Archiv


Hongkong

Der "Duftende Hafen" hat sich verändert. Es ist das Jahr drei nach der Rückgabe an die Volksrepublik China, die Asienkrise ist zum größten Teil überstanden. In Hong Kong wird überall gebaut: Neue Wolkenkratzer wachsen in die Höhe. Auf dem Weg vom Flughafen Chek Lap Kok auf Lantau nach Kowloon und Hong Kong Island bahnen sich Bagger - parallel zu den Schienen des Airport Express - immer neue Wege in die südchinesische Landschaft. Hier sollen in den nächsten fünf Jahren neue Straßen gebaut werden, die sowohl Lantau mit der Insel Hongkong als auch mit den New Territorries verbinden. Es geht wieder aufwärts mit der Stadt am Perlflussdelta. Sie kann es gebrauchen vor allem nach dem rabenschwarzen Jahr 1998, als die Börse und die Immobilienpreise einbrachen und die Touristen wegblieben, vor allem die kaufkräftigen aus Japan und den südostasiatischen Nachbarländern. Dass sich Hong Kong von der "asiatischen Grippe" heute im wesentlichen erholt hat, bestätigt auch Jürgen Kracht, Chef der Fiducia-Unternehmensberatung. Er berät seit nahezu 20 Jahren deutsche Firmen in Hongkong und China. Deswegen ist Fiducia außer in Hong Kong noch in Shenzhen, Shanghai und Peking vertreten:

Nicola Glaß |
    Jürgen Kracht: "Hongkong war ganz einfach in den letzten 20 Jahren zu populär, zu erfolgreich und dann hat sich eben Speck angesammelt und dann haben sich auch Probleme die existierten irgendwo unter diesem Speck versteckt und die sind an sich erst durch die Asienkrise herausgekommen , haben sich kristallisiert in den Bereich Kosten und Immobilien-Spekulationen."

    Jetzt gilt es, keinen Speck mehr anzusetzen. Schließlich soll vermieden werden, dass sich die Probleme wiederholen. Um aus dem Tal der Tränen zukommen, hatte die Hongkonger Regierung während der Asienkrise sogar die Prinzipien ihrer Wirtschaftspolitik geändert: Man wandte sich vom Laissez-Faire-Verhalten ab und begann im Spätsommer 1998, auf dem Devisenmarkt zu intervenieren, um spekulative Attacken auf den Hong-Kong-Dollar abzuwehren. Außerdem war im März 1999 eine Erhöhung des Haushaltsdefizits bekannt gegeben worden, um mit staatlichen Mitteln Land aufzukaufen, um den Immobilienmarkt zu stützen. Richtig erholt aber hat sich der Markt bis heute nicht.

    In mehreren Bereichen ist der Aufschwung vielleicht zu schnell wiedergekommen. Für dieses Jahr legte die chinesische Sonderverwaltungszone beeindruckende Zahlen vor: Das Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal wieder gestiegen, und zwar um 14,3 Prozent, nach einem Wachstum von 9,2 Prozent im letzten Quartal 1999. Die Warenausfuhren und Dienstleistungen haben sich im ersten Quartal 2000 um 16,4 Prozent erhöht, Tourismusindustrie und Börse erholten sich. Kopfzerbrechen machen den Experten vor Ort allerdings die hohen Realzinsen und die für Hong-Kong-Verhältnisse immer noch hohe Arbeitslosigkeit von derzeit etwa 5,5 Prozent.

    Seit drei Jahren gehört die ehemalige britische Kronkolonie wieder zu China. Die Rahmenbedingungen, jedenfalls die wirtschaftlichen, haben sich im wesentlichen nicht verändert. Hong Kong gilt nach wie vor als ein internationales Handels- und Finanzzentrum. Ein guter Platz fürs Business, bekräftigt auch Hans Michael Jebsen, Chef des alteingesessenen Handelshauses Jebsen & Co Ltd., das seit mehr als 100 Jahren vor Ort ist:

    Hans Michael Jebsen: "Es gibt eigentlich zwei Aspekte, die wichtig sind für ein Unternehmen in Hongkong, erstens: ist Hongkong der richtige Standort um Geschäfte zu machen in Hongkong und mit China, die Frage ist eindeutig mit "Ja" zu beantworten und die zweite Frage ist , ist die Relevanz Hongkong im Kontext der anderen asiatischen Standorte gleichgeblieben, die letzte Frage ist am schwierigsten zu beantworten, deshalb, weil durch die....... den Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation natürlich ganz neue Aspekte hinzukommen. Zunächst geht man davon aus, daß der Dienstleistungs-Sektor Hongkongs allen voran auf dem Finanzbereich außerordentlich notwendig ist in der Erschließung des chinesischen Dienstleistungs-Marktes. Hongkong wird also Sprungbrett nicht nur, sondern wird durchaus auch eine Art Mastermind darstellen für den Dienstleistungs-Bereich innerhalb Chinas der sich ja erst sehr allmählich in Wirklichkeit in der Praxis öffnen wird. Also, da liegen durchaus 10, 15 Jahre einer großen Aufgabe vor diesem Bereich Hongkong."

    Doch die anderen Städte in Südostasien schlafen nicht. Vor allem Singapur nicht, Hong Kongs schärfste Rivalin, wenn es um logistische Fragen geht wie den umsatzstärksten Containerhafen. Beide Städte liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, momentan hat Hong Kong die Nase wieder vorn. Und auch die Städte in der Volksrepublik China gewinnen in den Augen ausländischer Investoren zunehmend an Attraktivität. Besondere Magneten sind Shanghai und Peking. Dennoch ist der "Duftende Hafen" noch immer ein Sprungbrett für das Chinageschäft und das Tor zum Festland. Unternehmensberater Jürgen Kracht beschreibt die Situation folgendermaßen:

    Jürgen Kracht: "Nach wie vor ist Hongkong an sich der ideale Handelsplatz für das Chinageschäft, aber die Problematik ist eben, wenn ich in Hongkong sitze und mache Geschäfte z.B. im Raum Peking oder im Raum Shanghai, bin ich ja vom eigentlichen Markt auch wieder einige tausend Kilometer entfernt. Das Handicap in China wiederum ist, daß ich ja nach wie vor dort keine freien Handelstätigkeiten entwickeln kann, also ich bin drauf angewiesen eine Lösung zu finden, die irgendwo die Kombination der Vorteile Hongkongs als Standort und den Faktoren Shanghai z. B. als Kundenmarkt ideal zu kombinieren."

    Kein Widerspruch ist für ihn allerdings die Tatsache, daß der Trend hin zum Handel sich gleichzeitig in Hong Kong und China verstärkt. Deutschland ist seit Jahren nach der Volksrepublik, den USA, Japan und Taiwan der fünft größte Handelspartner Hong Kongs, innerhalb der EU sogar der bedeutendste. Was die Produktion betrifft, so zeichnet sich aber bereits seit vielen Jahren ab, dass ausländische Firmen, auch deutsche, verstärkt nach China abgewandert sind, wegen der niedrigeren Löhne. Für Hong Kong gilt daher, sich auf seine Stärken zu konzentrieren: Dienstleistungen und Know-how.

    Der Dienstleistungssektor ist der dynamischste Wirtschaftszweig und hat mittlerweile einen Anteil von 86 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Eine hervorragende Infrastruktur, moderne Kommunikationstechnologien und der Flug- und Containerhafen sind die logistischen Pluspunkte, die Hong Kong vor vielen anderen Städten in Asien auszeichnen. Mit der wichtigste Zweig bei den Dienstleistungen ist die Finanzbranche. Für die Abwicklung des Chinageschäftes sind die Banken in Hong Kong unverzichtbar, vor allem für ausländische Investoren. Auch Clemens Wendland von der Deutschen Genossenschaftsbank in Hong Kong weiß um die Vorzüge des Standortes:

    Clemens Wendland: "Hier in Hong Kong haben wir einen Rechtsrahmen, der verläßlich ist, wir haben Infrastruktur, in Telekommunikation, in Servicebereichen wie Transport, Rechtsanwaltbüros, Acountents und Ähnlichem, wie Sie es in der Qualität in China so nicht finden. Es ist ein Standort der sehr liberal ist, daß ist China nicht, kann es auch im Moment nicht sein, in so fern ist es kein Vorwurf, es ist eine Frage der Zeit..... in so fern bin ich da zuversichtlich, daß China sich in diese Richtung bewegen wird. Hongkongs Vorsprung ist aber enorm und Hongkong wird sich auch weiter entwickeln, so daß es zwar eine Verengung des Vorsprungs geben wird, ab es ist... ein Aufholen ist für längere Sicht nicht wahrscheinlich."

    So vorzüglich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch sein mögen: Das politische Klima bleibt ein sensibles Thema. Unter anderem deswegen, weil Forderungen seitens der demokratischen Fraktion um Emily Lau oder Martin Lee nach freien Wahlen überhört werden. Die werden voraussichtlich erst im Jahr 2007 stattfinden. In einigen Monaten wird es wieder Parlamentswahlen geben, die zweiten nach der Übergabe an die Volksrepublik China. Im Mai 1998 durften von den 60 im Legislativrat zu vergebenden Sitzen 20 frei gewählt werden, im September werden es dann 24 von 60 sein. Für die Opposition ist das eine zu schleichende Entwicklung der Demokratie. Auch werden in Hong Kong bestimmte Spielregeln beim Business nicht immer eingehalten, kritisiert Emily Lau, Hongkongs wohl bekannteste Politikerin:

    Emily Lau: "Wir hatten auch einige Vorfälle die Geschäftsleute betreffen, da war z.B. die Ankündigung der Regierung einen Cyberport zu bauen. Aber anstatt diese Dinge öffentlich bekannt zu geben, wurde ein Deal mit einer Firma vereinbart, die dem Sohn des Tycoos Li KaShing gehört, so daß die Leute wieder dachten, das es eigentlich eine bevorzugte Behandlung ist und das ist schlecht. Und dann hat die Regierung einen Deal eingefädelt mit Walt Disney um diesen Themenpark zu bauen und wieder wurde das nicht öffentlichen ausgeschrieben, wieder ging es über private Verhandlungen. Ich weiß nicht, ob das jetzt zur Regel wird, ich will einen freien und offenen Wettbewerb sehen und nicht so viele geheime Deals"

    Darüber hinaus gibt es Probleme in Fragen der Autonomie: Von hochrangiger chinesischer Seite aus war versucht worden, Hongkonger Journalisten und Geschäftsleute einzuschüchtern: So hatte kürzlich ein Vertreter des Festlandes in Hong Kong den Hongkonger Geschäftsleuten mit Konsequenzen gedroht, falls sie mit Firmen aus Taiwan kooperierten, die für die Unabhängigkeit Taiwans von China seien. Ähnliches hatte man bei den Pressevertretern Hong Kongs versucht. Eine problematische Entwicklung, die die ohnehin vorherrschende Selbstzensur in den Hongkonger Medien nur noch forciert. Regierungschef Tung Chee-hwa, der ebenfalls Geschäfte mit Taiwan macht, und seine Stellvertreterin Anson Chan haben sich eingeschaltet und sich diese offene Einmischung Pekings verbeten. Denn schließlich weiß man, dass es fatal wäre, wenn politische Streitfragen zwischen China und Taiwan das Image Hong Kongs beschädigen als freien und internationalen Handelsplatz. Schließlich gilt es, sich zu positionieren, vor allem jetzt, wo das "Mutterland" China der Welthandelsorganisation beitritt. Ministerpräsident Zhu Rongji, vor kurzem erst auf Europa-Tour und auch in Deutschland zu Gast, hatte hier verstärkt für seine marktwirtschaftlichen Reformen geworben. Dieser Besuch des Premiers war ein weiterer Meilenstein in den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen: China ist für europäische und vor allem deutsche Unternehmen seit langem eines der bevorzugten Anlageländer. Die Europäische Union insgesamt war im vergangenen Jahr nach Hong Kong größter Investor in China, noch vor den USA, Japan und Taiwan. Im europäischen Vergleich standen deutsche Firmen mit Direktinvestitionen in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar sogar an der Spitze. Besonders bei Investitionsgütern fließt das Geld, Maschinen und Elektrotechnik etwa, aber auch in den Konsumgüterbereich mit Autozubehör oder in den Dienstleistungssektor.

    Was bedeutet der Beitritt der Volksrepublik zur Welthandelsorganisation für die Marktchancen deutscher Unternehmen? Das erklärt Firmenchef Hans Michael Jebsen aus seiner Sicht:

    Hans Michael Jebsen: "Also zunächst wird der Markt natürlich nicht auf Knopfdruck größer, nur weil China der WTO beitritt, sondern China wird die gleichen Herausforderungen zu bewältigen haben, vielleicht noch größere als bisher schon. Das Thema WTO in China ist durchaus zweischneidig, aus chinesischer Sicht, denn es bedeutet natürlich auch, verstärkte Konkurrenz, mit möglicher verstärkter Arbeitslosigkeit in Bereichen in denen China weder konkurrenzfähig noch marktgerecht produziert oder leistet. Davor hat man sehr große Bedenken und das fördert natürlich weder die Konsumneigung noch fördert es die Neigung der chinesischen Behörden die WTO-Richtlinien möglichst zügig umzusetzen."

    Auch Clemens Wendland von der DG Bank ist davon überzeugt, dass der Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation grundlegende Veränderungen bewirken wird, aber nicht von heute auf morgen:

    Clemens Wendland: "Der WTO-Beitritt Chinas wird eine Veränderung hervorrufen in allen Bereichen und damit auch natürlich bei den Banken. Es wird aber nicht so Knall auf Fall passieren wie man sich das eventuell vorstellt. China wird eine graduelle Öffnung und eine graduelle Veränderung anpeilen und auch Hongkong wird dadurch Zeit haben und in der Vergangenheit hat Hongkong sich also als sehr flexibel und wandelfähig gezeigt sich dieser neuen Situation anzupassen. Der Finanzort Shanghai wird eine größere Rolle spielen. Es werden für Hongkong andere Märkte wichtig werden, Philippinen, Asian Länder, Korea weiterhin natürlich..... in so fern wird da eine Veränderung der bisherigen Schwerpunkte stattfinden evtl. sogar Australien. Denn immerhin Australien ist zwar auch ein Finanzplatz, aber die Größe und Bedeutung von dem australischen Finanzplatzes ist nicht vergleichbar mit dem von Hong Kong."

    Aber erst einmal wird Hong Kong in dieser Zeit eines neuen wirtschaftlichen Aufbruchs ein wichtiges Sprungbrett für deutsche Unternehmen sein und bleiben. Davon können auch kleine und mittlere Firmen profitieren, weil hier Berater und Kenner des chinesischen Marktes sitzen, die vor allem Newcomern den Einstieg ins Reich der Mitte erleichtern können. Wie das funktioniert , erklärt Unternehmensberater Jürgen Kracht:

    Jürgen Kracht: "Kurzfristig glaub ich sind die Auswirkungen für Hongkong positiv denn der Markt Chinas wird sich weiter öffnen dadurch, was sehr interessant ist und was Seitens China ein großer, mutiger Schritt ist. Ich glaube eine wichtige Rolle bei der Öffnung des Marktes und bei der Intensivierung des Geschäftes für deutsche Firmen z.B. werden in Hongkong Handelsfirmen spielen, denn ich kann erwarten, daß Hongkong-Firmen in China Handelsfirmen gründen und dann für mich dort als Mittler tätig sind, denn an sich ist gegenwärtig die Struktur der chinesischen Wirtschaft mit Bezug auf Handel, mit Bezug auf Import und effektives Marketing noch nicht gut ausgeprägt. Langfristig ist es abhängig eben davon, wenn es chinesische Firmen gibt, die als Importeure und Händler eine positive Rolle z.B. für ein deutsches Unternehmen spielen können, dann wird die Bedeutung Hongkongs als Standort damit an Bedeutung verlieren, was diesen reinen Handel betrifft. Aber es ist etwas schwer vorauszusagen, wie sich das entwickelt, denn das Land China ist ja so groß und bietet so viele Möglichkeiten auf der einen Seite und auf der anderen Seite aber so viele Anforderungen, das da, glaube ich, im Endeffekt genügend Platz für beide ist."

    Beim Sprung in den chinesischen Markt ist die Beratung über die unterschiedlichen rechtsstaatlichen Systeme nötig sowie ein gehöriges Maß an Finanz-know-how. Welche Hilfestellung kann eine Bank wie die Deutsche Genossenscaftsbank leisten, und für wen?

    Clemens Wendland: "Das ist natürlich für uns als DG Bank. ein besonderes Thema. Wir haben ja eine feste Verankerung in Deutschland durch die Volks- und Raiffeisen-Banken und damit eine sehr breite Basis für den Mittelstand. Wir wollen hier in Hongkong für China den Weg ebnen für Investitionen deutscher Firmen in China und natürlich auch Hongkong. Insofern glaube ich, sind wir da besonders gut positioniert in Hongkong , weil wir hier die Umweltbedingungen, die Rahmenbedingungen hier vorfinden und der Weg nach China sehr leicht zu gehen ist. Die direkte Investition in China ist eine unserer besonderen Leistungen, wo wir etwas anbieten können."

    Was die künftige Entwicklung Chinas angeht, so sind sich die Kenner einig: China wird mindestens in Zukunft drei bis vier große Regionalzentren haben und wird diese auch benötigen. Das Reich der Mitte wird künftig mehr als nur ein Hong Kong brauchen, um das große soziale Gefälle zwischen den einzelnen Regionen des Riesenreiches auszugleichen. Bereits heute zeichnet sich ab, welche Regionen in China eine große Rolle spielen werden: Außer Peking und Shanghai hat sich bereits der Süden, die Kanton-Provinz, als ein großer, pulsierender Wirtschaftsraum herausgebildet. Wie aber wird diese neue wirtschaftliche Ära, die der WTO-Beitritt mit sich bringen wird, in China selbst aufgenommen und beurteilt? Victor Fung, Chef des Hong Kong Trade Development Council, vertraut auf die Reformfreudigkeit in China und die Mechanismen, die diese Reformen seit Jahrzehnten begleitet haben:

    Victor Fung: "Natürlich wird China wegen des WTO-Beitritts viele Zugeständnisse machen müssen. Aber vielleicht sollte ich auch herausstellen, daß China sich jetzt seit 20 Jahren auf Reformkurs befindet, nämlich seit 1978, und der WTO-Beitritt ist einfach ein weiterer Meilenstein in diesem Reformprozess. Wir sollten auch anmerken, daß seit diesen Reformen von 1978 mehr als die Hälfte der Wirtschaft nicht mehr länger dem Staat gehört, somit hat China viel Erfahrung darin eine freie Marktwirtschaft zu entwickeln. Die Phase der Anpassung wird nicht leicht werden, es wird Arbeitslosigkeit und Ähnliches geben aber ich bin sehr zuversichtlich, daß die chinesische Wirtschaft in der Lage sein wird, diese Menschen zu absorbieren und einen breiten, privaten Sektor entwickeln wird, der sehr gut mit deutschen Firmen zusammen arbeiten kann."

    Es gilt, die Probleme, die mit dem WTO-Beitritt Chinas verbunden sind, möglichst bald aus dem Weg zu räumen. Aber das wird nicht leicht und eine Frage der Zeit sein. Manches ist noch ungewiß. Dazu sagt Firmenchef Hans Michael Jebsen:

    Hans Michael Jebsen: "Niemandem kann daran gelegen sein, eine möglichst große Arbeitslosigkeit in China zu verursachen. Die große Frage ist einerseits: werden die Staatsbetriebe privatisiert, bzw. reformiert werden..... können oder werden sie zum größten Teil ganz schließen müssen...Die andere Frage ist die der Umschulbarkeit der bisherigen Arbeitslosen und dann natürlich inwiefern die neuen Investitionen diese großen Arbeitslosen-Potentiale auffangen können. Es gibt einen sehr breit gefächerten privaten Sektor, der da bereits ganz optimistische Zeichen gesetzt hat, aber bei einem Drittel der gesamten Volkswirtschaft in der Hand von Staatsunternehmen ist das natürlich ein außerordentlich sensibles Thema."

    Hong Kong wird in dieser noch ungewissen Zukunft weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Vor allem in der Anfangszeit, wenn es darauf ankommt, Dienstleistungs-Know-how zu vermitteln, um ausländische Firmen für den chinesischen Markt fit zu machen. Von dieser Wechselbeziehung werden sowohl Hong Kong als auch China profitieren. Ob Hong Kong irgendwann einmal von der Rivalin Shanghai, die in Sachen Finanzplatz zur Aufholjagd angesetzt hat, überholt werden wird, ist heute noch reine Spekulation und wird wahrscheinlich erst in fünfzehn oder zwanzig Jahren eine ernsthafte Frage sein.