Erst seit 1992 führt die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität nicht mehr als Krankheit auf ihrer sogenannten ICD-Liste, der International Classification of Diseases. Aber auch das ist immerhin schon über ein Vierteljahrhundert her. Dennoch gibt es immer noch Organisationen, oft fundamentalistisch-religiöse Gruppen, die Schwule und Lesben umerziehen, einer sogenannten "Conversion Therapy" unterwerfen wollen, Menschen wie Mathew Shurka.
Sie behaupten, es gebe so etwas wie Homosexualität oder LGBTQ nicht. Ein Trauma in der Kindheit sei der Grund für einen psychologischen Zustand, der Menschen dazu bringe, einen sogenannten schwulen Life-Style zu führen.
Gedanken über Selbstmord
Die Verfilmung des autobiografischen Buches "Boy Erased", zu Deutsch: "Der Verlorene Sohn", mit Lucas Hedges und Nicole Kidman über diese Konversionstherapien hat deren brutale psychischen Folgen bis hin zum Selbstmord deutlich gemacht. Erfahrungen, die auch der New Yorker Mathew Shurka bereits als 16-Jähriger durchleben musste - auf Geheiß seines Vaters, wie er dem New Yorker öffentlichen Sender Thirteen berichtet:
"Ich war früher ein Einser-Schüler, dann aber verschlechterten sich meine Noten. Damals konnte mein Schuldirektor nichts machen, heute könnte er Kindesmissbrauch anzeigen. Ich litt unter Depressionen, habe zwei Jahre lang über Selbstmord nachgedacht. All das wirkt sich selbst heute noch aus."
Fast 750.000 haben vermeintliche Therapie durchlaufen
Schätzungen zufolge hat bereits fast eine Dreiviertelmillion Menschen in den USA diese vermeintliche Therapie durchlaufen, zu der die deutsche Bundesärztekammer nur knapp mitteilt: "Homosexualität ist keine Erkrankung und bedarf keiner Heilung!".
So sieht es jetzt auch der US-Bundesstaat New York und hat per Gesetz "Conversion Therapy" verboten, es fehlt nur noch die Unterschrift von Gouverneur Cuomo, an der aber niemand zweifelt. Schließlich hat der bereits vor zwei Jahren in einem ersten Schritt Krankenversicherungen und psychologischen Einrichtungen untersagt, die Umerziehung zu finanzieren oder durchzuführen.
"Wir weisen voll und ganz die absurde Idee zurück, schwul zu sein sei eine psychiatrische Krankheit und müsse behandelt werden. Wir haben Konversionstherapie im Staat New York beendet - und darauf bin ich stolz."
Konversionstherapie immer eine Form des Kindesmissbrauchs
Seit den Zwischenwahlen beherrschen die Demokraten den Senat des Bundesstaates New York. Mit dem Verbot der Konversionstherapie haben die Politiker auch ein Gesetz verabschiedet, das Diskriminierung wegen einer wie auch immer wahr genommenen Geschlechtsidentität verbietet. Das werde viele Leben verbessern, so Senator Brad Hoylman: "Wir haben all diese Menschen auf einer einsamen Insel zurückgelassen und gesagt: Eines Tages werden wir euch abholen. 17 Jahre hat das gedauert. Ihnen allen sei gesagt: dieser Schimmer am Horizont ist keine Illusion."
Behandlungs-Opfer Mathew Shurka twitterte anschließend, er sei überwältigt. Konversionstherapie sei immer eine Form des Kindesmissbrauchs gewesen - dabei wisse man doch: Jedes Baby sei perfekt. Nun erkenne auch das Gesetz das an.