Kölns Polizeipräsident ließ keine Zweifel aufkommen:
"Der kommende Sonntag wird ein schwerer Tag. Ein schwerer Tag für Köln und für die Kölner Polizei."
So Wolfgang Albers auf der Pressekonferenz vor einem Wochenende, das die Domstadt erneut in einen Ausnahmezustand versetzen wird. Nachdem vor einer Woche erst ein Attentat mit fremdenfeindlichen Motiven auf die mittlerweile zur Kölner Oberbürgermeisterin gewählten ehemaligen Sozialdezernentin Henriette Reker verübt wurde, hat für dieses Wochenende die Gruppe "Hooligans gegen Salafisten", kurz Hogesa, eine Veranstaltung angemeldet. Unter dem Titel "Köln 2.0", will die Gruppierung an die Ereignisse aus dem Oktober 2014 erinnern, als die Lage am Kölner Hauptbahnhof eskalierte.
"Unser Land, unser Staat."
Knapp 5.000 Hooligans standen damals nur 1.300 Beamten gegenüber, es gab Ausschreitungen, ein Mannschaftswagen der Polizei wurde umgekippt, fast 50 Polizeibeamte wurden verletzt. Auch deswegen versuchte Polizeipräsident Albers seit Ende September, die kommende Veranstaltung komplett verbieten zu lassen, doch die Verwaltungsgerichte in Köln und Münster untersagten zwar einen Umzug, genehmigten letztendlich eine Standkundgebung. Für Polizeipräsident Albers nur schwer nachvollziehbar:
14 Ereignisorte von Protest und Gegenprotest
"Ich frage mich, wie gewaltaffin muss ein Veranstalter sein? Was muss auf Veranstaltungen noch passieren? Was müssen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte noch ertragen, bis man zu einem Verbot einer Versammlung kommt?"
Die nun stattfindende Kundgebung soll nach Willen der Polizei – und vorbehaltlich weiterer juristischer Auseinandersetzungen – am Sonntag auf einem von der Polizei kontrollierbaren Gebiet auf der dem Kölner Dom gegenüberliegenden Rheinseite stattfinden. Die Kölner Polizei wird dann mit fast 3.500 Beamten, weiteren Kontingenten der Bundespolizei, sowie mehreren Wasserwerfern, einem Hubschrauber, Pferde- sowie Hundesstaffeln, im Einsatz sein wird, um die Situation unter Kontrolle zu behalten. Es ist einer der größten Einsätze der Kölner Polizeigeschichte. Doch während der Hogesa-Titel "Köln 2.0" suggerieren würde, dass die Veranstaltung aus dem vergangen Jahr einfach wiederholt werden würde, ist für Michael Temme, den Einsatzleiter der Kölner Polizei, die Lage nun komplexer:
"Wir haben diesmal bis zu 14 Ereignisorte von Protest und Gegenprotest, sieben Versammlungsanmeldungen, mit bis zu 23.000 Teilnehmern. Das haben wir in dieser Größenordnung im letzten Jahr überhaupt nicht gehabt."
"Gewaltbereitschaft relativ hoch"
Während nun am Sonntag von 14 Uhr an die Hogesa-Kundgebung stattfinden soll, folgt an gleicher Stelle von 16 Uhr an eine Veranstaltung der wohl gleichgesinnten Bewegung "Kölner gegen die Islamisierung des Abendlandes", kurz Kögida. Dagegen stellen sich unter anderem die Initiativen "Köln stellt sich quer", die "AG Arsch huh" und das Kulturfest "Birlikte". Alle Veranstalter rechnen mit Tausenden Besuchern, die Polizei mit Übergriffen. Noch einmal Einsatzleiter Temme:
"Wir wissen, dass auf beiden Seiten erstens die Gewaltbereitschaft relativ hoch ist mittlerweile. Wir wissen, dass auf beiden Seiten zweitens die Hemmschwelle auch schwere Verletzungen beim Gegner in Kauf zu nehmen, auch bei der Polizei in Kauf zu nehmen, sehr gering ist."
Ob unter diesen Voraussetzungen der Aufruf aller demokratischen Parteien im Kölner Stadtrat, diesen Sonntag mit friedlichen Aktionen zu verbringen, Wirkung zeigen wird, erscheint da, mehr als fraglich.