview dieses Holograms. Was waren die Reaktionen auf dieses Hologrammkonzert? Callas ist ja eine jener Stimmen, die einen tief im Herzen berühren. Allein vom Zuhören. Und ich würde erwarten, dass Leute, die das Hologramm im Konzert sehen, hoffen, dass sie diese Gefühl, vielleicht noch mehr erleben werden. Aber ist ein Hologramm in der Lage, diese wirkungsvolle Ausdruckskraft nachzumachen?
Tudor: Ja, wir denken, dass das möglich ist. Wir haben das Hologramm vor 1200 Leuten präsentiert. Sie ging buchstäblich auf die Bühne, als ob sie dort wäre. Und ging über die Bühne und stand in der Mitte des Orchesters und sang, als wäre sie da gewesen. Dem Publikum stockte der Atem, weil es so echt für sie aussah.
Tudor: Ja, wir denken, dass das möglich ist. Wir haben das Hologramm vor 1200 Leuten präsentiert. Sie ging buchstäblich auf die Bühne, als ob sie dort wäre. Und ging über die Bühne und stand in der Mitte des Orchesters und sang, als wäre sie da gewesen. Dem Publikum stockte der Atem, weil es so echt für sie aussah.
El Kassar: Ende September beginnt die Callas Hologramm-Tournee in den USA, Ende November gibt es erste Auftritte in Europa und am 7.Dezember ist der bislang einzige Auftritt in Deutschland und zwar in Hamburg.