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Hongkong
Ungebrochene Entschlossenheit bei den Demonstranten

Am Montag läuft in Hongkong ein Ultimatum ab, bis zu dem die Straßen wieder frei sein müssen. Die Demonstranten aber wollen lediglich die Blockaden wichtiger Verwaltungsgebäude aufgeben. Auch heute haben wieder Tausende in der chinesischen Sonderverwaltungszone für mehr Demokratie demonstriert. Dabei kam es erneut zu Zusammenstößen zwischen Protestgegner und Aktivisten.

Von Markus Rimmele |
    Teilnehmer der Demokratiebewegung in Hongkong demonstrieren im Regierungsviertel - sie verlangen den Rücktritt des Regierungschefs der chinesischen Sonderverwaltungszone.
    Teilnehmer der Demokratiebewegung in Hongkong demonstrieren im Regierungsviertel (AFP / Xaume Olleros)
    "Wir sehen, wie die Unterdrückung um uns herum zunimmt. Deshalb müssen wir stark bleiben bis zum Ende. Angesichts der Bedrohung sind wird ohne Furcht. Das ist die Ruhe vor dem Sturm. Aber die Hongkonger, die heute hier sind - sie sind unsere Hoffnung."
    Alex Chow, der Studentenanführer, stimmt die Demonstranten auf den Moment der Entscheidung ein. Auf mögliche Auseinandersetzungen mit der Polizei. Zum sogenannten "Aufmarsch gegen Gewalt" am Samstagabend sind die Massen nach Central gekommen. Eine Menge so groß wie vermutlich noch nie seit Beginn der Proteste. Die Regierung hat faktisch ein Ultimatum ausgesprochen: Am Montagmorgen müssen die Straßen wieder frei sein. Nervosität liegt in der Luft. Aber auch ungebrochene Entschlossenheit - egal, was kommt.
    "Im Vergleich zur Regierung sind wir sehr schwach", sagt der Demonstrant Darren. "Die haben ja Peking im Rücken. Das einzige, was ich tun kann, ist hier sein und friedlich demonstrieren." Er hoffe, die Leute rund um den Globus könnten sehen, was die Demonstranten in Hongkong tun. Die Chancen, zu gewinnen, seien sehr gering. "Aber wir müssen uns trotzdem trauen und herkommen."
    "Wenn sie uns festnehmen, werde ich die Hände erheben uns sagen: nur zu", so John. Er ist Mitte 30. "Ich weiß zwar nicht, wie sie 100.000 Leute auf einmal festnehmen wollen. Aber wenn es dazu kommt, wäre es mir egal. Es wäre mir sogar eine Ehre."
    Reaktion auf gewaltsame Attacken
    Der Aufmarsch ist eine Reaktion auf gewaltsame Attacken am Freitag und Samstag. Im Stadtteil Mong Kok hatten angeheuerte Schläger Demonstranten angegriffen und verletzt. Die Studenten vermuten dahinter ein Komplott von Regierungschef Leung Chun Ying und sagten daraufhin geplante Gespräche mit der Nummer zwei in der Hongkonger Verwaltung ab. Die Regierung weist die Vorwürfe zurück. Leung nutzte die Ereignisse vielmehr, um sein Ultimatum zu begründen.
    "Seit Freitagnachmittag kam es im Stadtteil Mong Kok zu Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern von Occupy Central", so der Regierungschef in einer TV-Ansprache. Die Hongkonger Regierung verurteile jegliche Gewalt. Die Situation könne außer Kontrolle geraten und ernste Konsequenzen für die öffentliche Sicherheit und Ordnung haben. Man werde alles Notwendige tun, um die Ordnung wiederherzustellen. Das klingt nach einem Polizeieinsatz noch vor Montagfrüh.
    Die Gegner der Straßenbesetzungen machen derweil mobil. Darunter sind durchaus auch normale Hongkonger, die genug haben von gesperrten Straßen und geschlossenen Schulen. "Es geht hier doch nicht immer nur um euch und eure Demokratie", schimpft eine Frau in Mong Kok auf die Demonstranten ein. "Wenn ihr Forderungen habt, dann traut euch doch und geht nach Peking. Mir ist es egal, ob ihr demonstriert bis zum Umfallen, wenn es mein Leben nicht beeinträchtigt. Wenn doch, dann bin ich sehr ärgerlich."
    China kann die Proteste mittlerweile nicht mehr einfach verschweigen. Die Staatsmedien berichten. Das Fernsehen zeigt allerdings keine Bilder der gut gelaunten Massendemonstrationen, sondern leere blockierte Straßen, wütende Occupy-Central-Gegner und Experten, die den wirtschaftlichen Schaden beziffern. Die "Volkszeitung", das Parteiorgan der Kommunisten, widmet dem Thema am Sonntag sogar vier Artikel. Darin werden die Proteste scharf verurteilt.