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Homeschooling in der Coronakrise
Ungleichheit von Bildungschancen wird gefördert

Homeschooling in der Coronakrise sei nicht für jedes Schulkind geeignet. In bildungsfernen Haushalten seien oft die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Fernunterricht nicht gegeben, sagte Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft im Dlf.

Axel Plünnecke im Gespräch mit Thekla Jahn | 20.04.2020
14.04.2020, xomx Presse, Geht nach den Osterferien das Homeschooling in die naechste Runde? Bild: Geht nach den Osterferien das Homeschooling in die zweite Runde, oder werden die Schulen nach und nach wieder geoeffnet? Ein junge sitzt an seinem Schreibtisch und erledigt seine Mathe-Aufgaben im Homeschooling. | Verwendung weltweit
Lernen in der Corona-Krise: Homeschooling benachteiligt Kinder aus bildungsfernen Familien. (picture alliance / HMB Media/Oliver Mueller)
Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft sieht die Gefahr, dass die Coronakrise die Ungleichheit von Bildungschancen fördert: "Kinder aus bildungsfernen Haushalten leiden am meisten darunter, wenn sie nicht in die Kita oder die Ganztagsschule gehen können, um dort gefördert zu werden", sagt der Leiter des Kompetenzfelds Humankapital und Innovationen.
Wie Daten des sozioökonomischen Panels zeigten, sei in bildungsfernen Haushalten oft die Ausstattung schlechter, es gebe für Kinder seltener Zugang zu einem ruhigen Arbeitsplatz, einem eigenen Zimmer oder Schreibtisch. Auch der Zugang zu digitalen Endgeräten sei dort oft nicht möglich.
Ausschlaggebend für den Lernerfolg im Homeschooling sei außerdem der Bildungsgrad der Eltern, so Plünnecke weiter: "Wir sehen große Unterschiede bei der digitalen Kompetenz, also bei der Frage, ob Eltern ihren Kindern entsprechende Lernmöglichkeiten im Internet eröffnen können."
Leihgeräte über Digitalpakt finanzieren
"Wichtig wäre, dass Schulen künftig Leihgeräte über den Digitalpakt finanzieren können", schlägt Plünnecke vor. So könnten Schulen alle ihre Schüler mit Endgeräten versorgen. Sinnvoll wären auch besondere Förderangebote in den Schulferien, "damit Kinder, die jetzt zurückfallen, wieder aufholen können."
Für mögliche Schulöffnungen empfiehlt Plünnecke ein Rotationsprinzip: Demnach solle man eine Hälfte der Klasse jeweils eine Woche in der Schule unterrichten, während man die andere Hälfte über Fernunterricht begleitet. So wäre eine engere Beziehung zwischen Schülern und Lehrkräften und eine bessere Unterstützung der Eltern möglich.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.