Vom Mittelalter bis zum 19.Jahrhundert besaß der Bremer Rat das Stadt-Privileg zum Ausschank von Weißwein. Gastwirte und Händler waren aus steuerlichen Gründen verpflichtet, ihre Weine im sogenannten Stadtweinkeller, dem späteren Ratskeller, zu lagern. Mit über 1000 Sorten deutscher Qualitätsweine verfügt der Ratskeller heute über das weltweit größte Sortiment.
Karl Josef Krötz heißt der Herr der edlen Weine, der seit mehr als 20 Jahren das Amt des Ratskellermeisters von Bremen innehat und von einem kleinen Weingut an der Mosel stammt:
"Das liegt zwischen Koblenz und Trier an der Terrassenmosel. Dort, wo ich herkomme, sind die steilsten Weinberge Europas. Selbst aus einem kleinen Weingut stammend, hab ich natürlich von klein auf diese Arbeit mitbekommen; das da auch Sorgen und Nöte dahinter stecken. Gerade dort die Ecke, wo ich herkomme, hat's am schwersten, vielleicht in ganz Deutschland, weil die packen - wie vor 2000 Jahren die Römer-, packen sie die Hacke in die Hand, um dem kargen Boden an den steilsten Hängen das edle Gold abzuringen. Und wenn das nicht wäre im Herbst, dann würden von heute auf morgen Tannebäume gepflanzt. Die brauchen dort sehr viel Idealismus und das hab ich mit übertragen. Dann hab ich noch Weinbau studiert."
Jahr für Jahr reist der Ratskellermeister durch Deutschlands Weinregionen, verkostet unzählige Rebsorten und für viele Winzer stellt es eine große Ehre dar, wenn er bei ihnen probiert und im besten Falle ein positives Urteil fällt und bestellt. Rund 3000 Weine jährlich sind es, die der Profi beurteilt.
"Leber ist noch in Ordnung. Das klappt aber nur, wenn sie konsequent praktisch jeden Wein ausspucken."
An die 500.000 Flaschen pro Jahr werden im Ratskeller angeliefert, stichprobenartig geprüft, neu verpackt, im Direktverkauf veräußert, an die gehobene Gastronomie deutschlandweit und an Weinliebhaber weltweit verschickt.
In dem über 5000 Quadratmeter großen Kellergewölbe, das nur im Rahmen exklusiver Führungen besucht werden kann, reifen weitere exquisite Flaschenweine in den hohen Regalen der sogenannten Schatzkammer.
"Hier lagern die großen Weine aus berühmten Lagen von nicht weniger berühmten Weingütern. Mittlerweile fast 200 verschiedene Trockenbeerenauslesen. Das sind die edelsüßen Granaten, womit der deutsche Wein in der Welt berühmt geworden ist. Der preiswerteste Wein, der hier liegt, kostet 100 Euro. Und der teuerste 6.500 Euro die Flasche."
Die Begehung des Gewölbes mahnt an das Mittelalter: dunkel, kühl und etwas unheimlich. Jeden Moment erwartet man eine Ratte, die um die Ecke flitzt. Nein, beruhigt der Kellermeister die gibt es hier wirklich nicht.
Dafür hängen Spinnweben in den Ecken und manche Etiketten der gelagerten Flaschenweine, der älteste aus dem Jahr 1727, haben Patina angesetzt und sind kaum noch lesbar.
Das eigentliche Heiligtum des Gewölbes, das durch ein schweres Eisentor gesichert ist, ist ein eher kleiner, düsterer Raum, in dem es etwas modrig, ein wenig süßlich nach Sherry, Kerzenwachs und unbedingt nach ganz viel Geschichte riecht.
Hier stehen Holzfässer, in denen die ältesten Fassweine Deutschlands lagern. Eines der Fässer thront auf einem Podest. Ein Tisch mit weißem Tuch und Kerzenständer geschmückt, lässt das Ganze wie einen Altar wirken.
In diesem Fass ruht ein Wein aus dem Jahr 1653 – Rüdesheimer Rose – nicht mehr wirklich trinkbar, aber von unschätzbarem Wert für Weinexperten, historisch ideel betrachtet.
1996 durften ihn eine Handvoll geladener Weinjournalisten verkosten:
"Da hab ich den Teilnehmern mal drei Tropfen von diesem bernsteinfarbenen Gold mit schwarzen Reflexen einpipetiert ins Glas, die dann so tranig die Glaswand sich runtergehangelt haben und dann konnte man, zurück versetzt in dies Jahrhundert, die Besonderheit dieses Weines wahrnehmen, der Geschmack hat, wie es in diesem Keller riecht, sherrysiert, moderisiert, Trockenfrüchte, unheimliche Länge, versehen mit einer Spitzensäure und einer großartigen Ehrwürdigkeit. Das war für mich selbst ein absolutes Highlight in meiner 22-jährigen Tätigkeit unter Tage im Ratskeller."
Die urig eingerichtete, auf mehrere Räume verteilte Weingaststätte mit ihren insgesamt 800 Sitzplätzen befindet sich ein paar labyrinthische Gänge weiter.
In vergangenen Zeiten erfuhr der Bremer Ratskeller regelmäßig hohen Besuch von Kaisern, Fürsten, Dichtern und Denkern. Heinrich Heine erinnert in seinem "Buch der Lieder" von 1825 an ein weinseliges Erlebnis, vermutlich durfte er im Vorfeld seiner Notizen unter anderem von der beschriebenen Rüdesheimer Rose kosten:
Zitat: "Das ist die Rose der Rosen, je älter sie wird, je lieblicher blüht sie. Und ihr himmlischer Duft, er hat mich beseligt, er hat mich begeistert, er hat mich berauscht und hielt mich nicht fest, am Schopfe fest, der Ratskellermeister von Bremen, ich wäre gepurzelt."
Karl Josef Krötz heißt der Herr der edlen Weine, der seit mehr als 20 Jahren das Amt des Ratskellermeisters von Bremen innehat und von einem kleinen Weingut an der Mosel stammt:
"Das liegt zwischen Koblenz und Trier an der Terrassenmosel. Dort, wo ich herkomme, sind die steilsten Weinberge Europas. Selbst aus einem kleinen Weingut stammend, hab ich natürlich von klein auf diese Arbeit mitbekommen; das da auch Sorgen und Nöte dahinter stecken. Gerade dort die Ecke, wo ich herkomme, hat's am schwersten, vielleicht in ganz Deutschland, weil die packen - wie vor 2000 Jahren die Römer-, packen sie die Hacke in die Hand, um dem kargen Boden an den steilsten Hängen das edle Gold abzuringen. Und wenn das nicht wäre im Herbst, dann würden von heute auf morgen Tannebäume gepflanzt. Die brauchen dort sehr viel Idealismus und das hab ich mit übertragen. Dann hab ich noch Weinbau studiert."
Jahr für Jahr reist der Ratskellermeister durch Deutschlands Weinregionen, verkostet unzählige Rebsorten und für viele Winzer stellt es eine große Ehre dar, wenn er bei ihnen probiert und im besten Falle ein positives Urteil fällt und bestellt. Rund 3000 Weine jährlich sind es, die der Profi beurteilt.
"Leber ist noch in Ordnung. Das klappt aber nur, wenn sie konsequent praktisch jeden Wein ausspucken."
An die 500.000 Flaschen pro Jahr werden im Ratskeller angeliefert, stichprobenartig geprüft, neu verpackt, im Direktverkauf veräußert, an die gehobene Gastronomie deutschlandweit und an Weinliebhaber weltweit verschickt.
In dem über 5000 Quadratmeter großen Kellergewölbe, das nur im Rahmen exklusiver Führungen besucht werden kann, reifen weitere exquisite Flaschenweine in den hohen Regalen der sogenannten Schatzkammer.
"Hier lagern die großen Weine aus berühmten Lagen von nicht weniger berühmten Weingütern. Mittlerweile fast 200 verschiedene Trockenbeerenauslesen. Das sind die edelsüßen Granaten, womit der deutsche Wein in der Welt berühmt geworden ist. Der preiswerteste Wein, der hier liegt, kostet 100 Euro. Und der teuerste 6.500 Euro die Flasche."
Die Begehung des Gewölbes mahnt an das Mittelalter: dunkel, kühl und etwas unheimlich. Jeden Moment erwartet man eine Ratte, die um die Ecke flitzt. Nein, beruhigt der Kellermeister die gibt es hier wirklich nicht.
Dafür hängen Spinnweben in den Ecken und manche Etiketten der gelagerten Flaschenweine, der älteste aus dem Jahr 1727, haben Patina angesetzt und sind kaum noch lesbar.
Das eigentliche Heiligtum des Gewölbes, das durch ein schweres Eisentor gesichert ist, ist ein eher kleiner, düsterer Raum, in dem es etwas modrig, ein wenig süßlich nach Sherry, Kerzenwachs und unbedingt nach ganz viel Geschichte riecht.
Hier stehen Holzfässer, in denen die ältesten Fassweine Deutschlands lagern. Eines der Fässer thront auf einem Podest. Ein Tisch mit weißem Tuch und Kerzenständer geschmückt, lässt das Ganze wie einen Altar wirken.
In diesem Fass ruht ein Wein aus dem Jahr 1653 – Rüdesheimer Rose – nicht mehr wirklich trinkbar, aber von unschätzbarem Wert für Weinexperten, historisch ideel betrachtet.
1996 durften ihn eine Handvoll geladener Weinjournalisten verkosten:
"Da hab ich den Teilnehmern mal drei Tropfen von diesem bernsteinfarbenen Gold mit schwarzen Reflexen einpipetiert ins Glas, die dann so tranig die Glaswand sich runtergehangelt haben und dann konnte man, zurück versetzt in dies Jahrhundert, die Besonderheit dieses Weines wahrnehmen, der Geschmack hat, wie es in diesem Keller riecht, sherrysiert, moderisiert, Trockenfrüchte, unheimliche Länge, versehen mit einer Spitzensäure und einer großartigen Ehrwürdigkeit. Das war für mich selbst ein absolutes Highlight in meiner 22-jährigen Tätigkeit unter Tage im Ratskeller."
Die urig eingerichtete, auf mehrere Räume verteilte Weingaststätte mit ihren insgesamt 800 Sitzplätzen befindet sich ein paar labyrinthische Gänge weiter.
In vergangenen Zeiten erfuhr der Bremer Ratskeller regelmäßig hohen Besuch von Kaisern, Fürsten, Dichtern und Denkern. Heinrich Heine erinnert in seinem "Buch der Lieder" von 1825 an ein weinseliges Erlebnis, vermutlich durfte er im Vorfeld seiner Notizen unter anderem von der beschriebenen Rüdesheimer Rose kosten:
Zitat: "Das ist die Rose der Rosen, je älter sie wird, je lieblicher blüht sie. Und ihr himmlischer Duft, er hat mich beseligt, er hat mich begeistert, er hat mich berauscht und hielt mich nicht fest, am Schopfe fest, der Ratskellermeister von Bremen, ich wäre gepurzelt."