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Homeoffice
Es dauert heute wieder länger

Flexible Arbeitszeiten sollen Eltern dabei helfen, Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen. Was bei Müttern gelingt, wirkt bei Vätern anscheinend gar nicht. Das zeigt eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Homeoffice kann tradierte Rollenbilder verfestigen.

Von Sina Fröhndrich |
Glückliche Frau arbeitet von Zuhause mit Hemd, Krawatte, Hausschuhen und Katze auf dem Sofa.
Arbeiten im Homeoffice - sieht nett aus, sorgt aber vor allem für Überstunden (imago/Ikon Images)
Im Homeoffice arbeiten, um Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen: Das gilt als ein Rezpet, um Eltern den Alltag zu erleichtern. Doch eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zeigt: Das funktioniert nur bei Müttern, bei Vätern aber nicht. Sie nimmt sich mehr Zeit für Kinder, er schraubt hingegen an seiner Karriere und macht Überstunden. Der Nachwuchs hat nichts davon.
Die Studienautorin Yvonne Lott hat Daten von verschiedenen Haushalten über mehrere Jahre ausgewertet, vom sogenannten sozioökonomischen Panel. Das Ergebnis: Mütter, die im Homeoffice arbeiten, haben drei Stunden mehr Zeit in der Woche für ihre Kinder. Bei Vätern jedoch sieht es anders aus: Sie verbringen keine Stunde mehr mit dem Nachwuchs, trotz flexibler Arbeitszeit. Dafür machen sie im Homeoffice sogar noch zwei Überstunden mehr, als wenn sie im Büro arbeiten würden.
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Vater und Sohn - Auch das Homeoffice bringt dem Mann nicht mehr Familienzeit (imago / Westend61)
Ehegattensplitting gehört abgeschafft
Die Studienautorin Lott hat auch untersucht, wie es sich auswirkt, wenn Beschäftigte die Arbeitszeit selbst festlegen können. In diesen Fälle zeige sich: Väter kümmerten sich noch weniger um ihre Kinder und machten sogar vier Überstunden. Mütter arbeiten auch etwas mehr - und kümmern sich 1,5 Stunden mehr um den Nachwuchs. Sie sind also doppelt belastet. Fazit der Studie: Flexible Arbeitszeiten könnten das klassische Rollenmodell verfestigen.
Die Frau als Kümmerin, der Mann als Ernährer. Der sogenannte Gender Care Gap, die Pflegelücke, vergrößert sich. Denn schon jetzt widmen Väter nur acht Stunden pro Woche den Kindern, bei Müttern sind es 21 Stunden. Doch die Studienautorin sieht durchaus Möglichkeiten, diese Lücke aufzubrechen.
Yvonne Lott fordert, das Ehegattensplitting abzuschaffen und in den Unternehmen für eine andere Kultur zu sorgen. Geschlechterklischees sollten aus den Köpfen verschwinden, genauso wie die Vorstellung: Nur wer präsent ist und wer Überstunden macht, der ist besonders motiviert. Stattdessen könnten Pflegezeiten und Elternzeiten auch als Karrierebausteine anerkannt werden.
Ja zum Homeoffice - aber mit Leitplanken
Grundsätzlich befürwortet die Böckler-Stiftung das Homeoffice - aber mit Leitplanken, zum Beispiel durch die Erfassung der Arbeitszeiten, um vor Überstunden zu schützen. Die Empfehlung an Beschäftigte: Klare Arbeitszeiten definieren. Kommunizieren, wann man telefonisch erreichbar ist, wie oft Mails gecheckt werden. So kann man sich davor schützen, rund um die Uhr verfügbar zu sein.
Auch sonst stellen sich zum Homeoffice noch einige Fragen etwa zur Gestaltung des Arbeitsplatzes und zum Unfallschutz: die Unfallversicherung zahlt nicht in jedem Fall - der Gang vom Schreibtisch zur Toilette etwa ist - anders als im Büro - nicht versichert.