Das erste amerikanische Stück, das Homosexualität thematisierte, wurde noch vor der homosexuellen Emanzipation und AIDS geschrieben. Es heißt "The Boys in the Band" und stammt von Mart Crowleys aus dem Jahre 1970. In einer großen New Yorker Penthouse-Wohnung bereitet Michael gerade eine Geburtstagsparty für seinen schwulen Freund Harold vor, als sein ehemaliger Studienfreund Alan plötzlich anruft und ihn sofort sehen muss. Alan ist heterosexuell und weiß nichts von Michaels Leben als schwuler Mann. Die Partygäste treffen ein und nicht alle sind bereit, ihre Identität zu verleugnen. Ein netter Abend unter Freunden entwickelt sich so zu einem selbstzerstörerischen Psychodrama, das sich ohne Weiteres mit Sartres "Geschlossene Gesellschaft" messen kann.
Das Stück wurde zu seiner Zeit über 1000 Mal gespielt und war von Ausschreitungen und Protesten begleitet, dem ersten zivilen Ungehorsam Homosexueller in Amerika: Im Gedenken an diese Stonewall-Unruhen feiern die Homosexuellen in vielen Teilen der Welt jährlich den Christopher Street Day mit einer großen Parade. Dass die Transport Group Theatre Company dieses wichtige Stück erfolgreich wieder aufgenommen hat, ist kein Zufall. Selten konnte man am Broadway und Off-Broadway so viele Stücke zum Thema Homosexualität und Gesellschaft sehen wie zurzeit.
Neben "The Boys in the Band" und der Wiederaufnahme von "La Cage aux Folles" am Broadway werden insgesamt sieben neue Stücke zu diesem Thema in den nächsten Wochen Premiere haben. Darin geht es nun weniger um die direkte Konfrontation mit einer homophoben amerikanischen Gesellschaft oder dem Thema Ausgrenzung und AIDS, wie noch in den 80er- und 90er-Jahren. Sie handeln vielmehr von verliebten Soldaten, Paaren mit adoptierten Kindern und ganz "normalen" New Yorkern, die mit Themen wie Glaube, Liebe und urbaner Lebensangst umgehen - und dabei eher nebenbei homosexuell sind.
Dies spiegelt durchaus die veränderte Wirklichkeit der Homosexuellen in Amerika wieder. Das Land hat mittlerweile grundsätzlich begriffen, dass AIDS eine Pandemie und keine schwule Seuche und Gewalt gegen Homosexuelle ein Schwerverbrechen und kein Kavaliersdelikt ist. Die beiden großen Themen, die die homosexuelle Bürgerrechtsbewegung derzeit beschäftigen, sind das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe und das Ende der erniedrigenden "Don't ask, don't tell"-Politik der amerikanischen Streitkräfte.
Die New York Times glaubt sogar, man werde gerade "Zeuge der Geburt eines neuen New Yorker Stückegenres zwischen Neil Simon und Woody Allen". Gemeint ist hier in erster Linie das Stück "Next Fall" von Geoffrey Naufft, das nach einer sehr erfolgreichen Saison am Off-Broadway sein Glück nun auch am Broadway versucht, mit Elton John als Co-Produzenten. In "Next Fall" verbinden sich Neil Simons Thema der Angst des urbanen New Yorkers vor dem Leben und sein schneller, fast comicartiger Dialogstil mit Charakteren, wie man sie aus Woody Allens Stadtneurotiker zu kennen glaubt. Das Stück handelt von der tragischen Liebesgeschichte zweier New Yorker Männer, dem christlich-religiösen Luke, der nach dem Sex immer um Vergebung betet und dem agnostischen Adam, der unter Hypochondrie und Beklemmung leidet.
Nach einem schweren Unfall Lukes trifft Adam auf die ebenfalls sehr religiöse Familie Lukes aus dem amerikanischen Süden, die nichts von der Homosexualität ihres Sohnes weiß. Die Szene wechselt ständig zwischen der lähmenden Situation im Warteraum des Krankenhauses und Szenen aus dem Leben der beiden Männer mit ihren Auseinandersetzungen um Glaube, innere Heimat und der Suche nach wirklicher Nähe.
"Next Fall" ist ein intelligent gebautes Stück mit wunderbar tragikomischen Dialogen. Leider wirkt es oft sehr brav und politisch korrekt. Kein Wunder, denn es will ja Verständnis schaffen und kein Holz ins Feuer der hitzigen Debatte werfen. Die gleichgeschlechtliche Ehe oder Partnerschaft ist nur in sieben Staaten erlaubt, in mehr als 20 Staaten sogar konstitutionell verboten. Sogenannte Präpositions wie in Kalifornien ermöglichen, bereits bestehendes Recht zu widerrufen und selbst im Staat New York wird die gleichgeschlechtliche Ehe nur anerkannt und kann nach wie vor nicht geschlossen werden.
Von daher versucht "Next Fall" den Konflikt des Individuums mit Gesellschaft und Religion auf die rein menschliche Erfahrung zu reduzieren und damit allgemein nachvollziehbar zu machen. In diesem Sinne hat das Stück eine wichtige Funktion, bleibt aber leider hinter der Emotionalität und konzeptionellen Wucht anderer wichtiger Vorgänger wie Mart Crowleys "Boys in the Band" zurück.
Das Stück wurde zu seiner Zeit über 1000 Mal gespielt und war von Ausschreitungen und Protesten begleitet, dem ersten zivilen Ungehorsam Homosexueller in Amerika: Im Gedenken an diese Stonewall-Unruhen feiern die Homosexuellen in vielen Teilen der Welt jährlich den Christopher Street Day mit einer großen Parade. Dass die Transport Group Theatre Company dieses wichtige Stück erfolgreich wieder aufgenommen hat, ist kein Zufall. Selten konnte man am Broadway und Off-Broadway so viele Stücke zum Thema Homosexualität und Gesellschaft sehen wie zurzeit.
Neben "The Boys in the Band" und der Wiederaufnahme von "La Cage aux Folles" am Broadway werden insgesamt sieben neue Stücke zu diesem Thema in den nächsten Wochen Premiere haben. Darin geht es nun weniger um die direkte Konfrontation mit einer homophoben amerikanischen Gesellschaft oder dem Thema Ausgrenzung und AIDS, wie noch in den 80er- und 90er-Jahren. Sie handeln vielmehr von verliebten Soldaten, Paaren mit adoptierten Kindern und ganz "normalen" New Yorkern, die mit Themen wie Glaube, Liebe und urbaner Lebensangst umgehen - und dabei eher nebenbei homosexuell sind.
Dies spiegelt durchaus die veränderte Wirklichkeit der Homosexuellen in Amerika wieder. Das Land hat mittlerweile grundsätzlich begriffen, dass AIDS eine Pandemie und keine schwule Seuche und Gewalt gegen Homosexuelle ein Schwerverbrechen und kein Kavaliersdelikt ist. Die beiden großen Themen, die die homosexuelle Bürgerrechtsbewegung derzeit beschäftigen, sind das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe und das Ende der erniedrigenden "Don't ask, don't tell"-Politik der amerikanischen Streitkräfte.
Die New York Times glaubt sogar, man werde gerade "Zeuge der Geburt eines neuen New Yorker Stückegenres zwischen Neil Simon und Woody Allen". Gemeint ist hier in erster Linie das Stück "Next Fall" von Geoffrey Naufft, das nach einer sehr erfolgreichen Saison am Off-Broadway sein Glück nun auch am Broadway versucht, mit Elton John als Co-Produzenten. In "Next Fall" verbinden sich Neil Simons Thema der Angst des urbanen New Yorkers vor dem Leben und sein schneller, fast comicartiger Dialogstil mit Charakteren, wie man sie aus Woody Allens Stadtneurotiker zu kennen glaubt. Das Stück handelt von der tragischen Liebesgeschichte zweier New Yorker Männer, dem christlich-religiösen Luke, der nach dem Sex immer um Vergebung betet und dem agnostischen Adam, der unter Hypochondrie und Beklemmung leidet.
Nach einem schweren Unfall Lukes trifft Adam auf die ebenfalls sehr religiöse Familie Lukes aus dem amerikanischen Süden, die nichts von der Homosexualität ihres Sohnes weiß. Die Szene wechselt ständig zwischen der lähmenden Situation im Warteraum des Krankenhauses und Szenen aus dem Leben der beiden Männer mit ihren Auseinandersetzungen um Glaube, innere Heimat und der Suche nach wirklicher Nähe.
"Next Fall" ist ein intelligent gebautes Stück mit wunderbar tragikomischen Dialogen. Leider wirkt es oft sehr brav und politisch korrekt. Kein Wunder, denn es will ja Verständnis schaffen und kein Holz ins Feuer der hitzigen Debatte werfen. Die gleichgeschlechtliche Ehe oder Partnerschaft ist nur in sieben Staaten erlaubt, in mehr als 20 Staaten sogar konstitutionell verboten. Sogenannte Präpositions wie in Kalifornien ermöglichen, bereits bestehendes Recht zu widerrufen und selbst im Staat New York wird die gleichgeschlechtliche Ehe nur anerkannt und kann nach wie vor nicht geschlossen werden.
Von daher versucht "Next Fall" den Konflikt des Individuums mit Gesellschaft und Religion auf die rein menschliche Erfahrung zu reduzieren und damit allgemein nachvollziehbar zu machen. In diesem Sinne hat das Stück eine wichtige Funktion, bleibt aber leider hinter der Emotionalität und konzeptionellen Wucht anderer wichtiger Vorgänger wie Mart Crowleys "Boys in the Band" zurück.