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Home, smart Home

Wenn Wissenschaftler, Ingenieure und andere Visionäre ihre Vorstellungen von der Zukunft des Wohnens in Beton gießen, entstehen mitunter Häuser wie Raumstationen. Im Innern lässt sich dann das Licht per Händeklatschen einschalten, der Kühlschrank weiß bestens über seinen Inhalt Bescheid und im Wohnzimmer schafft ein Videokonferenzsystem Nähe zu entfernten Verwandten.

Von Thomas Reintjes |
    Doch es gibt auch praktischer orientierte Visionen vom Haus der Zukunft. Ihnen zufolge soll intelligente Haustechnik hauptsächlich beim Energiesparen helfen; mit Fenstern, die sich automatisch öffnen und schließen, Heizungen, die sich von allein einstellen, und sich selbst abschaltenden Elektrogeräten.

    Von "intelligenter Technik" im Haus könnten darüber hinaus vor allem kranke und pflegebedürftige Menschen profitieren. Der Grat zwischen selbstständigem Leben dank Technik und empfundener Kontrolle und Bevormundung durch die Technik ist jedoch schmal.

    Home, Smart Home
    Intelligentes Leben im Haus der Zukunft
    "Also ich hab sozusagen bei mir im Haus einen unsichtbaren Beobachter, der sicher stellt, dass ich in keine kritische Situation komme, ohne dass das sofort erkannt wird und entsprechend Gegenaktionen eingeleitet werden. Wenn ich heraus gehe und hab den Herd nicht abgeschaltet, dass das das Haus allein entdeckt und entsprechend reagiert."

    "Eine Waschmaschine, wo sich die Wäsche nicht mehr verfärben kann, wo man sagt: Wenn ich da den falschen Socken mit reinschmeiße, also den schwarzen Socken in die weißen Hemden, dann signalisiert mir die Waschmaschine das. Aber am Ende des Tages ist immer die Frage: Wie groß ist der Nutzen und wer ist bereit, dafür zu bezahlen?"

    "Und wenn ich eben älter werde, kommen solche Sicherheitsfunktionen hinzu, die mich im Leben unterstützen."

    "Auf der anderen Seite sind das Dinge, die letztendlich als Überwachung empfunden werden."

    Wissenschaftler, die sich Gedanken über die Zukunft des Wohnens machen, sind sich keineswegs einig, wie diese Zukunft aussehen wird. In rund einem Dutzend Test- und Musterhäusern in Deutschland erproben sie die Alltagstechnik von morgen; Technik, die gerne als "intelligent" bezeichnet wird, weil sie versucht, flexibel auf die Umgebung zu reagieren. Vollkommen offen ist natürlich, welche vermeintlich intelligente Technik wirklich Einzug in Wohnungen und Häuser halten wird: ob der Kühlschrank tatsächlich Lebensmittel bestellt, ob das Badezimmer jeden Morgen den Blutdruck misst oder ob jedermann das Licht bald mit Händeklatschen ein- und ausschaltet. Eine Vision aber eint die Wissenschaft: Das Haus der Zukunft soll für seine Bewohner da sein. Nicht nur als Unterkunft, sondern als Partner.

    Eines der Häuser, wo solche Technik bereits eingebaut ist, ist das SmartHome in Paderborn. Initiator des Projektes und Vorstandsvorsitzender des Betreibervereins ist Günther Ohland.

    "Herr Ohland, das sieht aus wie ein ganz normales Einfamilienhaus."

    "Ja, das war auch unser Ziel. Wir wollten hier keine Raumstation bauen oder irgendetwas sehr futuristisches. Deswegen haben wir hier ein ganz normales Einfamilienhaus gebaut, aus Baustoffen der Region."

    "Und wie kommen wir jetzt hier rein? Haben Sie einen ganz normalen Schlüssel dabei?"

    "Das Haus hat ganz normale Schlüssel, nur die werden wir jetzt gar nicht verwenden. Denn zusätzlich haben wir einen Transponder eingebaut, also ein elektronisches Schlüsselsystem, mit dem wir die Tür öffnen. Weil: Dann kann der Rechner im Haus erkennen, wer reinkommt, und das mit bestimmten Maßnahmen verknüpfen. Ja, da haben Sie das Geräusch gerade gehört. Hinter dem Holz der Fassade ist diese Antenne verborgen. Ich halte meinen Schlüsselanhänger eigentlich nur davor und dann wird erkannt, dass es meiner ist, dass ich immer rein darf – im Gegensatz vielleicht zu anderen Personen – und die Tür wird geöffnet."

    Das Smarthome in Paderborn ist ein Musterhaus für bestehende Technologie. Alles, was hier verbaut wurde, ist in Geschäften erhältlich. Ein wenig kann man hier erahnen, wie Technik das Wohnen in Zukunft begleiten könnte – oder bestimmen, je nach Sichtweise.

    Wenn das Türschloss die Putzfrau nur zu bestimmten Zeiten einlässt, mag das sinnvoll sein. Aber wie weit unterwerfen sich die Bewohner selbst Vorschriften, die die Technik macht? Man denke nur an den intelligenten Kühlschrank: Den Wiedergänger unter den Technologien der Zukunft. Ganz nach den einmal festgelegten Vorlieben der Bewohner kauft er automatisch ein, bestimmt damit aber auch, was es zu essen gibt. Gleichzeitig verlangt er von seinen Eigentümern, dass sie immer brav die Eier im Eierfach ablegen, damit er sie zählen kann.

    Spricht man Betreiber von Technik-Musterhäusern auf den intelligenten Kühlschrank an, bekommt man in den meisten Fällen einen großen Seufzer zu hören. Denn er ist zum Synonym für unsinnige technische Spielereien im Haushalt geworden. Ein Vorreiter war 1999 der "ScreenFridge” von Electrolux mit Barcodescanner. Heute, zehn Jahre später, testet der Metro-Konzern ein entsprechendes Gerät mit RFID-Technik. Dieser Kühlschrank weiß immer, welche Lebensmittel sich gerade in ihm befinden. Doch damit hat er seinen potentiellen Eigentümern wenig voraus. Die meisten Menschen kennen, wenn man sie danach fragt, den Inhalt ihres Kühlschranks erstaunlich genau.

    Viktor Grinewitschus vom Fraunhofer-inHaus-Zentrum in Duisburg verteidigt dennoch den Kühlschrank mit Internetanschluss – allerdings nicht als Gerät, das Einkaufslisten erstellt und verschickt.

    "Ein vernetztes Hausgerät macht ja in vielen Fällen Sinn. Nehmen Sie Kühlschränke in Pflegeeinrichtungen. Es muss aus hygienischen Gründen sichergestellt sein, dass die Temperaturen richtig eingestellt sind. Wie kommen Sie an die Werte dran? Sie können hinfahren, Thermometer rein halten. Sie können aber genau so gut das Gerät über das Internet abfragen und in dem Moment wo es abweicht, Maßnahmen ergreifen. Also vernetzte Hausgeräte machen natürlich absolut Sinn. Das ist aber nicht dieser Kühlschrank, der selber den Joghurt bestellt."

    Zuletzt heischte Microsoft mit der Idee eines Kühlschranks mit Shop-Funktion um Aufmerksamkeit. Der Software-Riese hatte eine Kooperation mit dem Unternehmen Fugoo geschlossen, das eine Plattform für intelligente Hausgeräte entwickelt. Ziel des Deals: Ein Windows-Betriebssystem auf Waschmaschinen-, Backofen-, Radiowecker- und Kühlschrank-Elektronik. Auf der Consumer Electronics Show im Januar in Las Vegas zeigte Microsoft an seinem Stand einen Kaffeevollautomaten, dessen Mahlgrad sich online überwachen lässt. Eines Tages könne sogar ein intelligenter Radiowecker der Kaffeemaschine mitteilen, wann sie ein Heißgetränk aufbrühen soll. Vielleicht, nur vielleicht, fügte Microsoft hinzu.

    Visionär ist das nicht. Die gleichen Ideen gab es schon vor Jahrzehnten. Eine Kaffeemaschine mit Internetanschluss ist längst im Handel. Und sie ist sogar auch schon gehackt worden. Folge: Der Kaffee war zu dünn. Welch heimtückisches Attentat!

    "Was Sie gehört haben, war das Geräusch des Staubsaugers – allerdings ein so genannter Zentralstaubsauger."

    "Also der Staubsauger fehlt, es sind nur der Schlauch und das Rohr da."

    "Genau. Dafür haben wir mehrere Löcher hier in der Wand, so wie Steckdosen, in die der Schlauch reingestöpselt wird. Und der Staubsauger selber ist im Anbau, also neben der Garage. Dort ist der Schmutzbehälter, da ist der Motor, dort wird die Luft auch rausgeblasen. Und damit haben wir im Haus erstmal weniger Geräusch, zum Zweiten ist es natürlich viel leichter zu tragen. Und für Stauballergiker ist das natürlich die Erlösung überhaupt, denn Staubsauger wirbeln hinten Feinstäube raus, und hier werden die Feinstäube dann im Anbau abgesaugt und nach draußen geblasen."

    "So ein zentraler Staubsauger, wo ich nur noch den Schlauch in die Wand stecke, das ist ja eigentlich nichts Neues, also das gab es auch vor Jahren schon."

    "Ja, das gibt's bestimmt schon 100 Jahre, also ich glaube, seit dem es Strom im Haushalt gibt."

    "Also, smarte Technik muss nicht immer das Neueste vom Neuesten sein."

    "Das ist richtig. Also es gibt schon ganz gute Dinge, die auch ein bisschen älter sind."

    "Intelligentes Haus”, der Begriff erscheint vielen Forschern veraltet. Sie sprechen lieber von der "intelligenten Umgebung". Gemeint ist, dass die Umgebung sich automatisch auf die Bedürfnisse des Menschen einstellt.

    "Intelligent" oder smart wären demnach auch sich wie von Geisterhand öffnende Glasschiebetüren, die wissen, wann gerade jemand durch sie hindurch schreiten möchte. Früher gab's das nur in Science-Fiction-Serien, heute sind sie an jedem Supermarkt installiert. Aber eben nicht zu Hause. Und das hat seine Gründe. Trotzdem gehen die Ideen vieler Wissenschaftler in genau die gleiche Richtung: ein Aufzug, der automatisch in die richtige Etage fährt; Licht, das sich passend einstellt; mancher Ingenieur fantasiert gar über Bilder an der Wand, die sich nach dem Geschmack der daran vorbei gehenden Person verändern. Die Musikanlage spielt den dazu passenden Sound.

    Das alles kann aber erst funktionieren, wenn die Vorlieben der verschiedenen Bewohner vorab erfasst und gespeichert werden – und wenn die Bewohner zuverlässig erkannt werden. Eine aktuelle Lösung besteht darin, dass sie immer einen RFID-Funkchip in der Tasche tragen. Auf Dauer ist das kaum praktikabel. Detlef Zühlke beschäftigt sich am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern mit intelligenten Umgebungen. Er schlägt statt Funkchips Gesichtserkennung und Stimmenerkennung vor.

    "Wir können heute schon viel machen, das ist aber zum großen Teil eben nicht bezahlbar für solche Home-Anwendungen. Aber ich glaube, in ein paar Jahren werden wir dazu kommen, dass wir eben durchaus so ein Stimmspektrum mit relativ einfachen, überschaubaren Mitteln erkennen können. Die Rechnerleistung wird momentan immer leistungsfähiger, sie wird auf der anderen Seite immer preisgünstiger, sodass wir demnächst mit relativ kleinen und preiswerten Systemen durchaus sehr hohe Erkennungsleistungen fahren können."

    ""Mensch an Haus: Licht aus!” Das kann es doch nicht sein. Wenn schon intelligent, dann soll das Haus von selbst erkennen, was ich will oder wie ich gelaunt bin. Soweit ist die Technik aber noch nicht. Die Bilderkennung in modernen Kameras kann heute maximal ein Grinsen erkennen – per Lächelsensor. Aber freut sich die Person wirklich? Und wenn einer grimmig guckt, will er dann melancholische oder heitere Musik hören?"

    Nicht nur die Sensoren und ihre Algorithmen müssen besser werden. Auch an der Kommunikation der Komponenten untereinander muss noch viel gearbeitet werden. Vor allem bereitet den Nachrichtentechnikern Kopfzerbrechen, wie die Kommunikation so vereinheitlicht werden kann, dass die verschiedensten Geräte der unterschiedlichen Hersteller nebeneinander, das heißt miteinander, in ein Haus integriert werden können. Neidisch blicken die Smart-Home-Entwickler auf die heutige Multimediatechnik, die stark auf Plug-and-Play setzt – Zusammenstecken, funktioniert.

    Meistens, zumindest.

    "Eine wesentliche Idee des SmartHomes ist ja, dass die Technik nicht so sichtbar ist, dass man sich nicht direkt unwohl fühlt vor lauter Technik. Wo haben Sie die versteckt?"

    "Unter der Treppe ist in diesem Haus ein Raum, in dem diese Technik zusammen läuft, und da gehen wir jetzt mal rein. Und da sehen Sie den Schrank, ja, 80 mal 80 groß, also wie bei vielen Leuten auch zu Hause. Sie sehen viele Sicherungen."

    "Es riecht auch so ein bisschen nach Technik hier, ein bisschen elektrisch, nach Abwärme."

    "Und Sie sehen jetzt hier links einen zehn mal zehn Zentimeter großen – oder kleinen – Rechner, rundherum kommen die Kabel raus. Das ist der Rechner, der das ganze Haus hier steuert."

    "Und der ist wahrscheinlich auch so ein kleiner Übersetzer, denn ich könnte mir vorstellen, hier sind ja sehr viele verschiedene Komponenten drin, die ja auch irgendwie miteinander reden müssen."

    "Ja, wir haben hier eigentlich ein total inkompatibles Haus und wir haben hier einen Übersetzer, ein Stück Software, was wie ein Schirm über diesen unterschiedlichen Systemen und Standards ist und die Sprache aller dieser Systeme versteht und spricht."

    "Was passiert, wenn die ganze Technik hier mal ausfällt? Wenn ich auf dem Monitor, der hier am Eingang in der Tür hängt, einen Bluescreen habe und nichts mehr geht."

    "Also Bluescreen haben wir hier noch nie gehabt. Wir hatten aber schon Mal einen Stromausfall. Und die Frage bekomme ich eigentlich auch regelmäßig gestellt: Was ist denn, wenn der Strom ausfällt? Und meine Antwort: Genau wie bei Ihnen zu Hause, dann ist es dunkel. Aber wenn der Strom dann wiederkehrt, baut sich jedes Einzelsystem selbstständig auf und dieser kleine Rechner hier überwacht sie alle und wenn sie alle wieder da sind, werden sie wieder synchronisiert und es geht an der Stelle weiter. Und das ist alles in ganz wenigen Minuten passiert."

    Der Rechner im Smart Home in Paderborn fährt hauptsächlich vorher definierte Programme ab. Wenn das intelligente Haus aber eines Tages wirklich intelligent sein soll, wenn es aus dem Verhalten seiner Bewohner lernt, dann muss es jede Menge Daten sammeln und auswerten.

    Daten sammeln, Daten über Menschen und ihr Verhalten, das wirft immer auch nicht-technische Fragen auf. Detlef Zühlke vermisst die passenden Antworten.

    "Wenn Sie eben den Nutzer erkennen und Daten über diesen Nutzer sammeln, über seine Vorlieben, dann sind diese Daten natürlich auch durchaus interessant für viele andere, die außerhalb dieses Smart Homes sind. Und die Frage wird sich stellen: Wie kann ich verhindern, dass solche Daten dann ohne mein Wissen und ohne meine Zustimmung in andere Kanäle hineinwandern? Also ein Kühlschrank, der mir auf der einen Seite den positiven Dienst erfüllt, das Richtige nachzubestellen, wird aber natürlich den Lieferanten auch mit Informationen darüber versorgen, was denn für mich das Richtige ist. Insofern glaube ich, ist da noch eine ganz neue Dimension zu bearbeiten, nämlich in Richtung Datensicherheit, Datenschutz. Da müssen wir noch eine Menge tun, da sind meines Erachtens bislang noch viel zu wenig Vorarbeiten gelaufen."

    Viele Sensoren, die Ingenieure in Zukunft gerne in intelligente Häuser einbauen möchten, sind optische Sensoren, im Prinzip spezialisierte Kameras. Diese könnten ein besonderes Gefühl der Beklemmung auslösen, wenn Bewohner sich in den eigenen vier Wänden beobachtet fühlen. Big Brother lässt grüßen. Eine Lösung könnte darin bestehen, dass die Kameras zwar Bilder aufnehmen, die Bilder die Kamera aber gar nicht verlassen. Stattdessen werden sie von dem System selbst ausgewertet. Ingenieure der Universität Potsdam stellten eine solche Kamera in diesem Jahr auf der Computermesse Cebit vor. Philipp Mahr:

    "Die Bilder werden aufgenommen und in der Kamera verarbeitet und die Ausgabe ist nur Information. Das heißt zum Beispiel: Wir haben gesehen, dass ein Unfall passiert ist, und geben die Information aus "Es ist ein Unfall passiert” und übertragen nicht die Bilder von der Kamera an weitere Stationen."

    Schöne neue Wohnwelt. Gut, der intelligente und Daten sammelnde Kühlschrank kommt natürlich nur, wenn ihn auch jemand kauft. Und das passiert nur, wenn der Nutzen die Kosten überwiegt. Die Wissenschaft kann da viel entwickeln. Marktfähige Produkte sind das noch lange nicht. Obwohl - mit einem ausgeklügelten Marketing kann man viel erreichen. Siehe: Voice-over-IP, das vernetzte Telefon. Das rauscht und knackst und hin und wieder stürzt es dank Digitaltechnik sogar ab.

    Einige Wissenschaftler, die sich mit intelligenten Häusern beschäftigen, zweifeln deshalb selbst an der Vision des Full-Service-Hauses. Diese Entwickler wollen sich auf den Teil der Technik beschränken, der sich voraussichtlich gut verkaufen lässt: Die grüne Technik. Über dieses Trendthema könnten fernsteuerbare Haushaltsgeräte ihren Markt finden. Potenzial ist vorhanden: Fast ein Drittel der gesamten Energie wird in Deutschland in Privathaushalten verbraucht. Fraunhofer-Forscher Viktor Grinewitschus:

    "Das, was im Haus der Zukunft sicherlich wichtig ist, ist die Steigerung der Energieeffizienz. Und ich wünsche mir dabei, dass das Haus sich im Grunde genommen alleine reguliert. Dazu muss es erkennen, in welchem Zustand sich das Haus befindet: Ist jemand zu Hause? Wie viele Personen sind zu Hause? Und danach wird das Raumklima gesteuert, es werden Geräte abgeschaltet, die ich nicht brauche, automatisch abgeschaltet, um zum Beispiel Stand-by-Verbräuche zu verhindern, und, und, und."

    Wenn der Stromverbrauch genau erfasst wird, können daraus Verbrauchskurven für jeden einzelnen Haushalt erstellt werden. Am Computer kann sich der Bewohner anzeigen lassen, wann wie viel Strom verbraucht wird. Ob das unbedingt online vom Büro oder aus dem Urlaub abrufbar sein muss, sei dahin gestellt. Die Vision ist, dass das Haus mit dem intelligenten Stromzähler Teil einer Community wird.

    "Wenn die Häuser kommunikativer werden und ich die Möglichkeit habe, das einfach freizuschalten und zu sagen: ich stelle euch meine Erfahrungen und vielleicht auch meine Verbräuche zur Verfügung, dann ergeben sich da ganz interessante Ansatzpunkte, um das flächendeckend zu optimieren."

    Jeder kann so sehen, wie gut er im Energiesparen ist. Eine solche Anwendung ist keine Spielerei: Nach Angaben des Unternehmens Techem, ein Heizkostenabrechner, ist der Energieverbrauch in identischen Wohnungen sehr unterschiedlich. Techem hatte 220 Wohnungen über zwei Jahre beobachtet. Der Jahresverbrauch an Brennstoff unterschied sich zwischen den Wohnungen um den Faktor fünf bis zehn. Während in vielen Wohnungen um 50 Kilowattstunden pro Quadratmeter verbraucht wurden, brauchten einzelne mehr als 300 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Automatische – oder: intelligente - Systeme, die Heizung und Belüftung regeln, könnten hier helfen. An der Bundeswehr-Universität München ist beispielsweise ein Fenstergriff in der Entwicklung, der Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Kohlendioxid-Gehalt der Luft misst. Er kann das Fenster selbstständig öffnen oder schließen. So schafft die Technik, womit Menschen überfordert sind: Sie sorgt dafür, dass Energie gespart wird, ohne dass man frieren muss. Sie stellt eine gute Luftqualität sicher, ohne ständigen Durchzug. "Thermische Behaglichkeit” sagen die Wissenschaftler dazu.

    "Ja wir sind jetzt hier im Bad."

    "Und selbst hier sind Netzwerksteckdosen installiert. Wofür um Himmels Willen brauche ich noch Netzwerk im Badezimmer?"

    "Also, der Plan ist, hier ein Trimmrad einzusetzen. Und moderne Trimmräder haben einen Netzwerkanschluss, um die Daten meines Trainingsprogramms zu übertragen, und am PC auszuwerten. Sie haben meistens auch einen großen Bildschirm oder es lässt sich ein Bildschirm anschließen, sodass ich eine Trainingsstrecke mir auswählen kann, ob ich durch die Berge fahre oder im Flachland. Und dazu brauchen wir einfach dann auch Netzwerk."

    "Und hier in der Ecke blinkt's auch noch, was hat es denn damit auf sich? Ach so, das scheint eine Waage zu sein."

    "Das ist richtig, das ist eine Körperwaage, und das, was blinkt, ist ein Bluetooth-GSM-Modem. Stellen Sie sich ruhig drauf."

    "Also wir verraten jetzt nicht, was die anzeigt, wenn ich hier drauf stehe."

    "Und das Ergebnis – Sie haben gerade gehört, es piepst – überträgt jetzt das gemessene Gewicht per Bluetooth-Funkschnittstelle zu diesem Kästchen, und das überträgt die gemessenen Daten jetzt verschlüsselt in meine Patientenakte."

    Neben den Ingenieuren, die intelligente Technik über den Energiespar-Trend vermarkten wollen, und denen, die einfach nur Technikfreaks ein voll vernetztes Zuhause anbieten, gibt es eine dritte Fraktion. Sie setzen auf den demographischen Wandel. Je mehr Senioren es gibt, desto mehr Menschen brauchen medizinische oder pflegerische Versorgung. Intelligente Technik soll einen guten Teil davon übernehmen. Alte, kranke und pflegebedürftige Menschen sollen von der Technik profitieren, indem sie länger zu Hause bleiben können und nicht in eine Pflegeeinrichtung müssen. Das sagt auch Dieter Rombach, Informatiker von der Universität Kaiserslautern:

    "Ich denke an meine Mutter, die durchaus noch fit ist und allein leben kann, aber ich mache mir Sorgen, wenn sie hinfällt, weil sie nicht mehr so gut zu Fuß ist. Ich würde mich viel wohler fühlen, wenn ich ein System dort installiert hätte, das sofort wenn sie fällt, einen Alarm aussendet, und zwar damit genau dasselbe tut, als ob eine Pflegekraft ganztätig dort hätte oder die Pflegekraft im Heim hätte. Und ich wüsste genau, meine Mutter wäre viel glücklicher, wenn sie weiterhin allein zu Hause leben könnte. Und umgekehrt ist das natürlich weit billiger als wenn ich eine Vollzeit-Pflegekraft bezahlen müsste."

    Überwachungstechnik im eigenen Zuhause, wohlklingend verpackt in dem Begriffsungetüm Ambient Assisted Living, durch die Umgebung unterstütztes Leben. Bleibt die Frage, ob die alten Menschen solche Unterstützung wünschen. Der Grat zwischen selbstbestimmt mit Technikunterstützung und fremdbestimmt mit Technikkontrolle, der ist sehr schmal.

    "Es gibt immer eine Reihe von Herausforderungen, wenn man mit alten Leuten arbeitet. Man sagt zum Beispiel, die trinken zu wenig oder die müssen überwacht werden, ob die sich rechtzeitig irgendwo hin bewegen. Auf der anderen Seite sind das Dinge, die letztendlich als Überwachung empfunden werden, und das mögen alte Leute häufig nicht. Schönes Beispiel dafür: Wenn Leute zu wenig trinken, nimmt man halt ein elektronisches Glas, das heißt, man rüstet ein Glas mit einem Sensor aus, der erkennt, ob noch Wasser drin ist und wie häufig dieses Glas leer getrunken wird. Aber alte Leute, was machen die? Die gehen halt hin, erkennen das sehr schnell und schütten das Wasser schlicht und einfach in den Ausguss und füllen es anschließend wieder auf. Damit ist der Technik genüge getan, aber eben dem alten Menschen nicht."

    Gibt der Experte für Künstliche Intelligenz, Detlef Zühlke zu bedenken. Dem hält Dieter Rombach seine Erfahrungen entgegen. Manche Senioren würden den Forschern selbst Tipps geben, wie die Technik verbessert werden könne. Viele wünschten sich ja ein länger selbstbestimmtes Leben. Sogar der Kühlschrank kann dabei wieder eine Rolle spielen. Wenn er nicht wie üblich zwischen acht und neun Uhr morgens geöffnet wird, könnte ein Sensor dies melden und so den Verdacht nähren, dass etwas nicht stimmt.

    "Im Homeoffice im SmartHome hängen immer noch sehr viele Kabel unterm Schreibtisch. Die werden wir wohl nie los?"

    "Das ist richtig. Da steht ja auch ein Bildschirm, ein Notebook, ein Voice-over-IP-Telefon, also, Telefone und Bildschirm, Computer und auch die Bürolampe braucht Kabel, das ist so."

    "Unter Umständen braucht man dafür eine Bedienungsanleitung. Hier steht ein dicker Ordner mit Bedienungsanleitungen, daneben liegen anscheinend noch ein paar, die nicht mehr reingepasst haben. Da muss man dann aber wahrscheinlich öfter reingucken, je mehr Technik man hat. Die muss man ja auch entsprechend bedienen können."

    "Naja, also, wer sich nie mit PC mit Vernetzung beschäftigt hat, der wird sich am Anfang ein bisschen schwer tun. Wer aber Word bedienen kann, der kann das Haus hier mit links bedienen. Auch wenn wir das Licht und Heizung alles vom Bildschirm aus schalten können, natürlich haben wir Lichtschalter. Und die sind da, wo man sie normalerweise auch erwartet. Denn: Man hat auch Besuch, und der Besuch möchte auf der Gästetoilette das Licht anmachen können. Wenn ich einfach nur hier wohnen will, dann brauche ich von der Technik überhaupt nichts zu wissen. Sie hilft mir unsichtbar und ohne, dass ich was machen muss. Will ich selber eingreifen, Abläufe verändern, optimieren, dann muss ich ein bisschen mehr machen."

    Ob Technik ein Fluch oder ein Segen ist, entscheidet sich bei der Bedienung. Je weniger man die Geräte bedienen muss und je besser eine intuitive Bedienung funktioniert, desto stärker empfindet man Komfort, desto eher wird die Technik akzeptiert, desto eher wird sie überhaupt benutzt. Ist die Technik allerdings nicht so ausgereift, wird sie zur Last. Die Technik bestimmt dann unser Verhalten, statt umgekehrt.

    "Mir fällt da als Vergleich zum Beispiel die Kopierer ein, die seit zehn Jahren tatsächlich erkennen, ob DIN A3 oder DIN A4 oder Querformat oder was auch immer. In der ersten Zeit hat das auch unheimlich genervt, und dann hat es manchmal ganz überraschende Dinge getan. Mittlerweile ist das so stabil, dass es wahrscheinlich keiner mehr missen möchte. Ich glaube, da kommt man gar nicht mehr auf den Gedanken, das noch als Bevormundung zu empfinden."

    Was bei Kopierern funktionieren mag, lässt in vielen anderen Geräten zu wünschen übrig: Der Wecker klingelt auch am Feiertag um sechs Uhr, eine SMS erreicht erst Tage später das Handy der Freundin. Das WLAN ist immer dann gestört, wenn man es am dringendsten braucht.

    Die leider überhaupt nicht hilfreiche animierte Büroklammer im Computer-Schreibprogramm könnte genauso mehr Intelligenz vertragen wie das Auto mit Anschnallkontrolle. Das beschwert sich nämlich auch dann mit Piepstönen, wenn auf dem Beifahrersitz lediglich eine Sporttasche Platz genommen hat, die nicht angeschnallt ist.

    Perfekt wird Technik niemals sein, sie erfordert immer Interaktion. Alles lässt sich nicht automatisieren. Selbst mit einem menschlichen Butler, der in vielen Dingen intelligenter ist als heutiges Hightech, selbst mit diesem Butler muss Interaktion stattfinden. Markus Dahm, Usability-Experte von der Fachhochschule Düsseldorf:

    "Es wird natürlich ständig ganz viel nach alternativen Interaktionsformen geforscht. Statt Tastatur und Maus eben einen berührempfindlichen Bildschirm zu haben, Gestiksteuerung, Mimiksteuerung oder Steuerung durch Bewegung, was den großen Erfolg der Nintendo Wii zum Beispiel erklärt. Inwiefern alternative Steuerungen wie Gestik oder Mimik wirklich zur Steuerung von einem intelligenten Haus geeignet sind, das kann sich jeder selbst überlegen, der sich vor eine Wand stellt und mit den Armen wedelt oder das Gesicht verzieht, um die Heizung anzumachen, Licht auszumachen. Das sieht bestimmt sehr lustig aus. Ob sowas akzeptabel ist, würde ich erstmal bezweifeln."

    Deshalb ist auch der Ansatz vieler Wissenschaftler und Ingenieure, auf Gewohntes zu setzen. Sie versuchen, etwa Lichtschalter nicht durch etwas völlig neues zu ersetzen, sondern den Lichtschalter selbst weiter zu entwickeln. So gibt es Ideen, wie man mit einem Lichtschalter mehrere Lampen schalten und dimmen kann. Oder ein in Lichtschalter integrierter Fingerabdrucksensor könnte die Lichtstimmung zuverlässig auf die Bedürfnisse einer bestimmten Person hin einrichten.

    Hauptsache, der intelligente Lichtschalter lässt sich auch ohne Bedienungsanleitung benutzen. Toll wäre, wenn er auch dann noch funktioniert, wenn die vermeintlich intelligenten Komponenten einmal versagen sollten.

    Eine Automatisierung des privaten Umfelds mag vielen fremd erscheinen. Dagegen führen die Forscher immer wieder das Auto als Beispiel an. Hier werden bereits heute viele Funktionen automatisch geregelt. Das entlastet den Fahrer und sorgt für mehr Komfort.
    Aber Automatik fahren will auch nicht jeder! Nein, man will die Kontrolle darüber behalten, wann hoch geschaltet wird. Auch wenn es klar unvernünftig ist.

    "Es ist nicht wirklich viel Aufwand, einen Lichtschalter zu drücken, das Fernsehen anzumachen, die Heizung anzumachen, die Waschmaschine anzumachen. Und die Frage ist wirklich, ob man diese einfachen Tätigkeiten wieder einem elektrischen Diener übergeben sollte, und damit einiges an Steuerung und Kontrolle über sein tägliches Leben abgibt. Je mehr technisches Gerät man in seinen Haushalt lässt und auch noch zulässt, dass es selbstständig Tätigkeiten übernimmt, desto weniger hat man Kontrolle über sein eigenes Leben und desto weniger weiß man, wer jetzt eigentlich mein tägliches Leben bestimmt."

    Letztlich wird sich die Technisierung von Wohnungen wohl auf bestimmte Nischen beschränken. Es gilt genau zu prüfen, wo die elektronische Intelligenz einen echten Nutzen bringt. Einen Nutzen, für den Kunden auch bereit sind zu bezahlen. Das könnten ökologische Komponenten wie die Klimatechnik sein, aber durchaus auch medizinische Systeme, die die Lebensqualität zu Hause steigern helfen. Der Kühlschrank, der selbstständig Lebensmittel bestellt und somit gewissermaßen auch einen Speiseplan vorgibt, wird dagegen vermutlich ein Mythos bleiben.