Petöfi Csarnok, ein beliebter Konzertsaal im Budapester Stadtpark. Auf der Bühne: "Kárpátia", die bekannteste Band der ungarischen Rechtsrockszene.
Der Sänger erzählt von einer Schülerin. Die habe ihm davon berichtet, dass die Kinder monatlich jüdische Lieder einstudieren müssten. Buhrufe im Publikum.
Das Gegenprogramm der Band: heimattreue Texte. Warum denn in den Schulen nicht an ein Schulgebet der 20er-Jahre erinnert werden könne. Ich glaube an einen Gott, ich glaube an meine Heimat, ich glaube an die göttliche Gerechtigkeit.
Die Fans sind begeistert. Viele Kahlgeschorene sind gekommen. An Ständen werden T-Shirts mit Großungarn-Landkarte verkauft. Manch einer hebt die Hand zum Hitler-Gruß. Dieser Fan sagt:
"Die Musik geht ins Ohr. Und was sie zu sagen haben, ist ernst. Es tut gut, mit ihnen zu singen. Großungarn, Heimatliebe, ich bin Stolz ein Ungar zu sein. Und das kommt von der Bühne."
Der Friedensvertrag von Trianon nach dem Ersten Weltkrieg ist das Trauma der ungarischen Gesellschaft – und das Topthema der Rechtsextremen. Damals, 1920, verlor Ungarn zwei Drittel seines Territoriums an die Nachbarstaaten. Auch diesem "Kárpátia"-Fan ist das wichtig.
"Das ist die traditionelle Denkart der wahren Ungarn. Was sie uns weggenommen haben, das tut sehr weh. Vielleicht ist das heute nicht mehr in Mode, die Gebiete wieder haben zu wollen, aber es tut weh."
"Kárpátia" und andere Rechtsrockbands liefern den Soundtrack dazu.
Wenige Stunden vorher im ostungarischen Kenderes, dem Geburtsort von Miklós Horthy, dem autoritären Herrscher der 20er-, 30er- und frühen 40er-Jahre. Er hat schon vor den Nazis antijüdische Gesetze erlassen. Und er hat mit Hitler paktiert. Sein wichtigstes außenpolitisches Ziel:Er wollte die Trianon-Gebiete zurück. András Andrássy ist mit einer Abordnung der rechtsextremen Partei Jobbik gekommen, um Horthy am Mausoleum der Familie mit Kränzen zu ehren.
"Heute täte Ungarn ein Horthy gut. Denn er würde es aus der unglaublichen wirtschaftlichen, politischen und moralischen Krise führen."
Es werden wieder Plätze nach Horthy benannt. Gedenktafeln aufgehängt. Statuen aufgestellt. Andere werden entfernt, wie die des Präsidenten der ersten Republik, Mihály Károlyi neben dem Budapester Parlament. Unter Horthy galt Károlyi offiziell als Landesverräter, als derjenige, der Trianon zugelassen hat. György Bolgár, Chefredakteur des oppositionellen Klubradios, erklärt die Rolle rückwärts so.
"Formal war das auch eine Demokratie, aber die Opposition konnte gegen die Horthy-Partei nichts ausrichten. Da ist Horthy ein gutes Vorbild für die Regierung. Ein anderer Aspekt dieser Horthy-Restauration ist dieses: Gerechtigkeit für Ungarn, Trianon wird korrigiert. Das Dritte ist diese meisterhafte Christen-Propaganda: Das heißt hier in Ungarn immer: Nicht die Liberalen, sondern die traditionellen Werte, nicht die Juden."
Viktor Orbán nahestehende Publizisten hetzen offen gegen Juden. Der Ministerpräsident selbst nennt sie "Fremdherzige" – eine Vokabel der Rechtsextremen – er schielt auf die rechtsextremen Wähler. Das ist der Resonanz-Boden, auf dem der Jobbik-Abgeordnete Márton Gyöngyösi diese Woche im Parlament offen Judenlisten fordern konnte.
"Jetzt ist die Zeit, eine Liste der Juden anzufertigen: der hier Lebenden, der in Regierung und Parlament. Da sie ein besonderes Sicherheitsrisiko darstellen."
Der Sänger erzählt von einer Schülerin. Die habe ihm davon berichtet, dass die Kinder monatlich jüdische Lieder einstudieren müssten. Buhrufe im Publikum.
Das Gegenprogramm der Band: heimattreue Texte. Warum denn in den Schulen nicht an ein Schulgebet der 20er-Jahre erinnert werden könne. Ich glaube an einen Gott, ich glaube an meine Heimat, ich glaube an die göttliche Gerechtigkeit.
Die Fans sind begeistert. Viele Kahlgeschorene sind gekommen. An Ständen werden T-Shirts mit Großungarn-Landkarte verkauft. Manch einer hebt die Hand zum Hitler-Gruß. Dieser Fan sagt:
"Die Musik geht ins Ohr. Und was sie zu sagen haben, ist ernst. Es tut gut, mit ihnen zu singen. Großungarn, Heimatliebe, ich bin Stolz ein Ungar zu sein. Und das kommt von der Bühne."
Der Friedensvertrag von Trianon nach dem Ersten Weltkrieg ist das Trauma der ungarischen Gesellschaft – und das Topthema der Rechtsextremen. Damals, 1920, verlor Ungarn zwei Drittel seines Territoriums an die Nachbarstaaten. Auch diesem "Kárpátia"-Fan ist das wichtig.
"Das ist die traditionelle Denkart der wahren Ungarn. Was sie uns weggenommen haben, das tut sehr weh. Vielleicht ist das heute nicht mehr in Mode, die Gebiete wieder haben zu wollen, aber es tut weh."
"Kárpátia" und andere Rechtsrockbands liefern den Soundtrack dazu.
Wenige Stunden vorher im ostungarischen Kenderes, dem Geburtsort von Miklós Horthy, dem autoritären Herrscher der 20er-, 30er- und frühen 40er-Jahre. Er hat schon vor den Nazis antijüdische Gesetze erlassen. Und er hat mit Hitler paktiert. Sein wichtigstes außenpolitisches Ziel:Er wollte die Trianon-Gebiete zurück. András Andrássy ist mit einer Abordnung der rechtsextremen Partei Jobbik gekommen, um Horthy am Mausoleum der Familie mit Kränzen zu ehren.
"Heute täte Ungarn ein Horthy gut. Denn er würde es aus der unglaublichen wirtschaftlichen, politischen und moralischen Krise führen."
Es werden wieder Plätze nach Horthy benannt. Gedenktafeln aufgehängt. Statuen aufgestellt. Andere werden entfernt, wie die des Präsidenten der ersten Republik, Mihály Károlyi neben dem Budapester Parlament. Unter Horthy galt Károlyi offiziell als Landesverräter, als derjenige, der Trianon zugelassen hat. György Bolgár, Chefredakteur des oppositionellen Klubradios, erklärt die Rolle rückwärts so.
"Formal war das auch eine Demokratie, aber die Opposition konnte gegen die Horthy-Partei nichts ausrichten. Da ist Horthy ein gutes Vorbild für die Regierung. Ein anderer Aspekt dieser Horthy-Restauration ist dieses: Gerechtigkeit für Ungarn, Trianon wird korrigiert. Das Dritte ist diese meisterhafte Christen-Propaganda: Das heißt hier in Ungarn immer: Nicht die Liberalen, sondern die traditionellen Werte, nicht die Juden."
Viktor Orbán nahestehende Publizisten hetzen offen gegen Juden. Der Ministerpräsident selbst nennt sie "Fremdherzige" – eine Vokabel der Rechtsextremen – er schielt auf die rechtsextremen Wähler. Das ist der Resonanz-Boden, auf dem der Jobbik-Abgeordnete Márton Gyöngyösi diese Woche im Parlament offen Judenlisten fordern konnte.
"Jetzt ist die Zeit, eine Liste der Juden anzufertigen: der hier Lebenden, der in Regierung und Parlament. Da sie ein besonderes Sicherheitsrisiko darstellen."