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Hormonersatztherapie
"Neue Studie untermauert erhöhtes Brustkrebsrisiko"

Eine neue Studie zur Hormonersatztherapie bewertet die Gynäkologin Marion Kiechle als hilfreich für die Aufklärung. Ein erhöhtes Brustkrebsrisiko sei schon bekannt, Neuigkeiten gebe es jedoch zum Beispiel bezüglich der Präparate, sagte sie im Dlf. Die Empfehlungspraxis verändere sich jedoch nicht.

Marion Kiechle im Gespräch mit Ralf Krauter |
Unterschiedliche Hormonpräparate für Frauen in den Wechseljahren, aufgenommen in der Mainzer Bacchus-Apotheke
Schon lange ist bekannt, dass Hormonpräparate das Risiko für Brustkrebs steigern (picture-alliance / dpa /epd / Nicola O'sullivan)
Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen: Frauen in den Wechseljahren leiden häufig darunter, weil sich der Hormonhaushalt ihre Körpers umstellt. Um die Beschwerden zu lindern, machen viele Frauen ab Mitte 40 eine Hormonersatztherapie, bei der sie - oft mehrere Jahre lang - Hormonpräparate nehmen. Was viele nicht so genau wissen: Die Hormontherapie erhöht langfristig das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. So das Ergebnis einer groß angelegten Studie im Fachmagazin Lancet, in die Daten von einer halben Millionen Frauen eingeflossen sind.
Auch reine Östrogenpräparate erhöhen das Risiko
Professor Marion Kiechle, Direktorin der Klinik für Frauenheilkunde am Klinikum rechts der Isar in München, finde diese Studie sehr hilfreich für die Aufklärung über eine Hormontherapie für Frauen in der Menopause, weil sie den Focus auf Brustkrebs richte. Die Studie untermauere, was schon aus einer WHO-Studie bekannt sei - nämlich dass Frauen ihr Brustkrebsrisiko erhöhten, sagte sie im Dlf. Die neue Studie habe aber unterschieden zwischen Kombinationspräparaten aus Östrogenen und Gestagenen und reinen Östrogenpräparaten. Ein neues Ergebnis sei die Tatsache, "dass nicht nur Frauen mit Kombinationspräparaten erhöhtes Risiko haben, sondern auch die mit reinen Östrogenpräparaten. Das ist möglich bei Frauen, die keine Gebärmutter mehr haben. Aus den bisherigen Daten, die wir kannten, war kein erhöhtes Risiko abzulesen, das scheint aber doch der Fall zu sein".
Dauer der Einnahme und Alter entscheidend
Bis zu zehn Jahre bleibe je nach Hormonen das Brustkrebsrisiko bestehen, so Kiechle. Die Studie habe auch bestätigt, dass das Risiko davon abhänge, wie lange ein Frau Hormone eingenommen habe: "Je länger sie Hormone eingenommen hat, insbesondere wenn länger als fünf Jahre, dann steigt das Risiko beträchtlich in die Höhe."
Eine neue Erkenntnis sei auch, dass bei jüngeren Frauen das Brustkrebsrisiko höher sei. "Man dachte, wenn man früher mit der Behandlung anfängt, ist das Risiko geringer, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Das Brustkrebsrisiko ist bei den jüngeren Frauen höher." Das Risiko sei bei Frauen, die mit 45 oder 50 Jahren die Behandlung anfingen, höher, als wenn sie 60 Jahre alt seien. Dafür steige bei älteren Frauen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Keine Änderung der Empfehlungspraxis
Die Studie helfe zwar noch mal in der Bewertung, aber die Frauenärzte wüssten schon um das Brustkrebsrisiko aus der bekannten WHO-Studie, die immer noch Bestand habe. Insofern werde sich auf keinen Fall die Empfehlungspraxis verändern. Wichtig sei jedoch, die Behandlung so kurz wie möglich durchzuführen.